Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung?

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Gallus
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Gallus »

D. Brüggemann hat geschrieben:Die vier Evangelien enthalten die interessante Geschichte eines Predigers, der seiner Zeit weit voraus war und den Entwurf einer radikalen Ethik in die Welt gesetzt hat, da findet sich einiges Interessantes, aber was die Kirche daraus gemacht hat, ist so abartig, daß man eigentlich kein Wort mehr darüber verlieren muß. Zumal schon viele und klügere Leute als ich sehr viele kluge Worte darüber verloren haben.
Och, es gibt Diözesen, da könnte er mit diesem Credo noch als Priester arbeiten.

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Amanda
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Amanda »

Sogar in gehobener Position, z.B. in der Priesterausbildung oder als Professor an einer theologischen Fakultät :kotz:
"Die Kirche scheint immer der Zeit hinterher zu sein,
obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
sie wartet, bis der letzte Tick seinen letzten Sommer gehabt hat."
Gilbert Keith Chesterton

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Maurus
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Maurus »

Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Natbar hat geschrieben: Irgendwie hat er auch das oh du glückseelige
Schuld nicht verstanden.
Oder es hat an der Vermittlung gehapert. Der Herr Brüggemann hat vermutlich ganz andere Erfahrungen gemacht, als du oder ich und offenbar sind sie ihm nicht sonderlich gut bekommen. Seine Ausführungen muss man weder teilen noch gut finden; das Phänomen allerdings gilt es doch zu beobachten.
Möglicherweise ist der Film als eine Art Selbsttherapie des Regisseurs anzusehen, mit der er die Traumata seiner Kindheit zu bewältigen versucht. Er wäre nicht der erste Künstler, der sein Leiden als Quelle für sein schöpferisches Tun benutzt.
Sicher, das ist möglich.
Raphael hat geschrieben:Ob dieses Leiden berechtigt oder unberechtigt als ein solches empfunden wurde, sei hierbei einmal dahingestellt.
Bei so etwas wäre ich ohnehin sehr vorsichtig.

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Pit
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Pit »

taddeo hat geschrieben: Oh doch, im Traditionalismus (ob nun religiös oder gesellschaftlich) ändert sich vielleicht mehr als im normalen Leben. Traditionalismus hat nämlich die Grundtendenz, sich (entgegen seiner eigenen Sicht) vornehmlich über den Kontrast zur gegenwärtigen Situation zu definieren.
Überspitzt formuliert könnte man also sagen,dass sich z.B. der katholische Traditionalismus oder allgemein der religiöse Traditionalismus über sein Feindbild definiert,ja das es für ihn existentiell wichtig ist?
carpe diem - Nutze den Tag !

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Quasinix
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Quasinix »

Pit hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Oh doch, im Traditionalismus (ob nun religiös oder gesellschaftlich) ändert sich vielleicht mehr als im normalen Leben. Traditionalismus hat nämlich die Grundtendenz, sich (entgegen seiner eigenen Sicht) vornehmlich über den Kontrast zur gegenwärtigen Situation zu definieren.
Überspitzt formuliert könnte man also sagen,dass sich z.B. der katholische Traditionalismus oder allgemein der religiöse Traditionalismus über sein Feindbild definiert,ja das es für ihn existentiell wichtig ist?
Das mag für irgendwen gelten, dem man das Etikett "Traditionalist" überstülpt, um ihn dadurch als Ewiggestrigen belächeln zu können, aber sicher nicht für die Masse der Gläubigen, die sich nur deshalb einer der "Tradi-Gruppen" angeschlossen hat, weil man weit und breit nicht mehr das findet, was man in punkto Religionsunterricht, Liturgie, Lehre und Verkündigung, Sakramentenpastoral usw. als Katholik eigentlich voraussetzen dürfte. Diese Leute wären heilfroh, endlich wieder in der Heimatpfarrei die Verhältnisse vorzufinden, die den Normalzustand bilden sollten. Warum sollten diese sich dann da auch wieder unwohl fühlen und deswegen zur Abwechslung überzeugter "Modernist" werden, nur um immer dagegen sein zu können? Sowas traue ich eher Profilneurotikern wie Drewermann, Ranke-Heinemann usw. zu.

Daß jede Abgrenzung und Ausgrenzung - hier oft beiderseitig - auch seltsame Blüten treibt, ist ein soziologisches Phänomen und kein theologisches. Munition findet man in jeder abgrenzbaren Gruppe, nur die Anwendung auf die Gesamtheit dieser Gruppe ist meist unzulässig. Ich als "Nicht-Pius-Tradi" glaube ja umgekehrt auch nicht, daß jeder "moderne" Priester Freundin und Kinder hat, ungültig Sakramente spendet und die mit jeder Handlung die Kirche vernichten will.

Wir befinden uns hier auf konzentrischen Kreisen - tritt man einen Schritt weiter nach außen, geht es nicht mehr um die "Tradis" und ihre üblen Bräuche, sondern um die Kirche insgesamt und ihre Untaten:

viewtopic.php?f=6&t=16634&start=1 (Sendung "Was glaubt die Kirche" auf ARTE)

Das ist dann für den Fernstehenden bzw. Ungläubigen genau dasselbe wie für den "Normalo-Katholiken" die "Tradi-Szene".
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

HeGe
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von HeGe »

Falls jemand diesen Film noch nicht gesehen hat und dies gerne ändern möchte, hat er oder sie heute Abend die Gelegenheit dazu, der Film läuft heute um 20.15 Uhr auf Arte.
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CIC_Fan

Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von CIC_Fan »

Ich wollte heute schon etwas dazu schreiben der Film mag überzeichnet sein,es ist ja auch ein film, er zeigt jedoch sehr schön unter welchem Druck Jugendliche aus einem frommen umfeld stehen leider versagen zu oft in solchen Fällen die Eltern ich kenne eine fromme Familie mit mittlerweile 5 Erwachsenen Kindern und mittlerweile einem über einem Dutzend Enkelkinder da wurden nie Kinder zum Gottesdienst gezwungen und immer geschaut daß es mit der Schule keine Probleme gibt
4 der 5 Kinder sind mit ihren Familien bei der religiösen Einstellung und Praxis der Eltern geblieben 1 Sohn nicht aber da er sich mit 18 zu einem anderen Weg entschloß wurde das akzeptiert und es gibt auch mit ihm bis heute ein harmonisches Verhältnis in der Familie

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Schwenkelpott
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Schwenkelpott »

HeGe hat geschrieben:
Montag 13. Februar 2017, 15:17
Falls jemand diesen Film noch nicht gesehen hat und dies gerne ändern möchte, hat er oder sie heute Abend die Gelegenheit dazu, der Film läuft heute um 20.15 Uhr auf Arte.
Vielen Dank für den Tip!

CIC_Fan hat geschrieben:
Montag 13. Februar 2017, 16:57
Ich wollte heute schon etwas dazu schreiben der Film mag überzeichnet sein,es ist ja auch ein film, er zeigt jedoch sehr schön unter welchem Druck Jugendliche aus einem frommen umfeld stehen leider versagen [...]
Ja, im Film kommt die "Priesterbruderschaft St. Paulus" m.E.n. gar nicht so schlecht weg (allzu "liberale" oder kirchenferne Menschen mögen das vielleicht anders sehen) - im Gegensatz zur Figur der Mutter.
Der Katholik steht und will stehen in Allem auf historischem Boden; nur das Erdreich der Überlieferung gibt ihm Festigkeit und Nahrung; nur was sich an Überliefertes anschließt, gedeiht und treibt zu neuen Blüten und neuem Samen.
H. Bone, Cantate! 1847

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Amanda
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Amanda »

Ich sehe das auch eher so, dass der Konflikt eher im äußerst rigiden Erziehungsstil der Mutter begründet ist als in der Religion - welche freilich von der Mutter in geradezu fanatischer Weise missbraucht wird. Aber dafür kann ja der Glaube nichts.
"Die Kirche scheint immer der Zeit hinterher zu sein,
obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
sie wartet, bis der letzte Tick seinen letzten Sommer gehabt hat."
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CIC_Fan

Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von CIC_Fan »

mißbraucht oder einfach so verstanden wird das frage ich mich bei solchen Fällen immer

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Jakobgutbewohner
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Re: Der Film Kreuzweg: Realität oder maßlose Übertreibung

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Wir haben den Film bei uns gesehen. Ich fand ihn gut. Und ich denke, daß es nicht sein muß sich als dargestellte Gruppe übertrieben wokemäßig zu gerieren.

Gut an dem Film fand ich, daß es nach meinem Eindruck dem Filmemacher gelungen ist den Film nicht zu plump in eine Richtung kippen zu lassen. Gegen Ende wird dargestellt, daß der kleine Bruder nach der Entleibung Marias seine wohl ersten Worte spricht. Das können die Zuschauer dann je nach ihrer bereits vorhandenen Weltanschauung so oder so deuten, wenngleich eine solche Gleichzeitigkeit ja weltlich betrachtet schon eher unwahrscheinlich sein dürfte.

Die Figur der möglicherweise mit allem überforderten Mutter war schon penetrant, allerdings gibt es ja eben tatsächlich solche Leute. Dem Vater Marias war das nach dessen Darstellungen wohl auch nicht so recht und er versuchte die Wogen dann wieder dezent zu glätten.
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

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