Apologetik?

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max72
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Apologetik?

Beitrag von max72 »

Hallo,

im englischen hoere ich sehr oft den Begriff "apologetics". Im Deutschen kommt dieser Ausdruck viel seltener vor. Haben wir keine Apologetik oder hat das einen anderen Namen? Auf dem Netz sehe ich "Fundamentaltheologie" in Zusammenang mit Apologetik.

"Apologetics" ist im Englischen dann eben immer das Beantworten von allerlei Glaubensfragen, die man haben kann. Irgendwie ist mir das so im Deutschen nicht begegnet?

Gibt es in der Kirche Leute, die besonders mit Apologetik beauftragt sind?

Gruss

Max

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roncalli
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Re: Apologetik?

Beitrag von roncalli »

max72 hat geschrieben: Gibt es in der Kirche Leute, die besonders mit Apologetik beauftragt sind?
Ja, es ist die Aufgabe der Fundamentaltheologen.

Apologetik meint ursprünlich die Verteidigung des katholischen Glaubens mit Vernunftgründen gegenüber den Einwänden der Nicht- und Andersgläubigen.

max72
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Re: Apologetik?

Beitrag von max72 »

roncalli hat geschrieben:
max72 hat geschrieben: Gibt es in der Kirche Leute, die besonders mit Apologetik beauftragt sind?
Ja, es ist die Aufgabe der Fundamentaltheologen.

Apologetik meint ursprünlich die Verteidigung des katholischen Glaubens mit Vernunftgründen gegenüber den Einwänden der Nicht- und Andersgläubigen.
Warum begegnet mir der Begriff dann im deutschen so selten`? In den USA hoere ich den Begriff immer wieder. EWTN als Sender redet dauernd von apologetics, die Seite "www.catholic.com" widmet sich der Aufgabe usw usw. Scheint mir alles sehr wichtig zu sein, fehlt uns das in Deutschland etwas?

Gruesse

Max

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Kardinal Dulles hatte dazu kürzlich einige sehr interessante Gedanken.

Die Apologetik hat im Gegensatz zur Fundamentaltheologie einen klar missionarischen Auftrag, der in der deutschen Harmonieökumene völlig unterzugehen droht, weil er den Mut erfordert, katholische Wahrheiten auch gegen die Protestanten zu bekennen. Fundamentaltheologie ist Nabelschau dagegen.

max72
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Beitrag von max72 »

Pelikan hat geschrieben: Die Apologetik hat im Gegensatz zur Fundamentaltheologie einen klar missionarischen Auftrag, der in der deutschen Harmonieökumene völlig unterzugehen droht, weil er den Mut erfordert, katholische Wahrheiten auch gegen die Protestaten zu bekennen. Fundamentaltheologie ist Nabelschau dagegen.
So kommt mir das auch vor... Ja nur keine klaren Aussagen, die andere provozieren koennten. Da muss man nur mal auslaendische webseiten ansehen (zB www.catholic.com ; www.katolsk.no ) ansehen und dann eine deutsche Internetseite. Die letzteren wollen oft einfach keinen Standpunkt einnehmen...

Gibt es denn in der Kirche Gruppen oder Orden die der Apologetik besonders verpflichtet sind? Dominikaner als Predigerorden? Andere?

Gruss

Max

Ralf

Beitrag von Ralf »

Pelikan hat geschrieben:Die Apologetik hat im Gegensatz zur Fundamentaltheologie einen klar missionarischen Auftrag, der in der deutschen Harmonieökumene völlig unterzugehen droht, weil er den Mut erfordert, katholische Wahrheiten auch gegen die Protestanten zu bekennen. Fundamentaltheologie ist Nabelschau dagegen.
Volle Zustimmung.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Ich kenne die Situation in Deutschland freilich nicht so gut, aber wenn ich deutsche Fundamentaltheologen lese, habe ich schon den Eindruck, dass sie den katholischen Glauben auch als glaubwütrdig erweisen wollen. Wer Anderes behauptet, müsste das schon beweisen.

Mit "Harmonie" (Zusammenklang) hat Apologetik oder Fundamentaltheologie natürlich auch zu tun, da Sie ja den Anderen in seiner Denkwelt ansprechen und ihm von daher den katholischen Glauben erschließen muss. Die gemeinsame Basis ist die Vernunft oder auch das bereits gemeinsam Geglaubte (z. B. in der Ökumene). Der Apologetiker oder Fundamentaltheologe hat nach Kräften dafür zu sorgen, dass der Andere mitgehen kann und will.

max72
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Beitrag von max72 »

roncalli hat geschrieben:Ich kenne die Situation in Deutschland freilich nicht so gut, aber wenn ich deutsche Fundamentaltheologen lese, habe ich schon den Eindruck, dass sie den katholischen Glauben auch als glaubwütrdig erweisen wollen. Wer Anderes behauptet, müsste das schon beweisen.
Aber ein Apologetiker muss dann schon was anderes sein. Ich finde nicht, dass Fundamentaltheologen im Alltagsbild der Kirche praesent sind. Apologetiker sind aber, zumindest im Sprachbegriff der USA, ueberall praesent. Das sind keine akademischen theologen, sondern Prediger in gewissem Sinne. Und in diesem Sinne sehe ich Apologetik nicht in Deutschland als Begriff verwendet.

Gruss

Max

Ralf

Beitrag von Ralf »

Fundamentaltheologie ist etwas für Akademiker, Apologetik fürs Volk.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Ralf hat geschrieben:Fundamentaltheologie ist etwas für Akademiker, Apologetik fürs Volk.
So würde ich das nicht trennen, da ja auch Akademiker zum Volk gehören. Andererseits muss Theologie immer auch so popularisiert werden, dass sie auch von Nichtakademikern gut verstanden werden kann. Das macht z. B. die Katholische Glaubensinformation. Leider geben sich derzeit zu wenige deutschsprachige Lehrstuhl-Theologen dafür her, auch niederschwellige Kleinschriften zu verfassen.
Es gibt aber seit einigen Jahren eine Reihe von halb-privaten Internetangeboten; sie sind leider meist theologisch sehr eng und "ultrakonservativ", sodass Suchende eher verwirrt oder abgestoßen werden. Aber das Medium ist richtig! Hier muss wohl weiter gearbeitet werden.

max72
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Beitrag von max72 »

roncalli hat geschrieben:Aber das Medium ist richtig! Hier muss wohl weiter gearbeitet werden.
Eben. Das sieht man ja in den USA. EWTN, CatholicAnswers etc etc, die ja auch eine ganze menge Menschen zurueck in die Kirche gebracht haben (auch wenn einige Deutsche das sicher gern als "ultrakonservativ" einordnen wuerden)

Wo sind denn bei uns die Apologeten? Warum hoere ich also den Begriff nur in den USA? Ist dazu jeder Christ oder Priester aufgerufen? Gibt es Orden die sich ganz besonders dem widmen wollen?

Gruss

Max

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

max72 hat geschrieben:
roncalli hat geschrieben:Aber das Medium ist richtig! Hier muss wohl weiter gearbeitet werden.
Eben. Das sieht man ja in den USA. EWTN, CatholicAnswers etc etc, die ja auch eine ganze menge Menschen zurueck in die Kirche gebracht haben (auch wenn einige Deutsche das sicher gern als "ultrakonservativ" einordnen wuerden)

Wo sind denn bei uns die Apologeten? Warum hoere ich also den Begriff nur in den USA? Ist dazu jeder Christ oder Priester aufgerufen? Gibt es Orden die sich ganz besonders dem widmen wollen?

Gruss

Max


Was in Amerika EWTN ist, das ist in Deutschland RADIO HOREB und K-TV: die bringen Apologetik pur, deswegen mache ich für diese Medien auch immer Werbung.
Wir hatten auch in Deutschland in de 50-ern eine religiöse Streitkultur und mithin Apologetik (Luther galt damals bei Katholiken als Oberketzer), aber seit den 60-ern und dem II. Vatikanum hat sich die Gemütslage der Deutschen - nicht zuletzt dank dem Wirtschaftswunder - dann doch deutlich in Richtung eines irenistischen Religionskonsens verschoben. Die heutige Jugend findet es aber wieder gut, dass man als Christ zwischen zwei großen Konfessionen wählen kann.
Max, Apologetik bedeutet eben auch Streitgespräch und in der alten Bundesrepublik wollte man Harmonie, Friede, Gemütlichkeit und eine Kuschelreligion, alles Gründe, warum so ein Begriff wie Apologetik aus dem religiösen Wortschatz gestrichen werden musste. Aber es gibt ja noch viele andere Länder auf der Welt......

Ralf

Beitrag von Ralf »

Uwe Schmidt hat geschrieben:Was in Amerika EWTN ist, das ist in Deutschland RADIO HOREB und K-TV...
Na super, wenn Apologetik mit dem Unterhaltungsniveau stattfinden soll wie bei Radio Horeb, dann gute Nacht.

max72
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Beitrag von max72 »

Ralf hat geschrieben:
Uwe Schmidt hat geschrieben:Was in Amerika EWTN ist, das ist in Deutschland RADIO HOREB und K-TV...
Na super, wenn Apologetik mit dem Unterhaltungsniveau stattfinden soll wie bei Radio Horeb, dann gute Nacht.
Auf EWTN kann das meiste schon dem Qualitaetsniveau weltlicher Medien mithalten ("Live on the Rock" zB).

Kann es sein, dass in den USA durch die evangelische Konkurrenz der evangelikalen Prediger, die besonders medienwirksam auftreten, auch die Katholiken mehr gefordert sind? Das foerdert vielleicht eine katholische Apologetik?

Gruss

Max

Ralf

Beitrag von Ralf »

max72 hat geschrieben:Kann es sein, dass in den USA durch die evangelische Konkurrenz der evangelikalen Prediger, die besonders medienwirksam auftreten, auch die Katholiken mehr gefordert sind? Das foerdert vielleicht eine katholische Apologetik?
Das denke ich schon. Hierzulande ist Konkurrenzdenken ja generell eher verpönt (man spricht auch im Markt nicht selten von "Mitbewerbern"). In den USA nennt man das Kind eher beim Namen. Im großen und ganzen treten die Katholen da aber eher gelassen auf als die evangelikalen Prediger, kann man mit 2000 Jahren im Nacken gelebten und durchdachten Glaubens ja auch.

Bei den kirchl. Sendern, Radio wie TV, aus den hiesigen Breiten fehlt mir vor allem eins: Humor über sich selbst!

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Wenn ich Apologetik näher betrachte, dann will dies doch besagen, daß es um eine Rechtfertigung des eigenen Glaubens – sprich hier, katholischer Glaube – geht, weil der andere mir diesen Glauben streitig machen will.
@ Ralf, was ich bis jetzt im Radio Horeb an Sendungen gehört habe, geht es bei diesen Sendungen nicht um Apologetik, sondern in erster Linie um eine Neuevangelisation in unserer Zeit, bzw. aktuelle Probleme unserer Gesellschaft oder einzelner, wird Hilfe von Fachleuten verschiedener Richtungen angeboten.
Gott ist mittendrin!

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