Karlsjahr 2014

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koukol
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Karlsjahr 2014

Beitrag von koukol »

Vielfältige Informationen ergoogeln:

https://www.google.de/#q=karlsjahr+214

Für Freunde des Gregorianischen Chorals: Es ist eine Doppel-CD mit Gesängen aus Offizium und Messe erschienen (Karlsoffizium und Karlsmesse):
http://www.schola-carolina.de/
englisch: http://www.schola-carolina.de/charlemagne.html

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taddeo
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von taddeo »

Dem Saukerl würd ich alles mögliche singen, aber sicher kein Heiligenoffizium.
Da regen sich Leute düber auf, daß Johannes Paul II. kanonisiert wird, und gleichzeitig wird der Karl als Heiliger verehrt ... schon ziemlich schizo, sowas.

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Apollonia
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Apollonia »

taddeo hat geschrieben:Dem Saukerl würd ich alles mögliche singen, aber sicher kein Heiligenoffizium.
Da regen sich Leute düber auf, daß Johannes Paul II. kanonisiert wird, und gleichzeitig wird der Karl als Heiliger verehrt ... schon ziemlich schizo, sowas.
:klatsch:

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umusungu
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von umusungu »

taddeo hat geschrieben:Dem Saukerl würd ich alles mögliche singen, aber sicher kein Heiligenoffizium.
Da regen sich Leute düber auf, daß Johannes Paul II. kanonisiert wird, und gleichzeitig wird der Karl als Heiliger verehrt ... schon ziemlich schizo, sowas.
eine altbayrische Stimme aus Unkenntnis der Bedeutung dieses Kaisers ...
die heutige Gestalt der römisch-katholischen Kirche verdankt diesem Kaiser mehr als den Päpsten ... die heutige Liturgie verdankt diesem Kaiser ihre Gestalt........
darum ist es recht, dass in Aachen das Fest dieses Kaisers, dessen Standbild im linken Teil des Portikus des Petersdomes steht, den Gedenktag des hl. Thomas von Aquin verdrängt.

Bankasius
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Bankasius »

Und, schwupps, weg is` er, der Beitrag, den ich in diesen Strang zum Thema "heiliger Karl", dem Sachsenschlächter, setzte, der wesentlich dazu beitrug, den christlichen Glauben u.a. in Norddeutschland zu etablieren. Naja, manche geschichtlich relativ gut verbürgte Tatsachen, die der RKK nicht zum Ruhm gereichen, scheinen hier nicht gern gesehen zu sein. ;-) Aber was soll`s. Macht ja nix.

Vir Probatus
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Vir Probatus »

http://www.nw-news.de/owl/kreis_hoexter ... nt=3567842

Kurz nach Beginn der Auszeit soll die Gebetsnische dann entsorgt worden sein.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Robert Ketelhohn
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Robert Ketelhohn »

umusungu hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Dem Saukerl würd ich alles mögliche singen, aber sicher kein Heiligenoffizium.
Da regen sich Leute düber auf, daß Johannes Paul II. kanonisiert wird, und gleichzeitig wird der Karl als Heiliger verehrt ... schon ziemlich schizo, sowas.
eine altbayrische Stimme aus Unkenntnis der Bedeutung dieses Kaisers ...
die heutige Gestalt der römisch-katholischen Kirche verdankt diesem Kaiser mehr als den Päpsten ... die heutige Liturgie verdankt diesem Kaiser ihre Gestalt........
darum ist es recht, dass in Aachen das Fest dieses Kaisers, dessen Standbild im linken Teil des Portikus des Petersdomes steht, den Gedenktag des hl. Thomas von Aquin verdrängt.
:klatsch:

Tassilos Taddeos Stärke ist wohl die Geschichte nicht …
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Robert Ketelhohn
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bankasius hat geschrieben:Und, schwupps, weg is` er, der Beitrag, den ich in diesen Strang zum Thema "heiliger Karl", dem Sachsenschlächter, setzte, der wesentlich dazu beitrug, den christlichen Glauben u.a. in Norddeutschland zu etablieren. Naja, manche geschichtlich relativ gut verbürgte Tatsachen, die der RKK nicht zum Ruhm gereichen, scheinen hier nicht gern gesehen zu sein. ;-) Aber was soll`s. Macht ja nix.
Kommt jetzt wieder die alte Nazipropaganda? :schnarch:
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Robert Ketelhohn
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Erlaube, daß ich wieder einmal ins Archiv greife und eine kleine Abhandlung heraushole, auch wenn sie über das von dir angesprochene hinausgeht:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:Oder war Karl der Große in Sachsen etwa auch "Wikingerpirat"?
Was wirfst du Karl denn konkret vor?
Die Capitulatio de partibus saxoniae, die zu weiteren Aufständen gegen die Zwangschristianisierung führte und anschließend das Verdener Blutbad, wo nach den Reichsannalen 45 Sachsen über die Klinge gesprungen sind. Wenn die Zahl auch zu hoch sein mag, so hat sich dieses Blutbad doch so tief ins Bewusstsein eingegraben, dass ein eigener Begriff gebildet wurde. http://de.wikipedia.org/wiki/Blutgericht_von_Verden
Erlaube, daß ich dem Wikipedia-Verweis gar nicht erst folge. – Ja, eigene Begriffe wurden gebildet: „Blutgericht“, „Sachsenschlächter“ – doch sollte man schauen, wer diese Begriffe geprägt hat und weshalb. Ich muß jedoch aus Zeitnot wieder einmal auf eine ältere Abhandlung zurückgreifen, um die Dinge klarzustellen; bitte sieh mir nach, daß sie, da aus anderem Zusammenhang stammend, nicht an dich, sondern an Dritte gerichtet ist.
Ketelhohn hat geschrieben:Hier geht wieder einmal manches durcheinander. Die sattsam bekannte und einschlägig vorbelastete Parole vom „Sachsenschlächter“ Karl bezieht sich auf die Hinrichtungen von Verden; die capitulatio de partibus Saxoniæ hat damit nichts zu tun, der nachgeschobene Hinweis auf sie geht darum an der Sache vorbei. Zunächst zu Verden.

Wohl um Karls Ansehen zu retten – oder gar seine Heiligkeit, an der die Kirche festhält? –, zieht Ute unter Berufung auf einen Geschichtsatlas die Historizität des „Verdener Blutbades“ in Zweifel, wo den annales regni Francorum zufolge viereinhalbtausend aufständische Sachsen auf Befehl Karls enthauptet wurden. Ute schlägt vor, statt „decollati“ („enthauptet“) „delocati“ („umgesiedelt“) zu lesen. Indes hält diese Lesart der Überprüfung anhand der Quellen nicht stand.

Die annales regni Francorum, die als offiziöse Geschichtsschreibung vom Hofe Karls selbst anzusehen sind, liegen in zwei Rezensionen vor: einer älteren, den sogenannten annales Laurissenses majores, und den jüngeren annales Einhardi. Die ältere Fassung wurde, in der Darstellung weiter zurückgreifend, um 788 begonnen, ab 795 von einem anderen Autor fortgeführt, der in den dreißiger Jahren des neunten Jahrhunderts dann selbst eine komplette Neubearbeitung des Werks schuf, eben die annales Einhardi. Sehr wahrscheinlich handelte es sich bei diesem zweiten Autor um niemand andern als Einhard, den Biographen Karls.

Die in Rede stehende Formulierung findet sich – zum Jahre 782 – in den annales Einhardi. Nun teilt aber die ältere Rezension mit anderen Worten denselben Tatbestand mit: Die Sachsen hätten sich Karl unterworfen und jene 4.5 Übeltäter, die den Aufstand am entschiedensten betrieben hätten, „ad occidendum“ ausgeliefert, also zur Tötung, zur Hinrichtung, zum Verderben; dies sei auch vollzogen worden. Darüber hinaus teilen auch die annales Fuldenses sinngemäß ganz dasselbe mit. Damit scheidet die Möglichkeit eines Abschreibefehlers aus. Ja mehr noch: Es ist die offiziöse Geschichtsschreibung des fränkischen Königshofes selbst, die das Ereignis der Massenhinrichtung von Verden der Nachwelt überliefert hat.

Kann ein König, der solches befiehlt, nicht heilig sein? – Dazu nur zwei Anmerkungen. Erstens waren alle Heiligen der Kirche Sünder. Es ist die Gnade des Herrn, nicht unsere moralische Qualität, die uns heiligt. Zweitens war Karls Urteil gerecht und entsprach dem Gesetz. Nicht Karl war eidbrüchig, wie Alfred Rosenbergs Adepten zu behaupten pflegen, sondern der Sachse Widukind – der sich freilich wie stets vor dem Erscheinen der Franken feige davon gemacht hatte, alles andre als der Held, als den ihn mancher heute noch sehen will – und seine Genossen. Karl hatte schon mehrfach die sächsischen Rebellen begnadigt. Diesmal ließ er das Urteil vollstrecken. Er tat, was seines königlichen Amtes war.

Daß der sächsische Adel selbst es war – nach Widukinds Flucht und im Angesicht des mit Macht heranrückenden Frankenkönigs –, der die viereinhalbtausend Aufrührer aus den eigenen Reihen gefangensetzte und ausdrücklich zur Hinrichtung den Franken auslieferte, wird merkwürdigerweise kaum beachtet, wirft aber ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Situation.

Und wie hält es die sächsische Historiographie mit Karl? – Sie verschweigt das Ereignis von Verden. Aber sie verschweigt durchaus nicht Karls Kriege gegen die Sachsen. Die Haltung der sächsischen Großen anderthalb bis zwei Jahrhunderte nach Verden, also zur Zeit der sächsischen Kaiser, lassen die res gestæ Saxonicæ Widukinds von Corvey erkennen, der möglicherweise selber ein Nachfahre des alten Rebellen Widukind war. Die Franken vor Karl werden als treulos gekennzeichnet, die Sachsen als dem väterlichen Irrglauben verhaftet. Karl aber als tapferster und weisester aller Könige habe die Sachsen nicht im leeren Irrglauben verharren lassen wollen, sondern sie teils durch sanfte Überredung, teils durch Krieg auf den rechten Weg geführt; so seien nun Franken und Sachsen gleichsam ein Volk aus dem christlichen Glauben geworden („quasi una gens ex christiana fide“, res gestæ Saxonicæ I,15).

Mit andern Worten, der sächsische Stamm hat nach seiner Bekehrung Karl den Großen gleichsam „adoptiert“, ihn zu einer Grundlage der eigenen Identität gemacht. Die deutsch-nationale, von den Nationalsozialisten aufgegriffene Verleumdung vom Sachsenschlächter Karl hätte der Sachse des zehnten Jahrhunderts mit Empörung zurückgewiesen. Die Christianisierung der Sachsen war innerhalb weniger Generationen zum wesentlichen Teil des völkischen Selbstverständnisses geworden.

Können nun aber solche Methoden, wie sie die berüchtigte capitulatio de partibus Saxoniæ beschreibt, mit diesem Resultat im nachhinein gerechtfertigt werden? – Stellen wir zunächst klar, worum es in diesem Dokument geht. In der Tat wird eine Reihe von Delikten mit der Todesstrafe bedroht. Vor allem geht es dabei um die Bekämpfung heidnischer Greuel wie der Menschenopfer und des rituellen Kannibalismus sowie um den Schutz der Kirchen – auch und gerade als Asylstätten –, um den Schutz von Leib und Leben der Bischöfe, Priester und Diakone sowie um die Wahrung der königlichen Rechte und Hoheitsgewalt.

Richtig ist freilich auch, daß dies Gesetz den mit dem Tode bedrohte, der sich verbarg, um so die Taufe zu vermeiden, oder der während des Großen Fastens Fleisch aß. Für diesen wurde jedoch eingeschränkt, daß von der Bestrafung abzusehen sei, wenn ein Priester bezeugte, die Tat sei nur aus Not heraus begangen worden. Grundsätzlich galt für alle Tatbestände, daß nicht bestraft wurde, wer nach dem Zeugnis eines Priesters wegen der mit Strafe bedrohten Tat zur Beichte gekommen sei und eine Buße auf sich genommen habe. Verweigerung des Zehnten war entgegen obiger Behauptung nicht mit dem Tode bedroht.

Die capitulatio de partibus Saxoniæ beruht auf Übereinkunft der fränkischen Seite mit den Vertretern des sächsischen Adels, der Karl die Treue gelobt hatte. Dies erklärt die sonst im fränkischen Bereich ganz ungekannte Härte des Sondergesetzes für Sachsen: Es war sächsischer Brauch und sächsische Kapitaljustiz, welche die Vorlage für die neuen Bestimmungen abgegeben hatte. Freilich hatten sie nicht lange Bestand: Zehn, spätestens fünfzehn Jahre später wurden durch ein neues Gesetz die schon damals den christlichen Missionaren ganz unmöglich erscheinenden Strafbestimmungen gemildert oder aufgehoben.

Ob sie bis dahin jemals angewandt worden waren, ob also Todesurteile etwa wegen Taufverweigerung tatsächlich vollstreckt worden sind, darüber ist, soweit ich sehe, nichts überliefert. Von massenhafter Anwendung oder gar „Schlächterei“ kann mit Sicherheit nicht die Rede sein. Aber auch wenn das Gesetz nicht wirklich angewandt worden ist, so ist doch unbestreitbar, daß ein obrigkeitlicher Druck ausgeübt wurde – durch fränkische Grafen ebenso wie durch einheimische Herren –, das Christentum anzunehmen. Man sollte sich jedoch vor übertriebenen Vorstellungen hüten: Das Christentum in Sachsen fing nicht mit Karl dem Großen an. Christliche Mission und christliche Gemeinden hatte es längst vorher schon gegeben – freilich in steter Unsicherheit und unter Bedrohung lebend.

Die fränkische Vorherrschaft kehrte die Verhältnisse um, und sie tat dies auch unter Anwendung von Druck oder Zwang. Die Gründe sind politischer Art. Die Kirche befürwortet diese Methoden nicht – und hat es auch damals nicht getan –, sofern es nicht um staatliche Bekämpfung schwerer Verirrungen geht. Solche Verirrungen waren im Falle Sachsens zum Beispiel Menschenopfer und Kannibalismus, aber auch die Verfolgung der einheimischen Christen und ausländischen Missionare. Dagegen soll heute wie damals die Staatsgewalt einschreiten. Zum Glauben zwingen soll sie nicht. Darum wurde die capitulatio de partibus Saxoniæ schleunig revidiert.
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Robert Ketelhohn
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Zum Thema paßt auch dies:

Heiliger Kaiser Karl
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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taddeo
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von taddeo »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Tassilos Taddeos Stärke ist wohl die Geschichte nicht …
Die des Landstriches, in dem ich lebe, eigentlich schon. Bei uns hier begegnet man auf Schritt und Tritt dem Erbe der Agilolfinger, und dafür interessiere ich mich schon seit Jahrzehnten.

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berneuchen
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von berneuchen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Erlaube, daß ich wieder einmal ins Archiv greife und eine kleine Abhandlung heraushole …
Die Karl -Waschmaschine hat gesprochen.

Bankasius
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Bankasius »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Kommt jetzt wieder die alte Nazipropaganda? :schnarch:
Was wohl gut belegte Vorgänge um das 8. Jh. mit irgendwelcher Propaganda zu tun haben?

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Peti
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Peti »

"Die Schattenseiten Karls des Großen dürfen den Blick für seine großartigen Leistungen nicht verstellen":
http://www.kathnews.de/29-dezember-jahr ... es-grossen
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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taddeo
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von taddeo »

Peti hat geschrieben:"Die Schattenseiten Karls des Großen dürfen den Blick für seine großartigen Leistungen nicht verstellen":
http://www.kathnews.de/29-dezember-jahr ... es-grossen
Ich würde es - analog zu den Kritikern einer Kanonisierung Papst Johannes Pauls II. - eher so sagen:
Die Leistungen Kaiser Karls dürfen den Blick auf seine Schattenseiten nicht verstellen.

Sicher hat er die Kirche maßgeblich geprägt, vieles sähe heute anders aus ohne die Entscheidungen seiner Zeit. Die Frage muß allerdings erlaubt sein, ob die Kirche heute nicht in manchen Belangen besser dastünde, wenn dieser skrupellose Machtmensch sich nicht so ungeniert in Dinge eingemischt hätte, die ihn nichts angingen. Nur als ein kleines Beispiel: Ohne Karl wäre ziemlich sicher das "filioque" niemals dogmatisiert worden. Ein Stein des Anstoßes zwischen Ost- und Westkirche wäre heute vermutlich gar nicht da. Oder auch die Liturgie der lateinischen Kirche hätte sich wohl anders entwickelt, es gäbe vermutlich mehr alte, gewachsene Vielfalt durch lokal verwurzelte, traditionelle Riten, wenn er nicht im Interesse einer religionspolitischen Vereinheitlichung den stadtrömischen Ritus diesseits der Alpen so forciert hätte.

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Protasius
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Protasius »

taddeo hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:"Die Schattenseiten Karls des Großen dürfen den Blick für seine großartigen Leistungen nicht verstellen":
http://www.kathnews.de/29-dezember-jahr ... es-grossen
Ich würde es - analog zu den Kritikern einer Kanonisierung Papst Johannes Pauls II. - eher so sagen:
Die Leistungen Kaiser Karls dürfen den Blick auf seine Schattenseiten nicht verstellen.

Sicher hat er die Kirche maßgeblich geprägt, vieles sähe heute anders aus ohne die Entscheidungen seiner Zeit. Die Frage muß allerdings erlaubt sein, ob die Kirche heute nicht in manchen Belangen besser dastünde, wenn dieser skrupellose Machtmensch sich nicht so ungeniert in Dinge eingemischt hätte, die ihn nichts angingen. Nur als ein kleines Beispiel: Ohne Karl wäre ziemlich sicher das "filioque" niemals dogmatisiert worden. Ein Stein des Anstoßes zwischen Ost- und Westkirche wäre heute vermutlich gar nicht da. Oder auch die Liturgie der lateinischen Kirche hätte sich wohl anders entwickelt, es gäbe vermutlich mehr alte, gewachsene Vielfalt durch lokal verwurzelte, traditionelle Riten, wenn er nicht im Interesse einer religionspolitischen Vereinheitlichung den stadtrömischen Ritus diesseits der Alpen so forciert hätte.
Wir hätten schon einen Riesenschritt mehr an gewachsener Vielfalt, wenn nicht nach dem Tridentinum so viele Diözesanriten selbst bei hinreichendem Alter (mindestens 2 Jahre, um ihn behalten zu dürfen) verworfen worden wären. Die Kölner, Trierer und Münsteraner hatten bis ins 19. Jahrhundert eigene Riten, die sie dann aber für den römischen Ritus verworfen haben.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

ad_hoc
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von ad_hoc »

Ich würde es - analog zu den Kritikern einer Kanonisierung Papst Johannes Pauls II. - eher so sagen:
Die Leistungen Kaiser Karls dürfen den Blick auf seine Schattenseiten nicht verstellen.
Das ist richtig: was für den einen gilt, muss auch für den anderen gelten. :-)
Worin man allerdings unterscheiden muss, sind die unterschiedlichen Gegebenheiten; Karl der Große lebte nun mal, anders als Papst Johannes Paul II., in einer anderen Zeit, immerhin vor 1.200 Jahren, mit anderem Rechtsverständnis, mit anderen Begrifflichkeiten, mit anderen Lebensvorstellungen etc.

Gruß, ad_hoc
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taddeo
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von taddeo »

ad_hoc hat geschrieben:
Ich würde es - analog zu den Kritikern einer Kanonisierung Papst Johannes Pauls II. - eher so sagen:
Die Leistungen Kaiser Karls dürfen den Blick auf seine Schattenseiten nicht verstellen.
Das ist richtig: was für den einen gilt, muss auch für den anderen gelten. :-)
Worin man allerdings unterscheiden muss, sind die unterschiedlichen Gegebenheiten; Karl der Große lebte nun mal, anders als Papst Johannes Paul II., in einer anderen Zeit, immerhin vor 1.200 Jahren, mit anderem Rechtsverständnis, mit anderen Begrifflichkeiten, mit anderen Lebensvorstellungen etc.

Gruß, ad_hoc
:hmm:
Heißt das, daß ein Karl durch seine Lebensumstände für seine moralische Fragwürdigkeit entschuldigt wäre, ein Johannes Paul aber nicht? Galten Gottes Gebote und das Evangelium zu Karls Zeiten anders als zu Johannes Pauls Zeiten?

ad_hoc
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von ad_hoc »

Gottes Gebote und das Evangelium gelten zu allen Zeiten.
Du weißt es doch selbst. Jede Aera hat ihre besonderen Sensibilitäten, ihre besondere Art und Weise des Agierens, Arrangierens und Reagierens, abhängig von Bildung, Kultur, Glaubenswissen etc. Es muss weiterhin festgestellt werden, dass der Hl. Geist über die Jahrhunderte hinweg (meines Erachtens ganz sicher bis in die Mitte des 20. Jhrts. hinein ;-)) stets gewirkt hat und die Erkenntnisse dessen, was wahr und falsch ist, was gut und schlecht ist, in dieser Zeit an Umfang sicherlich zugenommen haben (wenn vielleicht um das Jahr 800 noch nicht derart wie im Jahr 2000).
Nur der Versuch einer Erklärung. Du weißt genau, was ich meine. ;-)

Gruß, ad_hoc
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Germanus
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Germanus »

Kaiser Karl schien sich, ähnlich wie - in diesem Forum prominente - Nutzer ( :tuete: ), seines Rufes und seiner Verantwortung so sicher, dass er die Festigung des Herrschertums durch kirchliche Unterstützung für geboten ansah. Kirchliche Unterstützung hieß für ihn wohl auch die Förderung und Durchsetzung von theologisch fragwürdigen Meinungen und auch die Durchsetzung eines anderen Glaubenslebens durch die Vorrangstellung der römischen liturgischen Gebräuche. Man kann in den Quellen der damaligen Zeit gut sehen, wie selbstbewußt etwa das römisch geprägte Mönchtum seine (durchaus abweichenden) Bräuche auf den Weg gen Norden schickte, um sie dort verankert zu wissen. Und vielleicht ist es eben gerade Kaiser Karl zu "verdanken", dass die röm. Kirche womöglich doch irgendwie viel mehr eine "Nationalkirche" ist, als manche wahrhaben wollen, wenn sie Kritik am Nationalismus mancher östlicher Kirchen üben.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Pilgerer
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Pilgerer »

Passender wäre das tausendjährige Jubiläum der Kaiserkrönung von Heinrich II am 14. Februar 114: "114, während des zweiten Zuges nach Rom, wurde Heinrich von Papst Benedikt VIII. zum Kaiser gekrönt."
http://www.heiligenlexikon.de/Biographi ... ch_II.html

Ein tausendjähriges Jubiläum ist runder als ein 12-jähriges. Dazu ist es der einzige heiliggesprochene Kaiser, vielleicht können unsere Politiker da etwas von lernen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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umusungu
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von umusungu »

Wer sollte denn dieses Jubiläum organisieren?

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taddeo
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von taddeo »

umusungu hat geschrieben:Wer sollte denn dieses Jubiläum organisieren?
Da wäre vor allem das Erzbistum Bamberg gefragt, das er gegründet hat - aber denen steckt wohl noch ihre eigene Jubiläumsfeier von 2007 in den finanziellen Knochen.
Oder Regensburg, wo er in Abbach geboren wurde und wo Heinrich und Kunigunde immer schon verehrt wurden. Oder Passau, wo das Bistum Bamberg durch Schenkungen Heinrichs genau in unserer Gegend jahrhundertelang der Grundherr war.

ad_hoc
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von ad_hoc »

Pilgerer hat geschrieben:Passender wäre das tausendjährige Jubiläum der Kaiserkrönung von Heinrich II am 14. Februar 114: "114, während des zweiten Zuges nach Rom, wurde Heinrich von Papst Benedikt VIII. zum Kaiser gekrönt."
http://www.heiligenlexikon.de/Biographi ... ch_II.html

Ein tausendjähriges Jubiläum ist runder als ein 12-jähriges. Dazu ist es der einzige heiliggesprochene Kaiser, vielleicht können unsere Politiker da etwas von lernen.
Das wäre mal was.....

Gruß, ad_hoc
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von ad_hoc »

Einen selig gesprochenen Kaiser gibt es auch noch.

Gruß, ad_hoc

P.S.: Nach Löschung des vorhergehenden Beitrags steht nun meine Aussage einfach nur rum. :|
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von umusungu »

ad_hoc hat geschrieben:Einen selig gesprochenen Kaiser gibt es auch noch.|
Dessen Namen wirst du uns auch noch nennen - da bin ich mir sicher!

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taddeo
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von taddeo »

umusungu hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Einen selig gesprochenen Kaiser gibt es auch noch.
Dessen Namen wirst du uns auch noch nennen - da bin ich mir sicher!
Karl natürlich. Für Nordlichter vielleicht etwas zuviel verlangt, das zu wissen. ;D

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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von umusungu »

taddeo hat geschrieben:Karl natürlich. Für Nordlichter vielleicht etwas zuviel verlangt, das zu wissen. ;D
na ja, diesen Österreicher ..............
zu seiner Seligsprechung sah ich in jeder Kirche in Slowenien und Kroatien Plakate - nur nicht in Österreich....

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Robert Ketelhohn
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wenn der Habsburger Karl gemeint ist: Kaiser ist da wohl etwas hochgegriffen.
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Urbs Aquensis urbs regalis,
regni sedes principalis,
prima regum curia:

Regi regum pange laudes,
quæ de magni regis gaudes
Karoli præsentia.

Iste cœtus psallat lætus,
psallat chorus hic sonorus
vocali concordia.

At dum manus operatur
bonum, quod cor meditatur,
dulcis est psalmodia.

Hac in die, die festa,
magni regis magna gesta
recolat Ecclesia.
reges terræ
et omnes populi,
omnes simul
plaudant et singuli
celebri lætitia.

Hic est Christi miles fortis,
Hic invictæ dux cohortis
ducum sternit milia.
terram purgat
lolio
atque metit
gladio
ex messe zizania.

Hic est magnus imperator,
boni fructus bonus sator
et prudens agricola.

Infideles hic convertit,
fana, deos hic evertit
et confringit idola.

Hic superbos domat reges,
hic regnare sacras leges
facit cum justitia.

Quam tuetur eo fine,
ut et justus, sed nec sine
sit misericordia.

Oleo lætitiæ
unctus dono gratiæ
ceteris præ regibus

Cum corona gloriæ
majestatis regiæ
insignitur facibus.

O rex, mundi triumphator,
Jesu Christi conregnator,
sis pro nobis exorator,
sancte pater Karole.

Emundati a peccatis
ut in regno claritatis
nos plebs tua cum beatis
cæli simus incolæ.

Stella maris o Maria,
mundi salus, vitæ via,
vacillantum
rege gressus
et ad regem des accessus
in perenni gloria.

Christe splendor Dei Patris,
incorruptæ fili matris,
per hunc sanctum
cujus festa
celebramus, nobis præsta
sempiterna gaudia.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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umusungu
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von umusungu »

Aachener NEUES Gotteslob Nr 841.1

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Robert Ketelhohn
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Re: Karlsjahr 2014

Beitrag von Robert Ketelhohn »

(Stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Archipoeta.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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