Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

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Stefan

Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Stefan »

umusungu hat geschrieben:die katholische Soziallehre ist mit Kardinal Marx auch vertreten - Gott sei Dank!

Ich habe bisher noch nicht genau verstanden, welches Problem die aktuelle Kurie hatte.
Die Williamsgeschichte lässt vermuten, dass es ein Informationsdefizit bei den zuständigen Behörden gab.
Und die Vatileaksgeschichte lässt auf ein Loyalitätsproblem schliessen.

Beides ist nicht unbedingt auf strukturelle Probleme zurückzuführen, sondern eher auf handelnde Personen.

Meiner Ansicht nach hätte es ausgerecht, einige Personen auszutauschen. Aber möglicherweise ist die Kurie auch aufgebläht und daher lahm. Dann könnte man mal Spitzenkräfte aus der Wirtschaft beauftragen, die sich mit der effizienten Organisation einer Kurie beschäftigen können. Der Bischof von Rom könnte dann entscheiden, ob und wie er die Vorschläge annimmt.

Ich halte aber eher das Personal für problematisch. Hier wäre bei der Neubesetzung ein tiefgreifender Persönlichkeitsccheck im Hinblick auf die charakterliche und aufgabenbezogene Qualifikation zielführend.

Inwiefern aber nun ein Gremium aus Kardinälen diese Aufgaben erfüllen sollte, und inwiefern die kath. soziallehre (die ich -Leo sei dank- sehr befürworte) weiterhelfen sollte, verstehe ich überhaupt nicht.
Herrschten denn innerhalb der Kurie sozial ungerechte Zustände? Und war dort etwa die soziale Frage ein Problem?

Ich ahne ein bisschen, dass es bei dem Schlagwort Kurienreform nicht um eine organisatorische Reform geht, sondern um eine kirchenpolitische Reform, um die inhaltliche Richtung des Vatikans zu infiltrieren. Aber abwarten, Gründe zur Skepsis gibt es immer wieder, und Auswege ja Gott sei dank auch.

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Juergen
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Juergen »

Ich finde den Begriff „Kronrat“ recht charmant, wenngleich dem Chef die Krone fehlt.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Juergen
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Juergen »

Meine 2 – naja, vielleicht auch 4 – Cent

http://kikreukreu.blogspot.de/213/4/k ... eform.html
Gruß Jürgen

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Libertas Ecclesiae
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

civilisation hat geschrieben:Ein (erster, neuer) Stuhlkreis ist gegründet.

=> http://de.radiovaticana.va/news/213/4 ... ted-682512
Papst Franziskus und sein „Kronrat“ 8) :cowboy: 8)
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Libertas Ecclesiae
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Papst Franziskus: "Ich bin sehr unorganisiert"
Quelle hat geschrieben:
In der Audienz räumt Papst Franziskus ein, in administrativen Dingen alles andere als begabt zu sein. Er vertraue auf die Hilfe von acht Kardinälen, welche die Verwaltung des Vatikans reformieren sollen. "Ich bin sehr unorganisiert, ich war darin nie gut. Aber die Kardinale der Kommission werden es richten", wird er zitiert.

8) :roll: 8)
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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umusungu
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von umusungu »

Ich denke, Benedikt war auch nicht der große Administrator und Verwalter......

Ich finde diese Äußerung von Papst Franz sehr sympathisch!

civilisation
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von civilisation »

(Rom) Papst Franziskus hat beschlossen, keine Gentiluomini di Sua Santitá mehr zu ernennen. Beim Edelmann Seiner Heiligkeit handelt es sich um die ranghöchste Auszeichnung der katholischen Kirche für katholische Laien. Die derzeit etwa hundert Gentiluomini sind Teil der Päpstlichen Familie, die dem Päpstlichen Hof nachfolgte.
=> http://www.katholisches.info/213/6/24 ... en-fehler/

Salmantizenser
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Salmantizenser »

civilisation hat geschrieben:
(Rom) Papst Franziskus hat beschlossen, keine Gentiluomini di Sua Santitá mehr zu ernennen. Beim Edelmann Seiner Heiligkeit handelt es sich um die ranghöchste Auszeichnung der katholischen Kirche für katholische Laien. Die derzeit etwa hundert Gentiluomini sind Teil der Päpstlichen Familie, die dem Päpstlichen Hof nachfolgte.
=> http://www.katholisches.info/213/6/24 ... en-fehler/
Und wenn er dem Ratschlag des Fürsten Sforza Marescato Ruspoli folgt, errichtet er dafür wieder den Päpstlichen Hof und die Nobelgarde :narr:
Aber gerade eine Kirche, die die Armen und die Letzten verteidigt, kann sich nur durch eine feierliche Form ausdrücken, die mit einem angemessenen Protokoll zu handhaben ist. Eine Sache ist die Demut, eine andere die Repräsentation der Glaubenswahrheit und einer Milliarde und mehr von Gläubigen. Die Nobelgarde und der Päpstliche Hof könnten noch heute einen uneigennützigen und über jeden Verdacht erhabenen Dienst für Papst und Kirche sicherstellen.

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umusungu
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von umusungu »

die letzten Zöpfe höfischen Lebens werden abgeschnitten ........

veruschka
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von veruschka »

mombasa hat geschrieben:die letzten Zöpfe höfischen Lebens werden abgeschnitten ........

Ich glaub nicht, dass es primär um das Abschneiden von höfischen Zöpfen geht. Wenn man den erwähnten Artikel in katholisches liest, und die beiden Herren googelt, die erwähnt wurden (Balducci und La Motta), dann sieht man, dass La Motta, der anscheinend auch zu diesen Gentiluomini gehörte, gerade erst verhaftet wurde, weil ein Verdacht besteht, dass er 10 Mill. € unterschlagen haben soll. (Balducci war schon 2010 dran gewesen mit einer Verurteilung wegen Vermittlung homosexueller Kontakte).
Bevor der Papst jetzt abwartet, was bei La Motta rauskommt, findet er es sicher praktischer, sie allesamt einfach abzuschaffen.

Der führende Vertreter des schwarzen Adels, der in Katholisches interviewt wurde, bedauert ja nur, dass es unter den Adeligen, die bis zu Paul VI. sozusagen ein Abo auf dieses Amt hatten, solche Vorfälle nicht gegeben hätte. Er sagt also quasi, dass erst das Abschneiden höfischer Zöpfe Platz für gierige Zöpfe gemacht wurde und dass man halt jetzt leider die gierigen Zöpfe abschneiden muss, weil man unter Paul VI. die höfischen Zöpfe, die moralisch untadelig gewesen seien, abschnitt.

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Gamaliel
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Gamaliel »

civilisation hat geschrieben:Ein (erster, neuer) Stuhlkreis ist gegründet.

=> http://de.radiovaticana.va/news/213/4 ... rd_papst_für_kurienreform_beraten/ted-682512
Den freien Tag, nach der Ankunft in Rio, hat der Papst offenbar u.a. zu einem inoffiziellen Treffen mit Kardinal Rodríguez Madariaga, dem Koordinator der Kardinalskommission genutzt.

El Papa remata en Río la reforma del Vaticano

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Gamaliel
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Gamaliel »

Inzwischen ist auch ein Bericht auf Deutsch verfügbar:

Kardinal Maradiaga bei Papst Franziskus

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umusungu
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von umusungu »

da kommt ja echt Bewegung in die Sache!

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overkott
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von overkott »

Das sollte sich noch zeigen.

iustus
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von iustus »

umusungu hat geschrieben:da kommt ja echt Bewegung in die Sache!
Eine Verkleinerung des Staatssekretariats, die Vermeidung von Parallestrukturen (z.B. beim Päpstlichen Rat für die Neuevangelierung und der Kongregation für die Evangelisierung der Völker) und die Verwandlung der Vatikanbank in eine Ethische Bank.

Ja, das klingt echt nach dem ganz großen Wurf.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

Jean-Louis
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Jean-Louis »

Anstatt sich um solche Nebensächlichkeiten zu kümmern, täte der Papst besser daran, die Missstände in Verkündigung und Liturgie zu bekämpfen. Statt dessen trägt er, wie nicht nur mir scheint, selber zum großen Durcheinander bei. Benedikt war ein echter Reformer. Aber auf ihn hat ja niemand gehört.

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berneuchen
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von berneuchen »

Jean-Louis hat geschrieben:Anstatt sich um solche Nebensächlichkeiten zu kümmern, täte der Papst besser daran, die Missstände in Verkündigung und Liturgie zu bekämpfen. Statt dessen trägt er, wie nicht nur mir scheint, selber zum großen Durcheinander bei. Benedikt war ein echter Reformer. Aber auf ihn hat ja niemand gehört.
Ist die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Kirche wirklich eine Nebensache? Darum geht es dem Papst doch; die echten oder vermeintlichen Missstände in Verkündigung / Liturgie sind doch eher Insider- Themen. Wenn es um die Neuevangelisierung geht ( das ist m. E. Kern und Ziel der Glaubwürdigkeitsfrage ) , liegen die Stolpersteine sicher nicht zuerst dort.

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taddeo
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von taddeo »

berneuchen hat geschrieben:Ist die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Kirche wirklich eine Nebensache? Darum geht es dem Papst doch; die echten oder vermeintlichen Missstände in Verkündigung / Liturgie sind doch eher Insider- Themen.
Was könnte die Glaubwürdigkeit der Kirche noch mehr erschüttern als die unbestreitbare Tatsache, daß sich keine alte Sau an das hält, was die Kirche hinsichtlich ihrer heiligsten Dinge selber eindringlich vorschreibt? Die Liturgie ist für 90% der Katholiken der einzige halbwegs regelmäßige Bezugspunkt zur Kirche, sie ist "culmen et fons" des kirchlichen Lebens, sie wäre eigentlich sehr akkurat und würdig geordnet - wäre, wenn sich Geistlichkeit und Gläubige nur halbwegs an diese Ordnungen halten würden.
Daß der Papst mit seinem Stilwechsel nun soviel Aufmerksamkeit erregt, kann man eigentlich nur darauf zurückführen, daß inzwischen zunehmend viele auch gläubige Menschen die Kirche mehr über die Medien wahrnehmen als über ihre eigene Verkündigung und Liturgie. Und da in den Medien Dinge wie "Reichtum" und angebliche oder tatsächliche Mißstände in der Kirche die einzig interessanten Aspekte sind, werden diese auch in der Wahrnehmung immer dominanter.

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berneuchen
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von berneuchen »

taddeo hat geschrieben:
berneuchen hat geschrieben:Ist die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Kirche wirklich eine Nebensache? Darum geht es dem Papst doch; die echten oder vermeintlichen Missstände in Verkündigung / Liturgie sind doch eher Insider- Themen.
Was könnte die Glaubwürdigkeit der Kirche noch mehr erschüttern als die unbestreitbare Tatsache, daß sich keine alte Sau an das hält, was die Kirche hinsichtlich ihrer heiligsten Dinge selber eindringlich vorschreibt? Die Liturgie ist für 90% der Katholiken der einzige halbwegs regelmäßige Bezugspunkt zur Kirche, sie ist "culmen et fons" des kirchlichen Lebens, sie wäre eigentlich sehr akkurat und würdig geordnet - wäre, wenn sich Geistlichkeit und Gläubige nur halbwegs an diese Ordnungen halten würden.
Daß der Papst mit seinem Stilwechsel nun soviel Aufmerksamkeit erregt, kann man eigentlich nur darauf zurückführen, daß inzwischen zunehmend viele auch gläubige Menschen die Kirche mehr über die Medien wahrnehmen als über ihre eigene Verkündigung und Liturgie. Und da in den Medien Dinge wie "Reichtum" und angebliche oder tatsächliche Mißstände in der Kirche die einzig interessanten Aspekte sind, werden diese auch in der Wahrnehmung immer dominanter.
Ums deutlich zu sagen: es interessiert keine alte Sau was wir uns an binnenkirchlichen Graben - und Richtungskämpfen
liefern. Genauso wenig Borstentiere kümmern sich um die einschlägigen Paragraphen im CIC und irgendwelchen anderen Dekreten etc; vermutlich wissen die wenigsten, dass es sie gibt.) die frage ist nun: lässt die Kirche die Borstentiere draußen Borstentiere sein und versucht das Innere des eigenen Stalls zu putzen und zu dekorieren, oder nimmt sie wahr, dass eine Aufgabe draußen vor dem Stall auf sie wartet, die keinen Aufschub duldet.

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martin v. tours
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von martin v. tours »

taddeo :daumen-rauf:
Genau so wie das tun Signale nach aussen sendet, macht es auch das nicht tun.
Missstände in der Kurie abstellen - selbstverständlich, aber dann sollten auch die Missstände, wie von taddeo aufgezeigt,angegangen werden.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
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Peti
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Peti »

berneuchen hat geschrieben: Ums deutlich zu sagen: es interessiert keine alte Sau was wir uns an binnenkirchlichen Graben - und Richtungskämpfen
liefern. Genauso wenig Borstentiere kümmern sich um die einschlägigen Paragraphen im CIC und irgendwelchen anderen Dekreten etc; vermutlich wissen die wenigsten, dass es sie gibt.) die frage ist nun: lässt die Kirche die Borstentiere draußen Borstentiere sein und versucht das Innere des eigenen Stalls zu putzen und zu dekorieren, oder nimmt sie wahr, dass eine Aufgabe draußen vor dem Stall auf sie wartet, die keinen Aufschub duldet.
In allen Religionen- auch in der katholischen Kirche-gibt es und gab es immer einen Kern von treuen und eifrigen Mitgliedern und einen weiten Umkreis von Mitläufern, die sich zugehörig fühlen oder nennen, ohne den Verpflichtungen gesamthaft nachzukommen.
Und es bringt nichts, wenn man beide Gruppen gegeneinander ausspielt.
Nach Hans Urs von Balthasar ist die Kirche notwendig beides: "Sauerteig-Kirche und Volkskirche, die von der ersteren mitgetragen wird. Sie muß versuchen, die Ärgernisse, die ihre unvollkommenen und unwürdigen Glieder geben, durch konsequentere Nachfolge Christi wettzumachen, den Kern durch die Schale hindurch leuchten zu lassen. Aber sie wird nie eine bloße “Kirche der Reinen” sein können."
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Yeti
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Yeti »

berneuchen hat geschrieben:die echten oder vermeintlichen Missstände in Verkündigung / Liturgie sind doch eher Insider- Themen.
Eine große Anzahl von Konversionen vor der Liturgiereform sind sicher auf die alle Sinne ansprechende "alte Messe" zurückzuführen; einige prominente Protagonisten solcher Konvertiten führen sie immer wieder an. Intellektualistisch oder "Insider"-Thema wäre eher eine Frage wie diejenige von John Henry Newman, wo denn die eine, wahre und echte Kirche zu finden sei. Für die große Masse, die sich offenbar durch den Intellekt oder die ratio weniger angesprochen fühlt, wären solche "sinnenhafte" Erfahrungen wie eine wirklich feierlich zelebrierte Messe maßgeblicher - übrigens schon zu Zeiten der Christianisierung Europas. Diejenigen, die solche Feiern mit dem Hinweis auf den "Pomp" ablehnen, sitzen oft noch dem reformatorischen Götzendienereiablehnungs-Komplex auf (darunter v.a. die Rest-Fragmente des Kulturprotestantismus) oder lehnen die Feierlichkeiten ab, weil sie implizit Teile der Kirchenlehre beinhalten, die sie gerne ablehnen möchten; sei es die Förderung des Bußsakramentes oder die Betonung der Auferstehung des Herrn, etc. Es zeigt sich, dass viele Probleme mit dem Glauben weniger theologischer oder historischer, als vielmehr psychologischer Natur sind.
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berneuchen
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von berneuchen »

Yeti hat geschrieben:
berneuchen hat geschrieben:die echten oder vermeintlichen Missstände in Verkündigung / Liturgie sind doch eher Insider- Themen.
Eine große Anzahl von Konversionen vor der Liturgiereform sind sicher auf die alle Sinne ansprechende "alte Messe" zurückzuführen; einige prominente Protagonisten solcher Konvertiten führen sie immer wieder an. Intellektualistisch oder "Insider"-Thema wäre eher eine Frage wie diejenige von John Henry Newman, wo denn die eine, wahre und echte Kirche zu finden sei. Für die große Masse, die sich offenbar durch den Intellekt oder die ratio weniger angesprochen fühlt, wären solche "sinnenhafte" Erfahrungen wie eine wirklich feierlich zelebrierte Messe maßgeblicher - übrigens schon zu Zeiten der Christianisierung Europas. Diejenigen, die solche Feiern mit dem Hinweis auf den "Pomp" ablehnen, sitzen oft noch dem reformatorischen Götzendienereiablehnungs-Komplex auf (darunter v.a. die Rest-Fragmente des Kulturprotestantismus) oder lehnen die Feierlichkeiten ab, weil sie implizit Teile der Kirchenlehre beinhalten, die sie gerne ablehnen möchten; sei es die Förderung des Bußsakramentes oder die Betonung der Auferstehung des Herrn, etc. Es zeigt sich, dass viele Probleme mit dem Glauben weniger theologischer oder historischer, als vielmehr psychologischer Natur sind.
Getretner Quark wird breit, nicht stark ....EntschuldIgung , Yeti, ich hab den Eindruck:
Jedes Thema ist recht, wenn's denn nur die eigene Veränderung und Umkehr überflüssig macht. Merkt hier niemand, dass die ganze kirchliche Rest - Welt unter Generalverdacht gestellt wird, nur um den Blick wegzulenken von den Fellen, die auch aufgrund der Versäumnisse der letzten Jahre davonschwimmen?
Im Unterschied zu der Epoche der ROMantik, in der Newman lebte und schrieb, scheint mir doch heute die Menschen ( d. h. die Suchenden unter ihnen) mehr de Frage nach einer autentischen und glaubwürdigen Gestalt der Kirche zu bewegen als die nach einer " wahren" Kirche. Wahrhaftigkeit im Leben und Reden ist heute gefragt. Das ist unbequem aber vielleicht näher am Evangelium als ein verquaster Mystizismus, der mit viel Weihrauch den Blick auf die Wirklichkeit der Kirche vernebeln will, damit es nicht wehtut. Aber auch das ist ein psychologisches Phänomen.

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Yeti
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Yeti »

berneuchen hat geschrieben:Jedes Thema ist recht, wenn's denn nur die eigene Veränderung und Umkehr überflüssig macht.
Na ja, es ist ein wenig... "anstrengend", vom anderen Veränderung zu fordern bzw. ihm die Bereitschaft dazu abzusprechen, nur weil man mit der Meinung nicht einverstanden ist. Der Gemeinte könnte ja ebenso sprechen. Ich sympathisiere eher damit, dass das jeder mit sich selbst ausmachen und den anderen nicht verurteilen sollte.
berneuchen hat geschrieben:Im Unterschied zu der Epoche der ROMantik, in der Newman lebte und schrieb, scheint mir doch heute die Menschen ( d. h. die Suchenden unter ihnen) mehr de Frage nach einer autentischen und glaubwürdigen Gestalt der Kirche zu bewegen als die nach einer " wahren" Kirche.
Wie würde eine authentische und glaubwürdige Kirche aussehen? Vor allem - wem soll sie glaubwürdig erscheinen? Doch wohl nicht dem gegenüber, der sein Leben sowieso nicht nach dem Evangelium ausrichten will. Aber natürlich gebe ich Dir Recht, dass die Kirche - vor allem in Deutschland - in einer Weise auftritt, die oft nicht dazu geeignet ist, glaubwürdig zu erscheinen. Bischöfe, die in Edelkarossen herumkutschiert werden oder rauschende Feste abhalten, aber auch ein aufgeblähter Personalstand des Bistums, der selbst in der kleinsten Diözese oft doppelt so hoch ist wie das nichtklerikale Personal im Vatikan, sind dazu nicht angetan. Wenn es stimmt, dass der "Suchende" eher die glaubwürdige Kirche sucht als die wahre, wird er an diesen Umständen schon verzweifeln, obgleich er die Messlatte falsch anlegt, denn es geht nicht nur um die glaubwürdige Kirche, sondern schon auch um die wahre Kirche, wenn es überhaupt noch ums Seelenheil gehen soll - und das tut es ja nach kirchlicher Lehre. Solch ein Mensch würde ich auch mehr als Romantiker bezeichnen als es Newman war, der darin ganz und gar kein Kind der Zeit war, sondern sehr rational dachte.
berneuchen hat geschrieben:...als ein verquaster Mystizismus, der mit viel Weihrauch den Blick auf die Wirklichkeit der Kirche vernebeln will, damit es nicht wehtut. Aber auch das ist ein psychologisches Phänomen.
Also, nicht jeder Priester, der die Messe mit Weihrauch feiert, huldigt einem "verquasten Mystizismus", das ist eher ein protestantisches Missverständnis. Die Frage wäre eher, ob er weiß, weshalb er Weihrauch verwendet und das den Gläubigen auch mitteilt. Aber es ist gut, dass du den Begriff "Wirklichkeit" verwendet hast - das ist etwas anderes als die Wahrheit. Die Kirche mag auf mich durch manche Vertreter ihrer Hierarchie nicht wirklich glaubwürdig scheinen, ihre Wahrheit indessen und die Wahrheit ihres Glaubens schmälert das nicht. Es stellt sich nur die Frage, ob dieser Mensch beispielsweise die richtige Wahl für dieses Amt war.
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Kilianus
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Kilianus »

berneuchen hat geschrieben: Im Unterschied zu der Epoche der ROMantik, in der Newman lebte und schrieb, scheint mir doch heute die Menschen ( d. h. die Suchenden unter ihnen) mehr de Frage nach einer autentischen und glaubwürdigen Gestalt der Kirche zu bewegen als die nach einer " wahren" Kirche. Wahrhaftigkeit im Leben und Reden ist heute gefragt. Das ist unbequem aber vielleicht näher am Evangelium als ein verquaster Mystizismus, der mit viel Weihrauch den Blick auf die Wirklichkeit der Kirche vernebeln will, damit es nicht wehtut. Aber auch das ist ein psychologisches Phänomen.
Ich verstehe den Gegensatz nicht, den Du hier aufmachst. Kaum jemand wird bestreiten, daß es kirchliche Binnendiskurse gibt, die der Verküdigung ad extram abträglich sind. Aber damit kann man doch nicht jedem innerkirchlichen Ringen pauschal Belanglosigkeit unterstellen.

Wenn ein Autobauer mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen hat und seine Ingenieure darüber diskutieren, inwieweit die real produzierten Karren den eigenen Ansprüchen genügen, dann kann man dem doch nicht einfach begegnen, indem man sich ausschließlich aufs Marketing konzentriert - auch wenn die Debatten der Ingenieure dem breiten Publikum auf Anhieb nicht verständlich sind.

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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von martin v. tours »

Kilianus :daumen-rauf:
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
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berneuchen
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von berneuchen »

Kilianus hat geschrieben:
berneuchen hat geschrieben: Im Unterschied zu der Epoche der ROMantik, in der Newman lebte und schrieb, scheint mir doch heute die Menschen ( d. h. die Suchenden unter ihnen) mehr de Frage nach einer autentischen und glaubwürdigen Gestalt der Kirche zu bewegen als die nach einer " wahren" Kirche. Wahrhaftigkeit im Leben und Reden ist heute gefragt. Das ist unbequem aber vielleicht näher am Evangelium als ein verquaster Mystizismus, der mit viel Weihrauch den Blick auf die Wirklichkeit der Kirche vernebeln will, damit es nicht wehtut. Aber auch das ist ein psychologisches Phänomen.
Ich verstehe den Gegensatz nicht, den Du hier aufmachst. Kaum jemand wird bestreiten, daß es kirchliche Binnendiskurse gibt, die der Verküdigung ad extram abträglich sind. Aber damit kann man doch nicht jedem innerkirchlichen Ringen pauschal Belanglosigkeit unterstellen.

Wenn ein Autobauer mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen hat und seine Ingenieure darüber diskutieren, inwieweit die real produzierten Karren den eigenen Ansprüchen genügen, dann kann man dem doch nicht einfach begegnen, indem man sich ausschließlich aufs Marketing konzentriert - auch wenn die Debatten der Ingenieure dem breiten Publikum auf Anhieb nicht verständlich sind.
Ich meine nicht die sicherlich nötigen Diskussionen um den Kurs der Kirche. Nur habe ich hier im Forum des öfteren den Eindruck, dass der Focus allzugern auf Dingen liegt, die wirklich Neben - bzw. Geschmacksache sind, etwa des Papstes neue Kleider oder des Bischofs neues Wappen . Das ist, als würde Daimler sich mit den Anzugstoffen und Kragenformen seiner Manager beschäftigen anstatt neue Marketingmodell zu entwickeln.
(Übrigens habe ich keine Vorhalte gegen Weihrauch, den ich auch selbst gern in der Messe benutze. Nur wenn er in der Gestalt frommer Phrasen eingesetzt wird, um bei unbequemen Sachverhalten das genaue Hinschauen zu vermeiden, finde ich das dem Evangelium abträglich. Das nur um vorschnellen Schubladen vorzubeugen. Nicht alles, was nicht römisch ist, muss deshalb gleich als "protestantisch" denunziert werden.)

Didymus
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Didymus »

Neuer Generalsekretär des Governatorats:

Fernando Vérgez Alzaga


Gleichzeitig Spekulationen, daß die Ernennung eines neuen Kardinalstaatssekretärs unmittelbar bevorsteht. Vgl: http://kath.net/news/42618

Didymus
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Re: Personelle Umbesetzungen an der römischen Kurie

Beitrag von Didymus »

confortanseum hat geschrieben:Staatssekretariat : Pietro Parolin.

Glaubenskongregation : Marc Ouellet.
Glückwunsch, confortanseum, der erste Tip saß.

Papst Franziskus hat heute Pietro Parolin zum Pro-Staatssekretär ernannt. Erzbischof Parolin wird sein Amt zum 15. Oktober antreten.


Frage an die Kreuzgänger: Weiß jemand Näheres über Erzb. Parolin? Wie ist er einzuschätzen?

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taddeo
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Re: Personelle Umbesetzungen an der römischen Kurie

Beitrag von taddeo »

Didymus hat geschrieben:Weiß jemand Näheres über Erzb. Parolin? Wie ist er einzuschätzen?
Näheres weiß ich nicht, aber er gilt als einer der profiliertesten Diplomaten, die dem Heiligen Stuhl derzeit dienen. Übrigens schon seit dem Pontifikat von Papst Benedikt, unter dem er einige der heikelsten Aufgaben wahrnahm, die es in der Vatikandiplomatie gibt (u. a. Verhandlungen bzw. Kontakte mit Israel, Vietnam und China).
Außerdem heißt es, er sei in der Kurie bestens vernetzt - und er ist Italiener. Alles keine schlechten Voraussetzungen für einen (Kardinal-)Staatssekretär. Von der Papierform ist das einer vom Kaliber Pacelli oder Casaroli.

Didymus
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Didymus »

Papst bestätigt Erzb. Müller als Glaubenspräfekt.

Kardinal Piacenza wird als Prefäkt der Kleruskongregation durch Erzbischof Beniamino Stella ersetzt.

Meldung von Radio Vatikan

Daß Kardinal Piacenza vom Klerusprefäkten auf den eher unbedeutenden Posten des Großpönitentiars versetzt wird, halte ich persönlich für sehr bedauerlich.

Weiß jemand etwas über Erzbischof Stella? Wie ist er einzuschätzen?

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Gallus
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Re: Personelle Umbesetzungen und Reformen an der römischen Kurie

Beitrag von Gallus »

http://rorate-caeli.blogspot.com/213/ ... ially.html

Es scheint, als sei der Kardinalsrat nun als permanente Einrichtung gedacht, nicht nur als Beratungsgremium für eine Kurienreform.

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