Frage zum jüdischen Glauben

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HeGe
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Frage zum jüdischen Glauben

Beitrag von HeGe »

Hallo zusammen.

Ich habe mal eine Frage zum jüdischen Glauben, die sich mir beim Lesen eines Artikels gestellt hat.

Wie ist eigentlich die jüdische Lehre zum Leben nach dem Tode? Ich weiß nur, dass aus irgendeinem Grund jüdische Gräber ja für alle Zeiten so bestehen bleiben müssen, die Leichen also nicht irgendwann mal wieder ausgegraben werden müssen. Welchen Grund hat das? Gibt es für die Juden auch ein Leben bei Gott nach dem Tod?
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Für die Juden gibt es die Auferstehung, aber kein Leben nach dem Tod so wie wir es kennen. Und bis zur Auferstehung (dazwischen ist nix) müssen die logischerweise im Grab bleiben.

LG
Fiore
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Aha. :kratz:

Aber was ist dann nach dieser Auferstehung? Gibt es dann sozusagen ein ewiges Leben auf der Erde?

Ist das dann besser oder schlechter als das jetzige? Und zu welchem Zeitpunkt soll diese Auferstehung geschehen?
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@HeGe

So ganz richtig wars doch nicht

Da gibts im Judentum 2(3) Aufassungen

1 - Seele lebt ewig weiter, keine leibliche Auferstehung (reformierte Sicht)

2 - Seele und leibliche Auferstehung bei der Ankunft des Messias (Orthodox)

(3 - Null und dann leibliche Auferstehung bei der Ankunft des Messias (Orthodox))

Wobei die leibliche Auferstehung bei der Ankunft des Messias sich auf Daniel stützt.
Viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zu ewigem Leben, die anderen zu Schmach und ewiger Schande.
(Dan 12,2)

Jedenfalls ist die Frage der Auferstehung kein "wichitges Thema" im jüdischen Glauben, die Möglichkeit einer leiblichen Auferstehung ist der Grund für die unversehrtheit des Körpers, wobei hier wie gesagt das buchstabentreue Schriftgelehrtentum voll zuschlägt (mann könnte ja ohne Hand und Fuß auferstehen), obduktionen sind tunlichst zu vermeiden, und um aus dem Grab auferstehen zu können muß man auch drinliegen bzw. noch vorhandensein und nicht nach x Jahren ausgebudelt und die Reste zu Knochenmehl verarbeitet oder verbrannt.
Der Glaube an die leibliche Auferstehung ist aber nur bei den orthodoxen Juden beheimatet. Im großen und ganzen überwiegt die Auffassung der "unsterblichen Seele" und ihr weiterleben.

Im großen und ganzen kann man sagen das die juden wenn sie denn an eine Auferstehung glauben, den gleichen Zeitpunkt meinen wie wir, nur für uns ist es die Wiederkunft Christi, für die Juden die Christus noch nicht erkannt haben die erste Ankunft.
Besonders wenn man vergleicht auf was wir warten ist die Ähnlichkeit verblüffend

Juden
Während ich noch die Nachtgesichte hatte, kam plötzlich einer auf den Wolken des Himmels, der aussah wie ein Menschensohn. Als er bei dem Hochbetagten angelangt war, führte man ihn vor denselben. Ihm ward nun Herrschaft, Ehre und Königtum verliehen. Ihm müssen alle Völker, Nationen und Zungen dienen. Seine Herrschaft wird ewig dauern und nie vergehen. Niemals wird sein Reich zerstört werden.
(Dan 7,13.14)

Christen
Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Da werden alle Stämme der Erde wehklagen. Sie werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit kommen sehen.
(Mt 24,30)
Jesus antwortete ihm: "Du hast es gesagt! Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten des Allmächtigen sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen."
(Mt 26,64)
Ich schaute, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke sitzt einer, der einem Menschensohn gleicht. Auf seinem Haupt hat er eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel.
(Offb 14,14)

LG
Fiore
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Verblüffend find ich’s nicht, Fiore: Daniel ist doch unser Buch! Ebenso wie dieses:
Ezechiel (37,1-14) hat geschrieben:1 Die Hand des Herrn kam über mich und führte mich im Geiste des Herrn hinaus und ließ mich nieder mitten auf der Ebene, und diese war voller Totengebeine. 2 Er führte mich an denselben vorüber ringsherum; und siehe, der Gebeine waren sehr viele auf der Ebene; und siehe, sie waren sehr dürr. 3 Da sprach er zu mir: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: O Herr, Herr, du weißt es!

4 Da sprach er zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des Herrn! 5 So spricht Gott, der Herr, zu diesen Gebeinen: Seht, ich will einen Geist in euch kommen lassen, daß ihr lebendig werdet! 6 Ich will euch Sehnen geben und Fleisch über euch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen und einen Geist in euch geben, daß ihr lebendig werden und erfahren sollt, daß ich der Herr bin!

7 Da weissagte ich, wie mir befohlen war, und indem ich weissagte, entstand ein Geräusch, und siehe, eine Bewegung, und die Gebeine rückten zusammen, ein Glied zum andern! 8 Und ich schaute, und siehe, sie bekamen Sehnen, und es wuchs Fleisch an ihnen; und es zog sich Haut darüber; aber es war noch kein Geist in ihnen.

9 Da sprach er zu mir: Richte eine Weissagung an den Geist, weissage, Menschensohn, und sprich zum Geist: So spricht Gott, der Herr: O Geist, komm von den vier Winden und hauche diese Getöteten an, daß sie lebendig werden! 10 So weissagte ich, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Geist in sie, und sie wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein sehr, sehr großes Heer.

11 Und er sprach zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, sie sprechen: «Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren; es ist aus mit uns!» 12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will eure Gräber auftun und euch, mein Volk, aus euren Gräbern führen und euch wieder in das Land Israel bringen; 13 und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber auftue und euch, mein Volk, aus euren Gräbern führen werde. 14 Ich will auch meinen Geist in euch legen, und ihr sollt leben; und ich will euch wieder in euer Land bringen, daß ihr erfahren sollt, daß ich der Herr bin. Ich habe es gesagt und werde es auch tun, spricht der Herr.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

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Verblüffend finde ich das die Juden auf das "gleiche" warten, und das noch dazu in der selben Form, Wortwahl und Haltung, wenn auch mit dem fehler das es in wirklichkeit eine Wiederkunft ist.

LG
Fiore
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Auserdem sind die Offebarungs diskussionen bei mir schon lange her, dafür damals regelmässig mit nem Freikirchler (Adventist), n Proffesor an meiner Schule einmal wöchentlich über 2 Jahre. Und wenns um Daniel, Offenbarung und Co. ging bekam ich immer Kopfschmerzen ob diesen abstrusitäten.
Dabei war der Mensch ein ausgezeichneter Mathematiker.

LG
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Linus
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Beitrag von Linus »

FioreGraz hat geschrieben:Jedenfalls ist die Frage der Auferstehung kein "wichitges Thema" im jüdischen Glauben, die Möglichkeit einer leiblichen Auferstehung ist der Grund für die unversehrtheit des Körpers, wobei hier wie gesagt das buchstabentreue Schriftgelehrtentum voll zuschlägt (mann könnte ja ohne Hand und Fuß auferstehen), obduktionen sind tunlichst zu vermeiden, und um aus dem Grab auferstehen zu können muß man auch drinliegen
Das merkt man spätestens beim Bericht in den TV Nachrichten, wenn wieder mal über einen Palestinänseranschlag berichtet wird. Oft werden dann orthodoxe Juden eingeblendet, die auf der Straße nach kleinsten Hautfestzen und anderen Überresten der Insassen eines Bussessuchen und diese einsammeln, um das dann zu begraben, damit der Betreffende dann möglichst Vollständig Auferstehen kann....
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Der Auferstehungsglaube scheint ja tatsächlich unserem sehr ähnlich zu sein.

Ist das ewige Leben der Juden dann auch ein paradiesisches Leben? Bei Fiores Daniel-Zitat steht ja nur was von ewigem Leben, während bei Roberts Ezechiel-Zitat etwas davon steht, dass das auferstandene Volk dann wieder in das Land Israel geführt werden soll. Und das biblische Israel ist doch so etwas wie das jüdische Paradies, oder?

Aber die Sache mit den Gräbern macht dann jedenfalls jetzt schon mal Sinn.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@HeGe

Wenn du orthodoxe Juden fragst, werden sie dir teilweise sagen das es Israel (noch) nicht gibt da eben dieser Mesias noch nicht gekommen ist. Also, ja, ihre Heimatstatt ist dann Israel, keine Neuschöpfung wie bei uns.

LG
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Hmm. :hmm: Aber es wird ja wohl kaum das Israel gemeint sein, wie es heute existiert, oder? Das ist ja nicht gerade das Land, in dem Milch und Honig fließen. :(

Das endzeitliche Israel muss dann doch irgendwie anders sein, als das jetzige, irdische, oder?
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Naja wie schon erwähnt differenzieren, ja schon die Auferstehungsgedanken im Judentum. Beim Messiasgedanken ist es noch stärker da gibts einerseits einen Messias (Davidsohn) andererseists 2 Messiase (Josephson-stirbt, Davidsohn-erichtet das messianische Reich.)
Reformierte wiederum übertragen diesen Mesias auf Israel (Israel ist der Messias) und durch sein Beispiel wird die Welt gerettet werden (messianisches Reich).....

Wie im Endefekt dieses messianische Reich aussehen wird, z.B. im Vergleich zu den Bildern der Offenbarung, tja dazu haben sie keine Vorstellung und dürfen sie auch keine haben. Bilder oder Vorstellungen des messianischen Reichs sind verboten.

LG
Fiore
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Beitrag von HeGe »

O.k. Dann vielen Dank für die Antworten. :top:
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