Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

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Lilaimmerdieselbe
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich selber bin ein Beispiel, dass bemühte Ehevorbereitungspastoral nicht alles richten kann. Mir wurde vom Pfarrer nach zwei Ehevorbereitungstreffen zwei Tage vor der Hochzeit dringend nahegelegt, es lieber zu lassen. Er hat uns schließlich getraut, vor allem, weil ich damals im kirchlichen Dienst war und bereits staatlich verheiratet. Es war der Pfarrer der Pfarreiei, in der ich aufgewachsen bin. Danach lebten wir in einem anderen Stadtteil und der Pfarrer schiehn ausgesprochen überrascht, 26 Jahre später meinen Sohn als Firmkatechet kennenzulernen, der ihm auf Nachfrage erzählte, seine Eltern lebten immer noch mit einander. Auch Ehevorbereiter können den Leuten nicht in den Kopf gucken.

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Pilger
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Pilger »

taddeo hat geschrieben: Es ist kein Zeichen von Treue zum Evangelium, sich seinen Glauben und das, was man dafür hält, selber zusammenzubasteln, nur weil man vielleicht eine aktuelle lehramtliche Entscheidung nicht kapiert oder weil sie einem persönlich nicht schmeckt.
Diese aktuelle lehramtliche Entscheidung hebelt schlicht und einfach das Gebot Gottes aus.

Wer bastelt den mit der Vereinfachung Möglichkeit der Ehe - Annullierung an dem Dogma der Unauflöslichkeit der Ehe herum? Wer ist so naiv zu glauben das eine Ehe die heutzutage vor dem Herrn geschlossen wird nicht unmittelbar vollzogen wird und somit untrennbar gültig ist? Alles andere ist doch herumbasteln am Dogma der unauflöslichkeit einer Ehe. In allen anderen denkbaren Fällen darf diese Ehe von Anfang an nicht durch den Bund Gottes verbunden werden. Ich wiederhole es gerne ich bleibe lieber in der Treue zu dem was ich in treue zur Lehre der Bibel der Väter und der Tradition erkannt habe und in treue zum Evangelium glaube. Und dort lese ich:


Von Ehescheidung und Ehelosigkeit

Mt 19,3 Da kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen?
Mt 19,4 Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat
Mt 19,5 und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein?
Mt 19,6 Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
Mt 19,7 Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man (der Frau) eine Scheidungsurkunde geben muss, wenn man sich trennen will?
Mt 19,8 Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so.

Von einer Möglichkeit einer Ehe - Annullierung kann ich in der Bibel nichts finden dass alleine ist schon Gesetz (Mose) der Menschen, wer Augen hat der lese wer einen Verstand hat wird verstehen und die Zeichen dieser Zeit erkennen.
Komm bald Herr Jesu
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach,
der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden."

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Hubertus
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Hubertus »

Pilger hat geschrieben:Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
Mt 19,7 Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man (der Frau) eine Scheidungsurkunde geben muss, wenn man sich trennen will?
Mt 19,8 Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so.

Von einer Möglichkeit einer Ehe - Annullierung kann ich in der Bibel nichts finden dass alleine ist schon Gesetz (Mose) der Menschen, wer Augen hat der lese wer einen Verstand hat wird verstehen und die Zeichen dieser Zeit erkennen.
Das ist ja der Punkt bei der Annullierung: es wird lediglich festgestellt, daß - entgegen dem äußern Anschein - nie eine gültige Ehe zustandegekommen ist, also in dem konkreten Einzelfall "Gott nichts verbunden hat", sozusagen. Das hat mit Scheidung zunächst nichts zu tun. Scheidung bedeutet die Aufhebung einer gültig geschlossenen Ehe.


Das hat allerdings nichts mit dem Unbehangen zu tun, das einen angesichts der neuen Regeln befällt, die zumindest die Möglichkeit des Mißbrauchs, also eines förmlichen Annullierungsbescheides, der aber sachlich falsch ist, deutlich erleichtern und so, wie der Papst selbst zugibt, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, wie eine "katholische Scheidung" wirken könnten:
Papst Franz, [url=http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/kirche-als-grozugige-mutter]nach dieser Quelle[/url], hat geschrieben:Mir ist allerdings bewusst, dass ein Schnellentscheid das Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe gefährden kann
Wobei das entweder schlecht übersetzt oder mal wieder schlecht ausgedrückt ist. Der Schnellentscheid kann natürlich nicht das Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe gefährden, da dieses, wie oben gesehen, göttlichen Rechts ist. Das kann sogar Franz nicht ändern. Wohl aber kann diese Praxis den Glauben an die Unauflöslichkeit der Ehe gefährden.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Zarahfication
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Zarahfication »

Pilger hat geschrieben:Die von Papst Franz definierte neue Lehre der Barmherzigkeit Gottes zur Ehe – Annullierung spricht der Welt nach dem Mund und schmeichelt den Ohren vieler Menschen. Sie begrüßen die Reform des Papstes und werden diese Lehre gerne annehmen und sie als lange nötiges Zeichen der Anpassung der Kirche an die Welt verstehen. Ich bleibe lieber in der Treue zu dem was ich in treue zur Lehre der Bibel der Väter und der Tradition erkannt habe und in treue zum Evangelium glaube, Gott allein ist der Herr.
Seit seinem Amtsantritt sagt dieser Papst zur Christus: Geh zur Seite [Punkt]- Jetzt hab ich die Kontrolle und die Kirche braucht- MICH.

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taddeo
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Pilger hat geschrieben:Von einer Möglichkeit einer Ehe - Annullierung kann ich in der Bibel nichts finden
Das ist so ziemlich das dämlichste Argument, das man bringen kann. :patsch:
Die Bibel ist kein systematisches Lehrbuch des Christentums.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich würde bei einem Verfahren, das in einem Jahr abgeschlossen werden soll, nur bei mit Arbeit völlig überlasteten Kirchenrechtlern von einem Schnellverfahren reden. In die Länge ziehen können solche Verfahren medizinische, psychologische Gutachten und Gegengutachten, bei denen ich aber nicht sicher bin, ob sie tatsächlich der Realität der Ehe und des Ehewillens, vom Sakrament gar nicht zu reden (Gott könnte ja vielleicht auch nur mäßig Fähige begnaden!) wirklich näher kommen.

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Zarahfication
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Zarahfication »

taddeo hat geschrieben:
Pilger hat geschrieben:Die von Papst Franz definierte neue Lehre der Barmherzigkeit Gottes zur Ehe – Annullierung spricht der Welt nach dem Mund und schmeichelt den Ohren vieler Menschen. Sie begrüßen die Reform des Papstes und werden diese Lehre gerne annehmen und sie als lange nötiges Zeichen der Anpassung der Kirche an die Welt verstehen. Ich bleibe lieber in der Treue zu dem was ich in treue zur Lehre der Bibel der Väter und der Tradition erkannt habe und in treue zum Evangelium glaube, Gott allein ist der Herr.
Es ist kein Zeichen von Treue zum Evangelium, sich seinen Glauben und das, was man dafür hält, selber zusammenzubasteln, nur weil man vielleicht eine aktuelle lehramtliche Entscheidung nicht kapiert oder weil sie einem persönlich nicht schmeckt.
Was erzählst du da? Die aktuelle lehramtliche Entscheidung muss man auch nicht kapieren genau so wie man den Ablasshandel im Mittelalter nicht kapieren braucht. Die Vereinfachung des Nichtigkeitsverfahrens ist nichts anders als moderner Ablasshandel. Auch ein Papst Franziskus- Papst hin oder her- hat nicht das Recht den Glauben losgelöst vom Evangelium und der Tradition nach eigenen Vorstellungen zu basteln, nur weil ihm die Lehre nicht schmeckt und er unbedingt bei den Menschen punkten will.

Der Papst war ein Fels der Kirche, da er und mit ihm die höchsten Instanzen die katholische Lehre nie infrage stellten. Mit Franziskus ist das nicht mehr der Fall. Er ist nicht mehr der Fels des Glaubens, sondern ein Riskofaktor und ein Unkontrollierbares dazu, weil er wie ein absolutistischer Monarch selbstherrliche Entscheidungen trifft ohne Rücksicht auf Verluste. Die Kirche steckt in einer fundamentalen Krise und diese Krise wird vom Papst noch verschlimmert.


In der Bibel sind auch unbedacht gemachte Versprechung, die man Gott gegenüber macht, gültig.Franziskus hat klar gemacht, dass ihm bewußt sei, dass die Verkürzung des Nichtigkeitsverfahrens die Unauflöslichkeit der Ehe infrage stellt. Er nimmt dies also billigend in Kauf, wie er auch seit zwei Jahren Verwirrung von Menschen und Missverständnisse billigend in Kauf nimmt.

Als Katholik kann man in diesem Pontifikat nur noch auf den wahren Fels des Glaubens und Haupt der Kirche sehen-Christus.

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taddeo
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:In die Länge ziehen können solche Verfahren medizinische, psychologische Gutachten und Gegengutachten, bei denen ich aber nicht sicher bin, ob sie tatsächlich der Realität der Ehe und des Ehewillens, vom Sakrament gar nicht zu reden (Gott könnte ja vielleicht auch nur mäßig Fähige begnaden!) wirklich näher kommen.
Solche Gutachten haben in der Regel nichts mit dem Ehewillen zu tun, sondern mit der Ehefähigkeit. Und extrem viel mit der Realität der Ehe. Wer aus irgendwelchen pathologischen Gründen gar nicht in der Lage ist, die Verpflichtungen einer Ehe zu übernehmen, der ist erst recht nicht fähig, eine Ehe als Sakrament zu spenden oder zu empfangen. Ob er will oder nicht.

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Pilger
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Pilger »

"Katholische "Scheidung" ist ein Schisma möglich?"
[/url]
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Kilianus
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Kilianus »

„Nach 2000 Jahren wird die Scheidung in der Kirche eingeführt“: Von wegen. Jenseits der Bewertung der neuen Nichtigkeitsregeln bleibt festzuhalten: Auch Scheidungen, also die Lösung eines gültig zustande gekommenen Ehebands, praktiziert die Kirche längst.

Das Kirchenrecht kennt von jeher nicht-sakramentale, aber dennoch eigentlich unauflösliche Naturehen, die nach Privilegium paulinum geschieden werden. Und im Falle eines Nichtvollzugsverfahrens wird ein bestehendes und sakramentales Eheband durch päpstlichen Gnadenerweis getrennt.

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Marion
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Marion »

Pilger hat geschrieben:
"Katholische "Scheidung" ist ein Schisma möglich?"
[/url]

deutsche Übersetzung: http://gloria.tv/media/GTpqXfPkcTc

Meine Vermutung ist, daß das einzige Schisma, welches es hier gibt, das in den Ehen ist.
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taddeo
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Marion hat geschrieben:Meine Vermutung ist, daß das einzige Schisma, welches es hier gibt, das in den Ehen ist.
Das ist ein sehr weiser Satz. :daumen-rauf:

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Marion
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Marion »

Der Vorschlag zur Vereinfachung der Ehenichtigkeitsverfahren ist für Burke, den Kanonisten, eine "diffuse Forderung". Zwar seien die kirchlichen Eheprozesse nicht göttlichen Rechts und daher durchaus veränderbar, aber eben auch "Frucht der jahrhundertelangen Erfahrung der Kirche." Die Behauptung, der Prozess könne vereinfacht werden, ohne zugleich an der Ehelehre zu rütteln, zeuge von wenig Respekt vor dem Sakrament, so Burke. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... m-kardinal
Deswegen habe ich das gesagt. K. Burke ist ja wohl einer der "Extremsten". Das sieht absolut nicht nach Schisma aus.
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taddeo
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Marion hat geschrieben:
Der Vorschlag zur Vereinfachung der Ehenichtigkeitsverfahren ist für Burke, den Kanonisten, eine "diffuse Forderung". Zwar seien die kirchlichen Eheprozesse nicht göttlichen Rechts und daher durchaus veränderbar, aber eben auch "Frucht der jahrhundertelangen Erfahrung der Kirche." Die Behauptung, der Prozess könne vereinfacht werden, ohne zugleich an der Ehelehre zu rütteln, zeuge von wenig Respekt vor dem Sakrament, so Burke. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... m-kardinal
Deswegen habe ich das gesagt. K. Burke ist ja wohl einer der "Extremsten". Das sieht absolut nicht nach Schisma aus.
Burke ist momentan nicht nur "einer der Extremsten", sondern auch eine beleidigte Leberwurst.
Gerade er als einer der bisherigen Top-Kanonisten im Kardinalskollegium müßte wissen, daß das, was der Papst jetzt geändert hat, bis vor knapp 3 Jahren eigentlich mehr oder weniger das Normale war.

Marcus, der mit dem C
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Marcus, der mit dem C »

taddeo hat geschrieben:
Marion hat geschrieben:
Der Vorschlag zur Vereinfachung der Ehenichtigkeitsverfahren ist für Burke, den Kanonisten, eine "diffuse Forderung". Zwar seien die kirchlichen Eheprozesse nicht göttlichen Rechts und daher durchaus veränderbar, aber eben auch "Frucht der jahrhundertelangen Erfahrung der Kirche." Die Behauptung, der Prozess könne vereinfacht werden, ohne zugleich an der Ehelehre zu rütteln, zeuge von wenig Respekt vor dem Sakrament, so Burke. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... m-kardinal
Deswegen habe ich das gesagt. K. Burke ist ja wohl einer der "Extremsten". Das sieht absolut nicht nach Schisma aus.
Burke ist momentan nicht nur "einer der Extremsten", sondern auch eine beleidigte Leberwurst.
Gerade er als einer der bisherigen Top-Kanonisten im Kardinalskollegium müßte wissen, daß das, was der Papst jetzt geändert hat, bis vor knapp 3 Jahren eigentlich mehr oder weniger das Normale war.
katholisches.info über einen Newsweek-Artikel hat geschrieben:Andererseits verkündete Msgr. Pinto, der Dekan der Rota Romana und Vorsitzende der Kommission, die das Motu proprio hervorgebracht hat, offen das Ziel dieser Reform. Er schrieb im Osservatore Romano, daß Papst Bergoglio „von den Bischöfen eine wirkliche ‚Umkehr‘ wünscht, einen Mentalitätswechsel, der sie davon überzeugt, der Einladung Christi zu folgen“.

Laut Msgr. Pinto sei „die Einladung Christi, gegenwärtig in ihrem Bruder, dem Bischof von Rom“ die, „von der begrenzten Zahl weniger Tausender Nichtigkeitserklärungen zu jener unermeßlichen Zahl der Unglücklichen überzugehen, die eine Nichtigkeitserklärung haben könnten“.
Manche Änderungen vor knapp 3 Jahren waren möglicherweise wohlerwogen und dringend notwendig, gerade ein Top-Kanonist, der sich nicht der Erkenntnis aus der Kirchengeschichte verweigert, könnte das wissen. Genauso wie er weiß, welche stark negativen Erfahrungen man in den USA von 1971-1983 gemacht hatte. Vor allem wenn der Vorsitzende des obersten Gerichts für diese Angelegenheit anscheinend die Beschwichtigung, es gehe nicht um die Scheidung durch die Hintertür, verneint und eine Flut von Ehebandsanfechtungen als Wunsch und Ziel des Papstes bezeichnet.
"Das katholische Modell ist ja seit 2000 Jahren am Scheitern und daher dringend ablösungsbedürftig"

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Hubertus
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Hubertus »

taddeo hat geschrieben:Burke ist momentan nicht nur "einer der Extremsten", sondern auch eine beleidigte Leberwurst.
Gerade er als einer der bisherigen Top-Kanonisten im Kardinalskollegium müßte wissen, daß das, was der Papst jetzt geändert hat, bis vor knapp 300 Jahren eigentlich mehr oder weniger das Normale war.
Na ja, auch die Liturgie war ursprünglich auch in der "Volkssprache". Wer aber nach jahrhundertealter anderer Praxis plötzlich wieder zu etwas früherem zurückkehrt, in einem völlig geänderten gesellschaftlichen Umfeld, in einer völlig anderen kirchlichen Situation, der muß sich schon fragen lassen, welche Motive er damit verbindet. Ist das wirklich nur "Rückkehr zum Alten"? Oder will man nicht eher etwas sehr bestimmtes damit erreichen ...?

In einer solchen Situation Bedenken zu äußern hat nichts mit "beleidigtem-Leberwurst-Gehabe" zu tun. Gerade die zeitliche Nähe zur bevorstehenden Synode leistet eben der Befürchtung Vorschub, daß hier die Linie: "Wir lassen offiziell die Lehre unangetastet, aber wir 'nehmen es halt nicht mehr so genau'" durchgedrückt werden soll. In einer solchen Situation seinen Sorgen Ausdruck zu verleihen wird ja wohl noch erlaubt sein - die Gegenseite kommt ja auch schon lautstark mit entsprechenden Ansätzen daher ...
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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taddeo
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Marcus, der mit dem C hat geschrieben:... eine Flut von Ehebandsanfechtungen als Wunsch und Ziel des Papstes ...
Unter Kanonisten gibt es schon lange die Ansicht, daß schätzungsweise die Hälfte aller katholisch geschlossenen Ehen eigentlich nichtig ist, wenn man die amtlichen Kriterien streng anwenden würde. Nur ist es in den allermeisten Fällen halt so, daß diese nichtigen Ehen nicht angefochten werden oder eine Nichtigkeit nicht beweisbar wäre. Selbst wenn sich in Deutschland die Zahl von ca. 750 Annullierungen pro Jahr auf einen Schlag verzehnfachen würde, wäre dadurch noch immer erst ein kleiner Bruchteil aller tatsächlich nichtigen Ehen erfaßt.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Weshalb kommen diese Kanonisten auf diese Einschätzung und sind darunter auch Ehen, bei denen die Partner sehr gern verheiratet sind?

Fragesteller
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Fragesteller »

taddeo hat geschrieben:
Marcus, der mit dem C hat geschrieben:... eine Flut von Ehebandsanfechtungen als Wunsch und Ziel des Papstes ...
Unter Kanonisten gibt es schon lange die Ansicht, daß schätzungsweise die Hälfte aller katholisch geschlossenen Ehen eigentlich nichtig ist, wenn man die amtlichen Kriterien streng anwenden würde. Nur ist es in den allermeisten Fällen halt so, daß diese nichtigen Ehen nicht angefochten werden oder eine Nichtigkeit nicht beweisbar wäre.
Kirchenrechtlich sind diese Leute dann ja offenbar als verheiratet zu behandeln. Aber was gilt theologisch? Greift da dann ein supplet ecclesia, oder bleibt denen das Sakrament vorenthalten (ohne dass sies wissen)?

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Hubertus
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Hubertus »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Weshalb kommen diese Kanonisten auf diese Einschätzung und sind darunter auch Ehen, bei denen die Partner sehr gern verheiratet sind?
Regelmäßig dürfte es heutzutage am 'bedingten Scheidungsvorbehalt', also der Vorsatz, eine Ehe eingehen zu wollen "solange das halt gutgeht, zur Not lassen wir uns eben wieder scheiden und ich heirate ggf. wen anders".
Daneben gibt es so selten nicht Fälle, wo z.B. die Nachkommenschaft von einem oder gar beiden ausgeschlossen wird - ich kenne da persönlich einen entsprechenden Fall.
Ich könnte mir vorstellen, daß auch das Moment der psychischen Eheunfähigkeit in nicht wenigen Fällen vorliegt.


Eine solche Ehe ist im übrigen immer ungültig, selbst wenn es z.B. nie zur Scheidung kommen sollte und die beiden doch noch recht glücklich werden miteinander. Es kommt auf den Zeitpunkt des Eheschlusses an.
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taddeo
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Hubertus hat geschrieben:
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Weshalb kommen diese Kanonisten auf diese Einschätzung und sind darunter auch Ehen, bei denen die Partner sehr gern verheiratet sind?
Regelmäßig dürfte es heutzutage am 'bedingten Scheidungsvorbehalt', also der Vorsatz, eine Ehe eingehen zu wollen "solange das halt gutgeht, zur Not lassen wir uns eben wieder scheiden und ich heirate ggf. wen anders".
Daneben gibt es so selten nicht Fälle, wo z.B. die Nachkommenschaft von einem oder gar beiden ausgeschlossen wird - ich kenne da persönlich einen entsprechenden Fall.
Ich könnte mir vorstellen, daß auch das Moment der psychischen Eheunfähigkeit in nicht wenigen Fällen vorliegt.


Eine solche Ehe ist im übrigen immer ungültig, selbst wenn es z.B. nie zur Scheidung kommen sollte und die beiden doch noch recht glücklich werden miteinander. Es kommt auf den Zeitpunkt des Eheschlusses an.
Es gibt die verschiedensten Gründe für diese Ansicht, die von Dir genannten sind sicher die wichtigsten. Pauschal gesagt, dürfte in sehr vielen Fällen das erforderliche Mindestwissen nicht ausreichend vorhanden sein, daß eine Ehe ausschließlich die lebenslange Verbindung von einem Mann mit einer Frau ist mit dem Willen, Kinder zu kriegen. Wer zB grundsätzlich der Ansicht ist - wie oben gesagt -, daß beim Scheitern der Ehe eine zivile Scheidung und eventuelle Wiederheirat eine legitime Option ist, und daß auch jederzeit zwei Männlein oder zwei Weiblein einander heiraten dürfen sollten, wenn sie das Bedürfnis haben, oder daß künstliche Empfängnisverhütung prinzipiell - und sei es nur aufgrund einer "persönlichen Gewissensentscheidung" - nicht sündhaft sei, bei dem kann man eigentlich nicht annehmen, daß er über ein ausreichendes Mindestwissen über die Natur der Ehe (mal ganz unabhängig von der Ehelehre der Kirche!) verfügt.
Dazu kommt auch noch, daß heute tatsächlich immer mehr Menschen durch ihre familiäre Vorgeschichte in irgendeiner Form traumatisiert sind, was personale Bindungen angeht. Es gibt sogar ne Studie aus dem Jahr 2000 über die Auswirkungen von Trennung und Scheidung der Eltern auf die kanonische Ehefähigkeit der betroffenen Kinder. Aber zB auch Mißbrauchsopfer sind da häufig betroffen. Immer mehr Menschen sind aufgrund ihrer gesamten psychischen Disposition nicht mehr in der Lage, die Verpflichtungen einer "ganzheitlichen Lebensgemeinschaft" und für das "Gattenwohl" auf Lebenzeit zu übernehmen, wie sie für eine gültige Ehe konstitutiv sind.

Natürlich genießt jede ordnungsgemäß geschlossene Ehe die Rechtsgunst, d. h. solange sie nicht angefochten wird, wird sie als gültig angesehen; und sie ist es auch, zumindest im Sinn einer Putativehe. Kinder aus solchen Ehen gelten selbstverständlich immer als eheliche Kinder. Und natürlich gibt es sehr viele Fälle, in denen so eine kanonisch eigentlich ungültige Ehe gutgeht und sogar glücklich ist. Da gilt wohl oft "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß". Die Frage nach der Gültigkeit stellt sich eigentlich immer erst nach dem Scheitern einer Ehe. Und dann hat JEDER Gläubige das Recht, von der Kirche amtlich überprüfen zu lassen, ob seine Ehe wirklich gültig zustande gekommen ist.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich erinnere mir, dass Du in diesem Sinne auch früher schon geschrieben hast, und es beschleicht mich wie damals ganz erhebliches Unbehagen, dass ich nur mäßig argumentativ vertreten kann.
Wenn man die Meßlatte der Ehefähigkeit so hoch legt, dass nur wirklich Gesunde heiraten sollten, was machen dann alle anderen?
Wie soll man für sich das Sakrament sich entfalten lassen können, wenn man noch nicht mal sicher sein kann, überhaupt gültig verheiratet zu sein? Wir lernen doch, und das fand ich persönlich sehr sinnvoll, in der allgemeinen Sakramentenkatechese: Handelnder in allen Sakramenten ist Gott. Ich kenne so manches, was man nur als Paar übersteht, wenn man außer dem Bewußtsein, das ist für immer, auch Gottvertrauen zustande bringt.
Letztlich fände ich es für mich auch wesentlich akzeptabler, in einer jahrzehtelangen Ehe gescheitert zu sein (bin ich nicht, mein Mann ist vor ein paar Monaten gestorben) als zu meinen, das war eigentlich gar nicht gültig. Man kann doch nicht Jahre seines Lebens an etwas ungültiges verschwenden!

In Vergleich zu solchen Problemen finde ich es fast harmlos, wenn in meiner Gemeinde Menschen, die in einer zweiten Beziehung leben, zur Kommunion gehen.

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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich erinnere mir, dass Du in diesem Sinne auch früher schon geschrieben hast, und es beschleicht mich wie damals ganz erhebliches Unbehagen, dass ich nur mäßig argumentativ vertreten kann.
Wenn man die Meßlatte der Ehefähigkeit so hoch legt, dass nur wirklich Gesunde heiraten sollten, was machen dann alle anderen?
Wie soll man für sich das Sakrament sich entfalten lassen können, wenn man noch nicht mal sicher sein kann, überhaupt gültig verheiratet zu sein? Wir lernen doch, und das fand ich persönlich sehr sinnvoll, in der allgemeinen Sakramentenkatechese: Handelnder in allen Sakramenten ist Gott. Ich kenne so manches, was man nur als Paar übersteht, wenn man außer dem Bewußtsein, das ist für immer, auch Gottvertrauen zustande bringt.
Letztlich fände ich es für mich auch wesentlich akzeptabler, in einer jahrzehtelangen Ehe gescheitert zu sein (bin ich nicht, mein Mann ist vor ein paar Monaten gestorben) als zu meinen, das war eigentlich gar nicht gültig. Man kann doch nicht Jahre seines Lebens an etwas ungültiges verschwenden!

In Vergleich zu solchen Problemen finde ich es fast harmlos, wenn in meiner Gemeinde Menschen, die in einer zweiten Beziehung leben, zur Kommunion gehen.
Wie gesagt: die Frage nach der Gültigkeit stellt sich eigentlich immer nur dann, wenn eine Ehe gescheitert ist.
Und selbst dann löscht eine "Annullierung" ja nicht die Jahre oder Jahrzehnte gemeinsamen Lebens aus, die menschlich und geistlich durchaus einen Wert gehabt haben können. Es wird "nur" festgestellt, daß diese Ehe von Anfang an nicht alle Kriterien erfüllt hat, die für eine unauflösliche Verbindung erforderlich waren. Es war eine Verbindung, aber eben keine, die absolut unauflöslich gewesen wäre.
Natürlich handelt Gott in den Sakramenten. Das Ehesakrament hat aber als einziges die Eigenart, daß darin eben die menschlichen Ehepartner (Mit-)Handelnde sind. Ohne ihr Zutun kommt kein Sakrament zustande. Und das entscheidende Kriterium für das Zustandekommen des Ehesakramentes ist der "Ehevertrag", also die Willensübereinkunft der beiden Partner, eine Ehe zu schließen. Nur auf diesen Ehevertrag bezieht sich die Kirche bei einer "Annullierung". Jeder Vertrag unter Menschen muß zwingend bestimmten Kriterien zu seiner Gültigkeit unterworfen sein. Wenn einer der Vertragspartner ein notwendiges Kriterium willentlich ausschließt oder gar nicht in der Lage ist, eines der Kriterien zu erfüllen, dann berührt das eben möglicherweise die Gültigkeit des ganzen Vertrags. Und genau das überprüft die Kirche in einem Eheverfahren.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich weiß, was ein Eheverfahren ist, und bei willentlichem Ausschluß finde ich es auch unproblematisch. Aber in Bezug auf die Ehefähigkeit sind wir heute in einer ähnlichen Situation, wie mit der Freiwilligkeit in anderen Zeiten. Will man wirklich davon ausgehen, dass so oft das Sakrament ungültig gespendet wird? Bei der Taufe, egal wie es danach weitergeht, sehen wir das anders, und für dass Weitergehen sind auch Menschen verantwortlich. Kardinal Marx hat gesagt, auch die Dauer eines Ehevertrags hätte ein Gewicht.
Alles, was es an Argumenten für potentielle Eheunfähigkeit gibt, könnte man ja auch für die Zulassung der Wiederverheirateten zu den Sakramenten anführen. Da könnte man von Barmherzigkeit reden und dass die Kranken den Arzt brauchen. Das finde ich kirchenpolitisch sinnvoller als Annulierungen als Massenphänomen, die das Vertrauen in die Ehe schmälern.

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Pilger
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Pilger »

Außerdem genügt es fortan, „mangelnden Glauben“,.... nachzuweisen.
Na toll und wie geht dass??? Oder wie soll ausreichender Glaube nachgewisen werden ???

Das ist einfach absurd. Das Dogma der unauflöslichkeit einer Ehe wird zur Farce zum Theaterstück der Nichtigkeit einer Ehe.
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Alles, was es an Argumenten für potentielle Eheunfähigkeit gibt, könnte man ja auch für die Zulassung der Wiederverheirateten zu den Sakramenten anführen. Da könnte man von Barmherzigkeit reden und dass die Kranken den Arzt brauchen. Das finde ich kirchenpolitisch sinnvoller als Annulierungen als Massenphänomen, die das Vertrauen in die Ehe schmälern.
Es wird keine "Annullierungen als Massenphänomen" geben, da bin ich mir sicher. Zumindest hierzulande.
Was "Eheunfähigkeit" angeht, so ist das übrigens keineswegs so schwammig, wie man meinen möchte. In diesem Punkt ist die Judikatur der Rota maßgeblich, und die war bisher extrem restriktiv in der Anerkennung von Gründen psychischer Natur für eine Eheunfähigkeit. Es herrschte zwar nicht immer eine Meinung unter den dortigen Richtern, aber im Normalfall werden dafür nur Gründe anerkannt, die tatsächlich klinischer Natur sind. "Normale Eheschwierigkeiten", auch gravierende, sind regelmäßig KEIN Grund für eine Annullierung. Das muß schon pathologisch nachweisbar sein. Und an die Rota-Judikatur sind die diözesanen Richter in ihrer Beurteilung solcher Fälle gebunden.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Wie soll man dann 50% potentiell ungültige Ehen verstehen, für mich ist das eine Masse, auch wenn man die in glücklicher Unwissenheit sich befindenden abzieht.
Aber die Diskussion von heute, hätten wir auch vor zwei Jahren oder 10 Jahren führen können, ich erkenne nicht wirklich, was die neuen Regeln tatsächlich ändern, außer dem Wegfall der zwingenden zweiten Instanz und dass auf irgendwie schwammige Weise der Ortbischof mehr Verantwortung tragen soll..



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taddeo
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von taddeo »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:... ich erkenne nicht wirklich, was die neuen Regeln tatsächlich ändern, außer dem Wegfall der zwingenden zweiten Instanz und dass auf irgendwie schwammige Weise der Ortbischof mehr Verantwortung tragen soll...
Da bist Du nicht die einzige. Ehrlich gesagt, dürfte das in der Praxis in erster Linie päpstliche Symbolpolitik bedeuten. Wenn die Richter und vor allem die Ehebandverteidiger ihre Aufgabe künftig so gewissenhaft ausüben, wie es nach den neuen Regeln nun erst recht unumgänglich ist, dann wird sich de facto nicht viel ändern. Ob die Zahl der Verfahren nun sprunghaft ansteigt, muß man mal abwarten, ich kann es mir nicht vorstellen.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Zarahfication
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Zarahfication »

Marion hat geschrieben:
Der Vorschlag zur Vereinfachung der Ehenichtigkeitsverfahren ist für Burke, den Kanonisten, eine "diffuse Forderung". Zwar seien die kirchlichen Eheprozesse nicht göttlichen Rechts und daher durchaus veränderbar, aber eben auch "Frucht der jahrhundertelangen Erfahrung der Kirche." Die Behauptung, der Prozess könne vereinfacht werden, ohne zugleich an der Ehelehre zu rütteln, zeuge von wenig Respekt vor dem Sakrament, so Burke. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... m-kardinal
Deswegen habe ich das gesagt. K. Burke ist ja wohl einer der "Extremsten". Das sieht absolut nicht nach Schisma aus.
Die Kasper Fraktion hat gewonnen. Der Papst servierte ihnen die katholische Scheidung, nachdem er sie im Alleingang rücksichtslos durchgepeitsch hat, auf dem Silbertablett. Konservative Katholiken, außer sich lethargisch und fatalistisch zu fügen und ihren Fetischismus-"Papst gehorchen auch wenn er der Teufel ist",zu frönen werden nix tun. Daher wird es kein Schisma geben. Die konservativen Katholiken haben mit ihrer Lethargie, Kadavergehorsam und Passivität der Kirche auch ernorm geschadet und spielen den Liberalen lernresistent immer wieder in die Hände.

Leider hatten Johannes Paul II und Benedikt nicht die Abgebrührtheit eines Franziskus um ihre Machtfülle auszuschöpfen, zu soft und nachgiebig haben sie die inneren Feinde gewähren lassen. Franziskus hat die berühmt-berüchtige hinterlistige Verschlagenheit der Jesuiten alle Ehre gemacht. Nicht nüchtern um die Wahrheit ringen, sondern mit Sentimentalität, vorgesetzer Emotionalität, Demut, Barmherzigkeit und Populismus hat er jeden Widerstand kaltstellt gestellt. Von Anfang an, hat Papst Franziskus gezeigt, zwar zwischen den Zeilen, dass er nicht der Kirche, sondern der Agenda der Liberalen dient. Daher hat er auch Kasper aus der Versenkung geholt und promoted. Mit dem ganzen Gequatsche von Vorschuss an Sympathien, Franziskus meint A wenn er B sagt, die Medien verdrehen alles, und nur der Vatikan kann sagen, was der Papst wirklich meint, wollte man das systematische Sprechen mit gespaltener Zunge seitens Franziskus vertuschen, damit keiner den Papst auf die Schliche kommt. Papst Franziskus geht es nicht primär um Barmherzigkeit, sondern darum dieses Wort wie ein Bulldozer zu benutzen um die Gebote Gottes und die Lehre Christi platt zu walzen. Der will seinen Stempel der Kirche aufdrücken.

Es ist der absolute Wahnsinnn, wie Katholiken das Papstamt deart irrsinnig aufgebläht und mit derart gefährlichen Absolutismus versehen haben, dass damit die Kirche dem Verderben ausgeliefert ist, sobald ein Papst, der die Lehre feindlich gesinnt ist, an die Macht kommt.

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Zarahfication
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Zarahfication »

taddeo hat geschrieben:
Marion hat geschrieben:
Der Vorschlag zur Vereinfachung der Ehenichtigkeitsverfahren ist für Burke, den Kanonisten, eine "diffuse Forderung". Zwar seien die kirchlichen Eheprozesse nicht göttlichen Rechts und daher durchaus veränderbar, aber eben auch "Frucht der jahrhundertelangen Erfahrung der Kirche." Die Behauptung, der Prozess könne vereinfacht werden, ohne zugleich an der Ehelehre zu rütteln, zeuge von wenig Respekt vor dem Sakrament, so Burke. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktu ... m-kardinal
Deswegen habe ich das gesagt. K. Burke ist ja wohl einer der "Extremsten". Das sieht absolut nicht nach Schisma aus.
Burke ist momentan nicht nur "einer der Extremsten", sondern auch eine beleidigte Leberwurst.
Gerade er als einer der bisherigen Top-Kanonisten im Kardinalskollegium müßte wissen, daß das, was der Papst jetzt geändert hat, bis vor knapp 3 Jahren eigentlich mehr oder weniger das Normale war.

Ist Herr Theologe wiedermal auf den Beschwichtigungstrip. Du kannst doch nicht die Bischöfe vor 3 jahren,
die die katholische Lehre nie infrage stellten, mit den Zeitgeist-Knechte und krypto Protestanten Bode, Kasper, Marx, die die katholische Lehre verachten, vergleichen. Die katholische Scheidung ist in Deutschland damit in trockenen Tüchern.

Die deut. Bischöfe werden Gefälligkeits-Annullierungen den Leuten hinterher werfen; sie verteilen wie warme Semmeln und so die katholische Ehe zu einem Witz machen. Der Kirche war die Unauflöslichkeit der Ehe derart wichtig, dass sie lieber risikierte ein ganzes Land zu verlieren, als dass sie Heinrich VIII's Ehe zu annullieren.
Dann kommt Franziskus und meint dies leichtfertig über Bord werfen zu können. Burke ist keine beleidigte Leberwurst, sondern ein Realist. Unter Franziskus gilt ja alles als extrem, was unter Johannes Paul II und Benedikt ganz normal war. Ziemlich eigenartig.

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Protasius
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Re: Neue Regeln zur Ehe-Nichtigkeit

Beitrag von Protasius »

Die Bischöfe des 17./18. Jahrhunderts als ausnahmslos kirchentreu hinzustellen, ist eine ziemliche Geschichtsklitterung. Ich darf an die Synode von Pistoia von 1786 erinnern; von Pius IX. wurden in der Apostolischen Konstitution Auctorem fidei 85 Artikel dieser Synode verurteilt, teils als häretisch. Oder man denke an den Jansenismus, der schließlich zur Abspaltung der Kirche von Utrecht führte (Bildung der altkatholischen Kirche); Jansenius' Buch wurde 1640 veröffentlicht und 1642 auf den Index gesetzt, 1653 wurden mit der Bulle Cum occasione Innozenz' X. mehrere Thesen verurteilt, 1713 durch Clemens' XI. Bulle Unigenitus Dei filius wurde der Jansenismus vollständig unterdrückt (mit, wie man an Utrecht sieht, eher mäßigem Erfolg).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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