Cappa magna oder Kartoffelsack?

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Siard
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Siard »

Dieter hat geschrieben:Mehr solche [Punkt]

Das ist die schnellste Methode, dass bisher wohlmeinende Katholiken Ekelgefühle gegen ihre eigene Kirche entwickeln.
Diese Art von Bildern ist da viel wirksamer, auch für Nichtkatholiken:
Bild
Bildtitel bei einer Zeitung, die sich leider so nicht verlinken ließ:
jesus grillen

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taddeo
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von taddeo »

Jetzt kenn ich das Bild echt schon lang, aber da vergehts mir jedesmal wieder. :würg:
Ein Priester, der im Ernst meint, auf diese Weise Gott zu ehren, der gehört von der Prozession weg mit Blaulicht in eine geschlossene Abteilung gebracht.
Das sag ich jetzt mal ganz ungeschützt und diskriminierend.

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umusungu
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von umusungu »

taddeo hat geschrieben:Dann müssen diese "bisher wohlmeinenden Katholiken" aber schon kräftig traumatisiert sein, wahrscheinlich von ihren eigenen Kindheitserinnerungen ... ein normaler Mensch denkt da höchstens "andere Zeiten, andere Sitten". Oder ekelt es Dich auch, wenn Du historische Bilder siehst, auf denen Männer gepuderte Perücken tragen oder hautenge Hosen, aus denen das Gemächt hervortritt? :pfeif:
andere Zeiten - andere Sitten; selbstverständlich!
Aber wenn ein arbeitsloser Kardinal Burke durch die Welt reist, um Cappa-Magna-Messen zu feiern, sind das leider keine anderen Zeiten - sondern Provokationen der Gläubigen heute!

Meinetwegen darf er sich auch noch eine gepuderte Perücke aufsetzen .. würde zu seinem sonstigen Aufzug wunderbar passen.

Fragesteller
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Fragesteller »

Es gibt drei Weisen, mit Seide etc. umzugehen:

1. Man kann ignorieren, dass es so etwas gibt. Das ist dann Missachtung der Schöpfung, grenzt an Manichäismus.
2. Man kann sie im weltlichen Leben benutzen, der Liturgie dagegen vorenthalten, das ist dann Götzendienst.
3. Man kann sie liturgisch verwenden.

3) scheint mir die am wenigsten problematische Variante; darum verstehe ich nicht, was an Burkes Aufzug provokativ sein soll.

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umusungu
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von umusungu »

Fragesteller hat geschrieben:Es gibt drei Weisen, mit Seide etc. umzugehen:

1. Man kann ignorieren, dass es so etwas gibt. Das ist dann Missachtung der Schöpfung, grenzt an Manichäismus.
2. Man kann sie im weltlichen Leben benutzen, der Liturgie dagegen vorenthalten, das ist dann Götzendienst.
3. Man kann sie liturgisch verwenden.

3) scheint mir die am wenigsten problematische Variante; darum verstehe ich nicht, was an Burkes Aufzug provokativ sein soll.
ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass du solches verstehen könntest.

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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Fragesteller »

umusungu hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Es gibt drei Weisen, mit Seide etc. umzugehen:

1. Man kann ignorieren, dass es so etwas gibt. Das ist dann Missachtung der Schöpfung, grenzt an Manichäismus.
2. Man kann sie im weltlichen Leben benutzen, der Liturgie dagegen vorenthalten, das ist dann Götzendienst.
3. Man kann sie liturgisch verwenden.

3) scheint mir die am wenigsten problematische Variante; darum verstehe ich nicht, was an Burkes Aufzug provokativ sein soll.
ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass du solches verstehen könntest.
Wo liegt denn der Denkfehler, Deines Erachtens? Und wer wird provoziert und warum?

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umusungu
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von umusungu »

Mein Denkfehler liegt wohl darin, dass ich die liturgische Verwendung von Seide nicht in Metern bedacht habe........... Farbe Rot, versteht sich.

Tritonus
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Tritonus »

taddeo hat geschrieben:... ein normaler Mensch denkt da höchstens "andere Zeiten, andere Sitten". Oder ekelt es Dich auch, wenn Du historische Bilder siehst, auf denen Männer gepuderte Perücken tragen oder hautenge Hosen, aus denen das Gemächt hervortritt? :pfeif:
Auch wenn ich nicht direkt angesprochen wurde ... Du bringst es auf den Punkt.

"Andere Zeiten, andere Sitten", genau das denke ich, wenn ich Männer in gepuderten Perücken oder in den genannten hautengen Hosen oder von mir aus in Lederjacken mit Bündchen wie in den 1950ern oder in Hosen mit Schlag wie in den 1960/70ern oder mit Vokuhila-Frisur wie in den 1980ern sehe. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es mir manchmal peinlich ist, wenn mir Bilder aus meiner Kindheit/Jugend in die Finger fallen: Haben wir wirklich damals alle so lächerlich und zum Schreien bescheuert :panisch: ausgesehen?

Und das führt mich gleich zur nächsten Frage: Ist die hier diskutierte Cappa Magna wirklich als "traditionelle Kleidung" zu bezeichnen, wie einige Mitforisten es wie selbstverständlich tun, oder ist sie auch nur konservierter modischer Schnickschnack aus einer vergangenen Epoche, der dann logischerweise auch auf die heute lebenden Menschen entsprechend wirkt, nämlich ungefähr so wie gepuderte Perücken (d.h. am besten als Theaterrequisiten für Historienschinken) oder Hosen mit Schlag (als angemessen nostalgisches Outfit für eine Ü50-Party)?

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umusungu
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von umusungu »

Tritonus hat geschrieben:Und das führt mich gleich zur nächsten Frage: Ist die hier diskutierte Cappa Magna wirklich als "traditionelle Kleidung" zu bezeichnen, wie einige Mitforisten es wie selbstverständlich tun, oder ist sie auch nur konservierter modischer Schnickschnack aus einer vergangenen Epoche, der dann logischerweise auch auf die heute lebenden Menschen entsprechend wirkt, nämlich ungefähr so wie gepuderte Perücken (d.h. am besten als Theaterrequisiten für Historienschinken) oder Hosen mit Schlag (als angemessen nostalgisches Outfit für eine Ü50-Party)?
es ist eindeutig modischer klerikaler Schnichschak vergangener Jahrhunderte.

Raphael

Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Raphael »

umusungu hat geschrieben:es ist eindeutig modischer klerikaler Schnichschak vergangener Jahrhunderte.
Als solches siehst Du ja Orthographie offenbar auch an! :pfeif:

iustus
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von iustus »

Fragesteller hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Es gibt drei Weisen, mit Seide etc. umzugehen:

1. Man kann ignorieren, dass es so etwas gibt. Das ist dann Missachtung der Schöpfung, grenzt an Manichäismus.
2. Man kann sie im weltlichen Leben benutzen, der Liturgie dagegen vorenthalten, das ist dann Götzendienst.
3. Man kann sie liturgisch verwenden.

3) scheint mir die am wenigsten problematische Variante; darum verstehe ich nicht, was an Burkes Aufzug provokativ sein soll.
ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass du solches verstehen könntest.
Wo liegt denn der Denkfehler, Deines Erachtens? Und wer wird provoziert und warum?
Hier die Frage nochmal. Deine Antwort Umu, bezeugt bislang nur Deine Dialogunfähigkeit.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Siard
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Siard »

Tritonus hat geschrieben:Ist die hier diskutierte Cappa Magna wirklich als "traditionelle Kleidung" zu bezeichnen, …?
Sie ist eine traditionelle Kleidung, aber natürlich nicht wesentlich. Ich kann gut ohne die Cappa Magna leben, ich habe auch nichts gegen moderne liturgische Gewandung – wenn sie denn würdig ist.
Die rigorose Ablehnung aller Tradition durch manche Kreise führt eben zur Betonung (unwichtiger) Kleidungsstücke in anderen.
Mir scheint, daß Manche viel wert auf diese Art von Kleidung legen, sie aber nicht für heilsnotwendig erachten, umgekehrt aber scheinen mir Manche, die diese Kleidung ablehnen, dies Ablehnung als heilsnotwendig anzusehen.

Raphael

Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Raphael »

Siard hat geschrieben:Mir scheint, daß Manche viel wert auf diese Art von Kleidung legen, sie aber nicht für heilsnotwendig erachten, umgekehrt aber scheinen mir Manche, die diese Kleidung ablehnen, dies Ablehnung als heilsnotwendig anzusehen.
Diese Beobachtung zieht sich durch viele Bereiche in der Kirche und ist in der Regel ein klares Zeichen für Modernismus. Vertreter dieser theologischen Richtung handeln asynchron; wobei die Asynchronität den Handelnden mehr oder weniger bewußt ist.

Die Ablehnung der Tradition bspw. muß durch den Modernisten niemals begründet werden, denn sie ist vollkommen evident. :patsch:
Daß ein Hineindenken in die traditionellen Gebräuche dem Wohl der Kirche förderlich ist - und nicht zuletzt sogar dem eigenen - und eine Anerkennung der Leistung der Vorfahren automatisch beinhaltet, geht einem Modernisten "über die Hutschnur". Eher werden subjektive negative Erfahrungen aus der persönlichen Vergangenheit verabsolutiert .............

In diesem Zusammenhang kommt einem der protestantische Dichter Matthias Claudius in den Sinn:
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Kilianus
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Kilianus »

Dieter hat geschrieben:Die Cappa Magna ist ein Symbol für schlimmsten Klerikalismus. Schlimmer geht es nicht!

Jesus wollte keine Fürstbischöfe, sondern Nachfolger/Jünger.
Welche weltlichen Machthaber laufen denn heutzutage mit langer Schleppe herum?

Ich kenne nur solche, die Anzug und Krawatte tragen. Manche lassen die Krawatte auch weg. Und in anderen Regionen der Welt tragen sie auch mal Jogginganzug.

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Protasius
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Protasius »

Kilianus hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Die Cappa Magna ist ein Symbol für schlimmsten Klerikalismus. Schlimmer geht es nicht!

Jesus wollte keine Fürstbischöfe, sondern Nachfolger/Jünger.
Welche weltlichen Machthaber laufen denn heutzutage mit langer Schleppe herum?

Ich kenne nur solche, die Anzug und Krawatte tragen. Manche lassen die Krawatte auch weg. Und in anderen Regionen der Welt tragen sie auch mal Jogginganzug.
Der Mantel, den die Queen zur Parlamentseröffnung trägt, macht so mancher Cappa magna Konkurrenz, was die Länge angeht; zudem ist dieser Mantel aus Samt und WIMRE bestickt, was bei einer Cappa magna nie der Fall ist (lediglich der Papst hat eine samtene Cappa magna [ohne Stickereien], die er zur Weihnachtsmatutin trug).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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kreuzzeichen
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von kreuzzeichen »

Diese Diskussion finde ich befremdlich. Der spirituelle Wert einer Cappa Magna scheint sich darin zu erschöpfen, dass es sie vor der Liturgiereform halt schon gab. Das ist letztlich die Pflege von Mumien. Aber Liturgie darf keine Mumie werden. Die Frage ist doch, ob ich diese Form liturgischer Kleidung noch mit einem christlichen Sinn füllen kann (der zumindest von einer nennenswerten Gruppe als solcher empfunden wird). Dass eine Cappa Magna früher einmal eine Sinnhaftigkeit gehabt hat bestreite ich nicht. Ob allerdings die Schleppe der englischen Königin uns Hinweise geben kann, wie diese zu verstehen ist ... bestreite ich. Das englische Königshaus ist weitgehend eine Art Theater zur Unterhaltung der Massen. Das können wir als Kirche für uns nicht wollen und dorthin möchte ich nicht mit meiner Kirche gehen. Wir haben eine Botschaft, die die Welt verändern kann und soll.
Selbst bei einer großen Hochschätzung der außerordentlichen Form ... - ist doch unbestreitbar, dass gewisse Ausdrucksformen von damals - sich überlebt haben, weil sie aus einer Tradition kommen, die man irgendwann und irgendwie "getauft" hat, sie kommen nicht (mehr) aus der spirituellen Tiefe der Liturgie heraus. Und solche "Zutaten" halte ich für verzichtbar oder sogar für schädlich. Das sollten auch Leute wie Kardinal Burke bedenken, die sonst einem berechtigten Anliegen ungewollt schaden.
Bei allem Hickhack um die "Reform der Reform" wird es sicher immer Leute geben, die meinen, dass eine bestimmte Fassung der "tridentinischen" Messe die absolut unveränderliche Hoch- und Reinform darstellt. Jede Abweichung davon werden sie als "Teufelszeug" oder "suboptimal" ansehen. Aber mit diesen Leuten kommen wir als Kirche nicht voran. Auch die "alte Liturgie" muss sich in Maßen verändern, wenn sie das bleiben will, was sie sein soll. Wenn sich das gesellschaftliche Umfeld derart verändert, in dem wir Liturgie feiern, dann kann das nicht ohne Folgen für die Liturgie selbst sein. Dazu muss ich nicht mal Buchstaben, Sprache oder Riten der Liturgie selbst verändern.
Ich weiß noch nicht, ob wir einmal wieder zu einer einzigen Form des römischen Ritus kommen oder ob es bei zwei Formen bleibt (ich lasse die Details und Variationen, die es noch gibt, jetzt mal weg). Sollte es bei zwei Formen bleiben, muss es eine Reform beider Formen geben, denn sonst steht die Starrheit der einen Form der Weiterentwicklung der anderen Form im Wege. Vermutlich ist das etwas kryptisch, aber mein Kopf gibt nicht mehr her um diese Stunde. Ich wollte es aber loswerden.
"Für jedes Problem gibt es eine einfache Lösung – klar, einleuchtend und falsch." (Henry Louis Mencken)

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kreuzzeichen
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von kreuzzeichen »

Diese Diskussion finde ich befremdlich. Der spirituelle Wert einer Cappa Magna scheint sich darin zu erschöpfen, dass es sie vor der Liturgiereform halt schon gab. Das ist letztlich die Pflege von Mumien. Aber Liturgie darf keine Mumie werden. Die Frage ist doch, ob ich diese Form liturgischer Kleidung noch mit einem christlichen Sinn füllen kann (der zumindest von einer nennenswerten Gruppe als solcher empfunden wird). Dass eine Cappa Magna früher einmal eine Sinnhaftigkeit gehabt hat bestreite ich nicht. Ob allerdings die Schleppe der englischen Königin uns Hinweise geben kann, wie diese zu verstehen ist ... bestreite ich. Das englische Königshaus ist weitgehend eine Art Theater zur Unterhaltung der Massen. Das können wir als Kirche für uns nicht wollen und dorthin möchte ich nicht mit meiner Kirche gehen. Wir haben eine Botschaft, die die Welt verändern kann und soll.
Selbst bei einer großen Hochschätzung der außerordentlichen Form ... - ist doch unbestreitbar, dass gewisse Ausdrucksformen von damals - sich überlebt haben, weil sie aus einer Tradition kommen, die man irgendwann und irgendwie "getauft" hat, sie kommen nicht (mehr) aus der spirituellen Tiefe der Liturgie heraus. Und solche "Zutaten" halte ich für verzichtbar oder sogar für schädlich. Das sollten auch Leute wie Kardinal Burke bedenken, die sonst einem berechtigten Anliegen ungewollt schaden.
Bei allem Hickhack um die "Reform der Reform" wird es sicher immer Leute geben, die meinen, dass eine bestimmte Fassung der "tridentinischen" Messe die absolut unveränderliche Hoch- und Reinform darstellt. Jede Abweichung davon werden sie als "Teufelszeug" oder "suboptimal" ansehen. Aber mit diesen Leuten kommen wir als Kirche nicht voran. Auch die "alte Liturgie" muss sich in Maßen verändern, wenn sie das bleiben will, was sie sein soll. Wenn sich das gesellschaftliche Umfeld derart verändert, in dem wir Liturgie feiern, dann kann das nicht ohne Folgen für die Liturgie selbst sein. Dazu muss ich nicht mal Buchstaben, Sprache oder Riten der Liturgie selbst verändern.
Ich weiß noch nicht, ob wir einmal wieder zu einer einzigen Form des römischen Ritus kommen oder ob es bei zwei Formen bleibt (ich lasse die Details und Variationen, die es noch gibt, jetzt mal weg). Sollte es bei zwei Formen bleiben, muss es eine Reform beider Formen geben, denn sonst steht die Starrheit der einen Form der Weiterentwicklung der anderen Form im Wege. Vermutlich ist das etwas kryptisch, aber mein Kopf gibt nicht mehr her um diese Stunde. Ich wollte es aber loswerden.
"Für jedes Problem gibt es eine einfache Lösung – klar, einleuchtend und falsch." (Henry Louis Mencken)

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Siard
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Siard »

@ kreuzzeichen
Ich verweise noch einmal auf meinen letzten Beitrag und die Antwort von Raphael dazu.
Welchen spirituellen Gehalt erkenne ich im Weglassen von (liturgischer) Kleidung?
Die ganze Schiene kenne ich nur zu gut, das habe ich schon während meines ev. Studiums immer wieder gehört – aber auch da war es nur eine Ausrede für die eigene Verbürgerlichung.
Das Abschaffen war fast immer ideologisch, oft gewalttätig, das Einführen aber (meist) freiwillig. (Lutherische Meßgewänder in Nürnberg, z.B.)

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Maurus
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Maurus »

Dieter hat geschrieben:
Gallus hat geschrieben:Jetzt kriegt der Umu einen Anfall: http://totaliter-aliter.blogspot.co.at/ ... tag_8.html


Mehr solche [Punkt]

Das ist die schnellste Methode, dass bisher wohlmeinende Katholiken Ekelgefühle gegen ihre eigene Kirche entwickeln.
Das fände ich psychologisch interessant. Denn warum sollte man angesichts solcher Bilder Ekelgefühle entwickeln? Man kann denken: Wow! oder Hätte ich auch gerne! oder Was ist das denn? oder Naja, wem's gefällt oder Was für ein Unsinn! oder Dem müsste mal jemand heimleuchten!

Wer aber Ekelgefühle entwickelt, der sollte sich lieber selbst prüfen, wieso ihm dergleichen irgendwie auf den Magen schlägt, eine Kasel aber zum Beispiel nicht.

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berneuchen
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von berneuchen »

Aus einer Predigt von Papst Franziskus:
„So handelt der Herr: er handelt auf einfache Weise. Er spricht still zu dir im Herzen.“
Bescheidenheit und Einfachheit zeichneten Gottes Weise aus. Ebenso schön sei es, diese Einfachheit auch in der liturgischen Feier und den Sakramenten wiederzufinden.

An anderem Ort sagte er anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der ersten Messe in italienischer Sprache, die der selige Papst Paul VI. am 7. März 1965 hielt:
- „Das gemeinsame Gebet, der Gottesdienst, den Leib des Herrn zu empfangen, das stärkt die Kirche, das bringt weiter trotz der Schwierigkeiten.“ .
.... Nach der Feier begrüßte er die Menge vor der Kirche sowie die Priester der Pfarrei, ....
„Vielen Dank für euren Empfang... Ihr habt während der Messe gebetet, alle zusammen... Das gemeinsame Gebet, der Gottesdienst, den Leib des Herrn zu empfangen; das stärkt die Kirche, das bringt weiter trotz der Schwierigkeiten. Es gibt Schwierigkeiten, überall, aber überall ist auch der Herr, und wo der Herr ist, ist alles in Ordnung...“,
„Danken wir dem Herrn für das, was er in diesen fünfzig Jahren Liturgiereform getan hat. Es war ein mutiger Akt der Kirche, um sich dem Volk Gottes zu nähern, so dass es gut verstehen kann, was sie tut, und das ist wichtig, um der Messe zu folgen“,
„Wir können nicht zurück, wir müssen immer vorwärts, immer nach vorne und wer kehrt macht, irrt sich. Auf diesem Weg müssen wir fortschreiten!“
Zuletzt geändert von HeGe am Montag 30. März 2015, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitate und Kommentare eindeutiger getrennt.

Kilianus
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Kilianus »

Mit nur geringfügig anderen Worten: http://www.youtube.com/watch?v=VphPebctAsM

Davon mal abgesehen: Der Heilige Vater will mir allen Ernstes sagen, daß Umkehr immer falsch ist?

Und wie kann sich "die Kirche" dem "Volk Gottes nähern"? Einen Sinn hat diese Aussage nur, wenn man "die Kirche" mit dem Klerus gleichsetzt. Mehr Klerikalismus geht nicht.

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Gallus
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Gallus »

berneuchen hat geschrieben:„Wir können nicht zurück, wir müssen immer vorwärts, immer nach vorne und wer kehrt macht, irrt sich. Auf diesem Weg müssen wir fortschreiten!“
Jaja, den Bolschewismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

Wenn ich im Stundengebet die Psalmen bete, dann sind das die gleichen Gebete, die vor rund 2.600 Jahren im Heiligen Land gebetet wurden. In der Heiligen Messe werden Ereignisse vergegenwärtigt, die auch schon 2.000 Jahre her sind. Ich muß ständig zurück schauen, sonst hätte ich nicht die geringste Ahnung, wo ich "nach vorne" hinlaufen sollte.

Und genau das scheint mir ja das Problem der Modernisten zu sein. Ihr Maßstab ist das absolut gesetzte Heute. Das macht sie vollkommen orientierungslos. Heute dies, morgen das, was auch immer gerade die Mode ist.

iustus
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von iustus »

Kilianus hat geschrieben:Mit nur geringfügig anderen Worten: http://www.youtube.com/watch?v=VphPebctAsM

Davon mal abgesehen: Der Heilige Vater will mir allen Ernstes sagen, daß Umkehr immer falsch ist?

Und wie kann sich "die Kirche" dem "Volk Gottes nähern"? Einen Sinn hat diese Aussage nur, wenn man "die Kirche" mit dem Klerus gleichsetzt. Mehr Klerikalismus geht nicht.
Der Heilige Vater sagt leider Vieles, wenn der Tag lang ist. Man muss bei Manchem den Wortlaut schon ganz schön verbiegen, um ihn noch ernst nehmen zu können: http://m.faz.net/aktuell/politik/auslan ... 7148.html
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Niels
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Re: Cappa magna oder Kartoffelsack?

Beitrag von Niels »

Da ich diesen Strang eröffnet habe, sei folgender Hinweis erlaubt:
Bitte beißt Euch nicht zu sehr und vor allem an der Cappa magna fest... Bild
- die ist in der Tat kein liturgisches Gewand im eigentlichen Sinne, das ist klar. Sie musste aber für die Alliteration im Strangtitel herhalten.
;D

Natürlich hätte ich auch schreiben können: "Rauchmantel oder Rübensack?", oder dergleichen, aber ein wenig Provokation schien mir nicht verkehrt, sondern - im Gegenteil - durchaus angebracht. :blinker:

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umusungu
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Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von umusungu »

Die cappa magna und die roten Pontifikalhandschuhe stehen Eminenz ganz wunderbar.

CIC_Fan

Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von CIC_Fan »

diese sind teil der verwendeten Liturgie und seit 2007 wieder fixer Bestandteil einer Form des röm Ritus

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Juergen
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Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von Juergen »

CIC_Fan hat geschrieben:diese sind teil der verwendeten Liturgie und seit 2007 wieder fixer Bestandteil einer Form des röm Ritus
…wobei die Cappa Magna, die es in beiden Formen des römischen Ritus gibt – sofern man das so ausdrücken will –, ja kein liturgisches Kleidungsstück ist.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Protasius
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Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von Protasius »

Juergen hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:diese sind teil der verwendeten Liturgie und seit 2007 wieder fixer Bestandteil einer Form des röm Ritus
…wobei die Cappa Magna, die es in beiden Formen des römischen Ritus gibt – sofern man das so ausdrücken will –, ja kein liturgisches Kleidungsstück ist.
Es ist Teil der Chorkleidung des Bischofs innerhalb seiner Diözese. Die Cappa magna ist ebenso liturgisch oder unliturgisch wie die Mozzetta. Bei Joseph Braun SJ, Handbuch der Paramentik findet sich die Cappa magna dementsprechend auch im Kapitel Die liturgischen Gewänder im weiteren Sinne, genauso wie die Mozzetta.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Juergen
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Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von Juergen »

Protasius hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:diese sind teil der verwendeten Liturgie und seit 2007 wieder fixer Bestandteil einer Form des röm Ritus
…wobei die Cappa Magna, die es in beiden Formen des römischen Ritus gibt – sofern man das so ausdrücken will –, ja kein liturgisches Kleidungsstück ist.
Es ist Teil der Chorkleidung des Bischofs innerhalb seiner Diözese. Die Cappa magna ist ebenso liturgisch oder unliturgisch wie die Mozzetta. Bei Joseph Braun SJ, Handbuch der Paramentik findet sich die Cappa magna dementsprechend auch im Kapitel Die liturgischen Gewänder im weiteren Sinne, genauso wie die Mozzetta.
Sie wird allerdings, wenn der Bischof eine Messe in der ordentlichen Form feiert, schon in der Sakristei ausgezogen und bei der Chorkleidung wird sie nicht erwähnt.
Gruß Jürgen

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iustus
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Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von iustus »

Juergen hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:diese sind teil der verwendeten Liturgie und seit 2007 wieder fixer Bestandteil einer Form des röm Ritus
…wobei die Cappa Magna, die es in beiden Formen des römischen Ritus gibt – sofern man das so ausdrücken will –, ja kein liturgisches Kleidungsstück ist.
Es ist Teil der Chorkleidung des Bischofs innerhalb seiner Diözese. Die Cappa magna ist ebenso liturgisch oder unliturgisch wie die Mozzetta. Bei Joseph Braun SJ, Handbuch der Paramentik findet sich die Cappa magna dementsprechend auch im Kapitel Die liturgischen Gewänder im weiteren Sinne, genauso wie die Mozzetta.
Sie wird allerdings, wenn der Bischof eine Messe in der ordentlichen Form feiert, schon in der Sakristei ausgezogen und bei der Chorkleidung wird sie nicht erwähnt.
Aber erst nach dem Einzug. Der Bischof könnte schon feierlich damit einziehen. Dann gehr er in die Sakristei und zieht dort die Messgewänder an.

Im Zeremoniale für die Bischöfe ist sie an irgendeiner Stelle ausdrücklich erwähnt.
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Hubertus
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Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von Hubertus »

iustus hat geschrieben:Im Zeremoniale für die Bischöfe ist sie an irgendeiner Stelle ausdrücklich erwähnt.
:ja: Nrn. 64 u. 1215 (dort unter Chorkleidung):
Die violette Cappa magna ohne Hermelin darf nur in der eigenen Diözese und an höchsten Festen verwendet werden.

Mit Hermelin gelten also keinerlei Einschränkungen. :blinker:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

iustus
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Re: Veranstaltungen traditionsverbundener Kreise

Beitrag von iustus »

Hubertus hat geschrieben:
Die violette Cappa magna ohne Hermelin darf nur in der eigenen Diözese und an höchsten Festen verwendet werden.

Mit Hermelin gelten also keinerlei Einschränkungen. :blinker:
:klatsch: :klatsch: :klatsch: :daumen-rauf: :daumen-rauf: :daumen-rauf:
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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