"Kirche-am-Ball" - Zeitgeist oder Chance ?

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Pit
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"Kirche-am-Ball" - Zeitgeist oder Chance ?

Beitrag von Pit »

Hallo !

Im "Meßform"-Thread schrieb Ewald (wenn ich mich richtig erinnere!), daß die "Lehmann-Kirche" (ich wusste garnicht, daß Jens Lehmann eine Kirche gegründet hat) immer am "Zeitgeist-Ball" wäre.
Nun, ist eine Initiative und Aktion wie Kirche-am-Ball wirklich eine Form, dem "Zeitgeist" zu dienen (was ist denn der "Zeitgeist") oder nicht vieleicht eine Chance, Leute, die nicht den "Draht" zur Kirche haben, aber Fussball mögen (also auch viele Jugendliche) mal auf etwas andere Weise mit dem Glauben in Kontakt zu bringen ?

Gruß, Pit

hier der Link:
www.kirche-am-ball.de
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Mariamante
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Re: "Kirche-am-Ball" - Zeitgeist oder Chance ?

Beitrag von Mariamante »

Pit hat geschrieben:Hallo !

Im "Meßform"-Thread schrieb Ewald (wenn ich mich richtig erinnere!), daß die "Lehmann-Kirche" (ich wusste garnicht, daß Jens Lehmann eine Kirche gegründet hat) immer am "Zeitgeist-Ball" wäre.
Nun, ist eine Initiative und Aktion wie Kirche-am-Ball wirklich eine Form, dem "Zeitgeist" zu dienen (was ist denn der "Zeitgeist") oder nicht vieleicht eine Chance, Leute, die nicht den "Draht" zur Kirche haben, aber Fussball mögen (also auch viele Jugendliche) mal auf etwas andere Weise mit dem Glauben in Kontakt zu bringen ?

Gruß, Pit

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Es gibt verschiedene Formen, die Menschen für den Glauben und die Kirche zu begeistern. Manches mag gut gemeint sein- und doch erinnern mich solche "Fussballaktionen" an folgende Anekdote:

Dialog zwischen zwei Pfarrern über die Frage, wie man den Kirchenbesuch wieder beleben könne: " Wir haben jetzt gepolsterte Sitze, die Kniebänke sind abgeschafft, jede Woche halten wir einen Vortrag über aktuelle Themen, und zweimal im Monat spielt eine Jazzkapelle. Aber die Kirche wird und wird nicht voll. Können Sie mir wohl sagen, was wir noch versuchen sollen? " " Lieber Mitbruder, ich würde es mal mit Religion versuchen."
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Pit
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Re: "Kirche-am-Ball" - Zeitgeist oder Chance ?

Beitrag von Pit »

Hallo !

Du hast sicher recht, daß manchmal gut gemeint das Gegenteil von gut ist. Aber Du schreibst selber, daß es verschiedene Formen gibt, um Menschen für den Glauben zu begeistern.
Und kann so eine Methode - sinnvoll angewandt - nicht eine (!) Form sein ?
Natürlich sollte es nicht in reinen Aktionismus ausarten - keine Frage.
Aber wenn ich z.B. sport- und fussballbegeisterten Jugendlichen (um nur eine Gruppe zu nennen) auf so eine Weise deutlich machen kann, daß Gott im "Spiel" des Lebens das Sagen haben sollte, und daß man auch im Leben "fair spielen" und den anderen - trotz seiner Schwächen - achten sollte - was spricht dann dagegen, die "Sprache des Sportes" in der Verkündigung zu nutzen?
Schrieb nicht Paulus schon von dem Ziel, daß wir Christen beim "Lauf" unseres Lebens im Blick behalten sollten, um am Ende den Lorbeerkranz zu erhalten ?

Gruß, Pit
Mariamante hat geschrieben:
Es gibt verschiedene Formen, die Menschen für den Glauben und die Kirche zu begeistern. Manches mag gut gemeint sein-...."
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Mariamante
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Re: "Kirche-am-Ball" - Zeitgeist oder Chance ?

Beitrag von Mariamante »

Du hast sicher recht, daß manchmal gut gemeint das Gegenteil von gut ist. Aber Du schreibst selber, daß es verschiedene Formen gibt, um Menschen für den Glauben zu begeistern.
Ein hl. Don Bosco hat die Jugend auch für Gott gewonnen. Es war vor allem die Liebe welche die Jugendlichen von Turin in Don Bosco verspürten, die ihr Herz berührte. Aber ich denke es war bei Don Bsosco auch so:Wenn Spiel, dann Spiel, wenn Gebet, dann Gebet. Alles zu seiner Zeit, wie es auch im Buch Kohelet steht. Und ich vermute, dass es auch bei Don Bosco mehr seine Gebete, seine Liebe und Hingabe an Gott waren, welche die Jugend für Gott begeistert hat als seine Spiele mit den Jugendlichen oder Zauberkunststücke.
Und kann so eine Methode - sinnvoll angewandt - nicht eine (!) Form sein ?
Natürlich sollte es nicht in reinen Aktionismus ausarten - keine Frage.
Aber wenn ich z.B. sport- und fussballbegeisterten Jugendlichen (um nur eine Gruppe zu nennen) auf so eine Weise deutlich machen kann, daß Gott im "Spiel" des Lebens das Sagen haben sollte, und daß man auch im Leben "fair spielen" und den anderen - trotz seiner Schwächen - achten sollte - was spricht dann dagegen, die "Sprache des Sportes" in der Verkündigung zu nutzen?
Sicher kann man Anknüpfungspunkte finden- wenn man dabei nicht überzieht. Ich habe den Eindruck, dass eine klare Verkündigung des Evangeliums verbunden mit einer am Evangelium orientierten Spiritualität die Herzen der Jugendlichen sehr gut erreichen kann. Ich denke es ist mehr die Gnade Gottes, welche die Menschen berührt als diese oder jene Aktion.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Es ist natürlich Aufgabe der Kirche Regionale Geschenen zu bewerten und kommentieren. Nur kriege ich von Kirche am Ball genau so wenig mit, wie Kirche gegen Einführung der Abtreibung und Homoehe.
Die Bundesrepublik Deutschland setzt sich übrigens wehement für Rauchen im Allgemeinen ein. Wieso stört das weder die Fifa noch die Kirche?

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Pit
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Beitrag von Pit »

Wie meinst Du das ?

Ja, die Kirche soll(te) - soweit nötig - regionale Geschehen bewerten und kommentieren. Da bin ich ganz Deiner Meinung.
Ja, die Kirche sollte meiner Meinung nach Möglichkeiten und Chancen nutzen, um Menschen, die keinen Bezug zum Glauben haben, oder ihn verloren haben, auf den Glauben anzusprechen und die Menschen für den Glauben zu begeistern. Und "begeistern" hat nicht ohne Grund mit "Geist", nämlich dem Heiligen Geist Gottes zu tun.
Was das von angeführte Fehlen des kirchlichen Verhaltens (ich nenne es mal so) betrifft, kann ich aus eigener Erfahrung zwei Punkte anführen:
1. Die Kirche als solche - nicht nur die Amtskirche - ist am Ball.
Ja, die "Amtskirche" hat leider manche Jahre über vergessen, mehr hinzuhören, was die Basis (der normale Gläubige) denkt und fühlt.
Wenn mir Jugendliche erzählen, daß sie mit dem Pfarrer nicht mehr über Probleme reden können, "weil der ("dank" des Termindrucks) ja nie Zeit hat", und gleichzeitig "Traditionalisten" sich darüber beschweren, daß es Pastoralreferenten gibt (die dem Pfarrer Büroarbeit abnehmen (!) könnten, dann ist das blamabel.
2. Die Einstellung der Kirche zu den verschiedensten Themen lediglich auf Abtreibung und "Homoehe" zu beschränken halte ich für reichlich einseitig.
Was wird denn - seitens des Staates - dafür getan, daß junge, oftmals alleinstehende, Frauen erst garnicht abtreiben müssen?
Und es fordert - auch seitens der Unionsparteien - niemand eine HomoEHE, also eine sakramentale Handlung gegenüber Homosexuellen, sondern es wird über die rechtliche Stellung einer gleichgeschlechtlichen PARTNERSCHAFT debattiert, was etwas vollkommen anderes ist.

Kurzum:

Trotz vorhandener Defizite im Bereich der Pastoral (an denen die Kirche leider nicht ganz unschuldig ist) gibt es hierzulande eine aktive Kirche, ein aktives Kirchenvolk und - viel Potential auf beiden Seiten.
"Kirche-am-Ball" ist ein Beispiel dafür!

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Es ist natürlich Aufgabe der Kirche Regionale Geschenen zu bewerten und kommentieren. Nur kriege ich von Kirche am Ball genau so wenig mit, wie Kirche gegen Einführung der Abtreibung und Homoehe.
Die Bundesrepublik Deutschland setzt sich übrigens wehement für Rauchen im Allgemeinen ein. Wieso stört das weder die Fifa noch die Kirche?
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben: Was wird denn - seitens des Staates - dafür getan, daß junge, oftmals alleinstehende, Frauen erst garnicht abtreiben müssen?
Und es fordert - auch seitens der Unionsparteien - niemand eine HomoEHE, also eine sakramentale Handlung gegenüber Homosexuellen, sondern es wird über die rechtliche Stellung einer gleichgeschlechtlichen PARTNERSCHAFT debattiert, was etwas vollkommen anderes ist.
Man kann auch über verantwortliche Sexualität mit Tieren und Kindern debattieren. Was die im Bundestag befindlichen Parteien machen ist mir auch egal, weil ich nur alle paar Jahre durch Wahl meine Meinung ausdrücken kann.
Die lokale Abteilung der Kirche in Deutschland ist für mich zu unpolitisch. Man organisiert von Seiten der Kirche nicht einmal Demonstrationen gegen die Regierung. Als Teil dieses lokalen Weltgebietes, muss auch die hier lokal ansässige Kirche die Interessen Gottes vertreten und den Angehörigen der Kirche ist es nicht zu zumuten in einem Staat der Abtreibung und Homoehe zu leben.
Ich wüßte gerne, wie viele Politiker der zu Kardinal Lehmanns geladenen Geburtagsparty gegen Abtreibung und Homoehe gestimmt haben.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo "Knecht",

zwei Fragen an Dich:

1. Inwieweit sollte Deiner Meinung nach die "lokale Abteilung der Kirche" (ich schätze, Du meinst die DBK) politischer sein?

2. Was sind Deiner Meinung nach die "Interessen Gottes" ?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:
Die lokale Abteilung der Kirche in Deutschland ist für mich zu unpolitisch. Man organisiert von Seiten der Kirche nicht einmal Demonstrationen gegen die Regierung. Als Teil dieses lokalen Weltgebietes, muss auch die hier lokal ansässige Kirche die Interessen Gottes vertreten
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Edi
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Beitrag von Edi »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Die lokale Abteilung der Kirche in Deutschland ist für mich zu unpolitisch. Man organisiert von Seiten der Kirche nicht einmal Demonstrationen gegen die Regierung. Als Teil dieses lokalen Weltgebietes, muss auch die hier lokal ansässige Kirche die Interessen Gottes vertreten und den Angehörigen der Kirche ist es nicht zu zumuten in einem Staat der Abtreibung und Homoehe zu leben.
Ich wüßte gerne, wie viele Politiker der zu Kardinal Lehmanns geladenen Geburtagsparty gegen Abtreibung und Homoehe gestimmt haben.
Die Kirche in Deutschland ist doch finanziell zu sehr mit dem Staat verbandelt. Wie man hört, sollen die deutschen Bischöfe auch ihre Gehälter vom Staat erhalten. Auch die Kirchensteuern werden vom Staat eingetrieben. Dazu zahlt der Staat auch die Gehälter der Theologieprofessoren und anderes mehr. Wie sollen da die Bischöfe ein klares Wort reden, wo sie so abhängig sind?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Auf private Initiative gibt es jetzt eine neue Bibelsuchmaschine für die Einheitsübersetzung.

Die Suchmaschine legt Wert auf hohen Komfort.

Neben erweiterten Funktionen für das Neue Testament ist jetzt auch das Alte Testament erschlossen.

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Mariamante
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Beitrag von Mariamante »

Edi hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Die lokale Abteilung der Kirche in Deutschland ist für mich zu unpolitisch. Man organisiert von Seiten der Kirche nicht einmal Demonstrationen gegen die Regierung. Als Teil dieses lokalen Weltgebietes, muss auch die hier lokal ansässige Kirche die Interessen Gottes vertreten und den Angehörigen der Kirche ist es nicht zu zumuten in einem Staat der Abtreibung und Homoehe zu leben.
Ich wüßte gerne, wie viele Politiker der zu Kardinal Lehmanns geladenen Geburtagsparty gegen Abtreibung und Homoehe gestimmt haben.
Die Kirche in Deutschland ist doch finanziell zu sehr mit dem Staat verbandelt. Wie man hört, sollen die deutschen Bischöfe auch ihre Gehälter vom Staat erhalten. Auch die Kirchensteuern werden vom Staat eingetrieben. Dazu zahlt der Staat auch die Gehälter der Theologieprofessoren und anderes mehr. Wie sollen da die Bischöfe ein klares Wort reden, wo sie so abhängig sind?
Wenn sich die Kirche zu sehr mit dem Staat verbandelt, geht die Spiritualität den Bach hinunter. Mein Vater zitierte manchmal den Spruch:"Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing." Die Bischöfe sollten sich vor allem Jesus Christus, dem Evangelium verpflichtet fühlen- aber nicht dem Zeitgeist und einem "Brötchengeber".
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Uwe Schmidt
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Re: "Kirche-am-Ball" - Zeitgeist oder Chance ?

Beitrag von Uwe Schmidt »

Pit hat geschrieben:Hallo !

Im "Meßform"-Thread schrieb Ewald (wenn ich mich richtig erinnere!), daß die "Lehmann-Kirche" (ich wusste garnicht, daß Jens Lehmann eine Kirche gegründet hat) immer am "Zeitgeist-Ball" wäre.
Nun, ist eine Initiative und Aktion wie Kirche-am-Ball wirklich eine Form, dem "Zeitgeist" zu dienen (was ist denn der "Zeitgeist") oder nicht vieleicht eine Chance, Leute, die nicht den "Draht" zur Kirche haben, aber Fussball mögen (also auch viele Jugendliche) mal auf etwas andere Weise mit dem Glauben in Kontakt zu bringen ?

Gruß, Pit

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Also ich finde auch, solche Aktionen bringen nicht viel und sind eher lächerlich. Es ist eben zur Zeit einmal so, dass sich die Europäer nicht so besonders für Glaube und Religion interessieren. Wer interessiert sich denn ernsthaft für Buddhismus, Islam oder nordische Götter? Das ist alles vernachlässigbar als Erscheinung und kaum der Rede wert.
Bevor nicht eine große Katastrophe kommt, kommen die Leute auch nicht mehr in die Kirche.

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