Stundenbuch

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Max
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Stundenbuch

Beitrag von Max »

Hallo, warum gibt es im stundenbuch eigentlich ab 17. dezember ein eigenes offizium vom jeweiligen tag? Hat das was mit der 1 "restwoche" bis zur geburt christi zu tun?
Danke für eure antworten
Max
Liebe Grüße
Max

"one day I´ll fly away"

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Niels
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Beitrag von Niels »

In den sieben Tagen vor Weihnachten wird täglich ein Vers der "O-Antiphonen" gesungen. Diese sieben Antiphonen, so wegen ihres O-Anrufes jeweils am Anfang genannt, stammen aus dem frühen Mittelalter.
Zuletzt geändert von Niels am Freitag 19. Dezember 2003, 19:43, insgesamt 2-mal geändert.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Diese Tage - die Zeit der sog. O-Antiphonen - haben einen besonderen liturgischen Rang (den gleichen wie die Fastenzeit). Die Tage dienen der besonderen Vorbereitung auf Weihnachten.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Beitrag von Niels »

Hier eine schöne, freiere Textübertragung, die sich auch zum Singen eignet:

1. O Weisheit aus des Höchsten Mund, / die du umspannst des Weltalls Rund / und alles lenkst mit Kraft und Rat: / komm, weise uns der Klugheit Pfad.

2. O Adonai, du starker Gott, / du gabst dem Mose dein Gebot / auf Sinai im Flammenschein: / streck aus den Arm, uns zu befrein.

3. O Wurzel Jesse und sein Sproß, / der Völ­ker Hoffnungszeichen groß: / Verstummen laß Haß und Gewalt. / komm zur Erlösung, komme bald.

4. O Schlüssel Davids, dessen Kraft / uns kann entziehn der ew­gen Haft; / komm, führ uns aus des Todes Nacht; / wohin die Sün­de uns gebracht.

5. O Aufgang, Glanz der Ewigkeit, / du Sonne der Gerechtigkeit: / erleuchte doch mit deiner Pracht / die Finsternis und Todesnacht.

6. O König, Sehnsucht aller Welt, / du Eckstein, der sie eint und hält; / o komm zu uns, o Herrscher mild, / und rette uns, dein Ebenbild.

7. O „Gott mit uns“, Immanuel, / du Fürst des Hauses Israel, / o Hoffnung aller Völker du: / komm, führ uns deinem Frieden zu.
Zuletzt geändert von Niels am Mittwoch 17. Dezember 2003, 09:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
Beiträge: 26999
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Beitrag von Juergen »

Niels hat geschrieben:Hier eine schöne, freiere Textübertragung, die sich auch zum Singen eignet
Siehe Gotteslob: Nr. 112
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Max
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Beitrag von Max »

Besten dank.
:)
Liebe Grüße
Max

"one day I´ll fly away"

kaisa
Beiträge: 35
Registriert: Montag 8. November 2004, 19:31

Beitrag von kaisa »

Hallo!
ich muss diesen Thread nochmals aufgreifen. Es gibt ja eine Reihe von Stundenbüchern, bzw. verschiedene Ausgaben sollte ich treffender sagen. (z.B. "Kleines Stundenbuch, im Jahreskreis", "Stundenbuch, Komplet", dann noch für Advents- bzw. Osterzeit).

Wo liegen dort eigentlich die Unterschiede? Ich vermute die Bücher sind irgendwie zusammengekürzt, aber nach welchem Schema?
Und eine Frage an alle: welches habt Ihr?

viele Grüße,
Kai

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

kaisa hat geschrieben:Hallo!
ich muss diesen Thread nochmals aufgreifen. Es gibt ja eine Reihe von Stundenbüchern, bzw. verschiedene Ausgaben sollte ich treffender sagen. (z.B. "Kleines Stundenbuch, im Jahreskreis", "Stundenbuch, Komplet", dann noch für Advents- bzw. Osterzeit).

Wo liegen dort eigentlich die Unterschiede? Ich vermute die Bücher sind irgendwie zusammengekürzt, aber nach welchem Schema?
Und eine Frage an alle: welches habt Ihr?

viele Grüße,
Kai
Es gibt zunächt mal das Stundenbuch, das das komplette Stundengebet enthält, wie es z.B. den Priestern zu beten aufgetragen ist. Das umfaßt Laudes, kleine Horen (Terz, Sext und Non, von denen nur eine verpflichtend ist), Vesper, Komplet und die nicht an eine Tageszeit gebundene Lesehore. Da manche Texte in den geprägten Zeiten abweichen und nicht alles in einen Band paßt, der dann noch gut zu handhaben ist, gibt es drei Bände: Jahreskreis, Advent und Weihnachtszeit, Fasten- und Osterzeit. Dazu gibt es für die Lesehore noch Hefte, die die Texte enthalten, die dann gelesen werden sollen.

Das kleine Stundenbuch enthält die "großen Horen" Laudes und Vesper sowie die Komplet, die für alle, die nicht zum vollen Stundengebet verpflichtet sind, aber dennoch daran teilnehmen wollen, besonders empfohlen sind. Die Texte im kleinen Stundenbuch stimmen mit denen im "großen" überein, man kann also gemeinsam beten, auch wenn einer das kleine, einer das große hat (im großen gibt es z.T. Auswahlmöglichkeiten, z.B. bei Hymnen, die das kleine nicht so hat); das kleine Stundenbuch ist also eine gekürzte Fassung des großen. Auch beim kleinen gibt es die Einteilung nach Jahreskreis und den beiden Festkreisen. Zusätzlich wurden, um die Bände handlich zu halten und vielleicht auch, sich auf das "Wesentliche" zu beschränken, die Feste und Gedenktage nicht mit in die Jahreszeitenbände gepackt, sondern zu einem Extraband zusammengezogen.

Der Kompletband ist für Leute geeignet, die eben nur die Komplet beten wollen, oder z.B. für Gruppen und Gemeinden, wo regelmäßig eine gemeinsame Komplet gebetet werden soll, ohne daß man deshalb die kompletten Stundenbücher anschaffen will.

Dann gibt es verschiedene Bücher, die aus den Orden stammen und für deren Bedürfnisse eingerichtet sind - "Christuslob", "Monastisches Antiphonale", "Benediktinisches Antiphonale" und so weiter. Auch hier ist der Umfang jeweils verschieden, je nachdem, ob der jeweilige Orden alle Horen betet oder ein reduziertes Pensum. Unter Umständen ist die Psalmverteilung auch ganz anders als beim allgemeinen Stundenbuch. Und zum Teil sind die Bände anders organisiert, beim "Benediktinischen Antiphonale" z.B. nicht nach liturgischen Jahreszeiten, sondern nach Horen (ein Band Vigil und Laudes. ein Band Mittagshore, ein Band Vesper und Komplet). Solche Bücher dürften am ehesten für Leute in Frage kommen, die das Stundengebet durch einen Orden kennengelernt haben bzw. einem Orden in irgendeiner Form nahestehen und das Stundengebet entsprechend mitvollziehen wollen. Mit dem Stundenbuch sind sie meistens nicht oder nicht voll kompatibel - mit dem Benediktinischen Antiphonale in der Hand kann ich keine Stundenbuch-Vesper mitbeten.

Und was habe ich?
Das kleine Stundenbuch, das hatte ich auch einige Zeit in Gebrauch. Mittlerweile benutze ich das "Benediktinische Antiphonale". Davon fehlt mir noch der Mittagshorenband.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Bekommt man eigentlich als Oblate eines Klosters eine eigene Ausgabe des dort gebräuchlichen Stundengebets? Oder muss man die sich selbst besorgen (kann ich mir ja eigentlich nicht vorstellen)?

Ist man dann (als Oblate) verpflichtet alle Gebete im klösterlichen Ablauf "in der Welt" mitzubeten? Gibt es da überhaupt eine einheitliche Regelung? Oder macht das jedes Kloster anders?

HeGe

Marlene
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Beitrag von Marlene »

HeGe hat geschrieben:Bekommt man eigentlich als Oblate eines Klosters eine eigene Ausgabe des dort gebräuchlichen Stundengebets? Oder muss man die sich selbst besorgen (kann ich mir ja eigentlich nicht vorstellen)?
In den Klöstern, die ich kenne, bekommt man als Oblate kein Stundenbuch geschenkt, dazu sind die Bücher zu teuer. Wir haben das von Solemnes, das die Abtei St. Hildegard ins Deutsche übersetzt hat. Dieses edle Teil kostete 98 DM. Allerdings ist es alles andere als Pflicht, sich dieses Stundenbuch zu kaufen. Man muss als Oblate nicht unbedingt mit dem Stundenbuch des Klosters beten. Einige nehmen z.B. auch die Vesper aus dem Gotteslob. Das ist sehr unterschiedlich.
Ist man dann (als Oblate) verpflichtet alle Gebete im klösterlichen Ablauf "in der Welt" mitzubeten? Gibt es da überhaupt eine einheitliche Regelung? Oder macht das jedes Kloster anders?
Für die deutschsprachigen Benediktineroblaten gibt es ein kleines Handbuch. Dort wird empfohlen (nicht geregelt!), dass ein Oblate täglich eine der Horen mit seiner Gemeinschaft (im Geiste) mitbetet. Sollte dies nicht möglich sein, dann sollte mit dem Oblatenrektor ein eigenes, den Lebensumständen angepasstes Gebetsraster erarbeitet werden.

Bei uns beten die meisten Oblaten die Laudes zu Hause, einige die Vesper oder die Komplet.

HeGe
Moderator
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Beitrag von HeGe »

Danke. Ist also alles eher freiwillig bzw. Vereinbarungssache mit dem Oblatenrektor. Vielleicht ist es daher auch von Kloster zu Kloster verschieden.

Ich hätte es mir im Nachhinein aber auch schwierig vorgestellt, wenn ein Kloster noch die alten, großen Folianten benutzt. Die Benutzung zu Hause oder auf der Arbeit wäre da wohl eher schwierig. :D

HeGe

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