Ratzingerzitat - In welchem Zusammenhang steht es?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

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Gruß Jürgen

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Sempre
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Re: Ratzingerzitat - In welchem Zusammenhang steht es?

Beitrag von Sempre »

Juergen hat geschrieben:Folgendes Ratzingerzitat wurde kürzlich (wieder) im Kreuzgang gebracht:
An die Stelle der gewordenen Liturgie hat man die gemachte Liturgie gesetzt. Man wollte nicht mehr das organische Werden und Reifen des durch die Jahrhunderte hin Lebendigen fortführen, sondern setzte an dessen Stelle - nach dem Muster technischer Produktion - das Machen, das platte Produkt des Augenblicks.

Sucht man nach dem Zitat, so findet man es fast 2x im Internet zitiert,
aber der Zusammehang fehlt.

Schenkt man kreuz.net Glauben so findet man bei denen etwas mehr:
Josef Andreas Jungmann, einer der wirklich großen Liturgiker unseres Jahrhunderts, hatte seinerzeit das westliche Verständnis von Liturgie, wie sie sich vor allem durch die historische Forschung darstellte, als ,gewordene Liturgie’ gekennzeichnet.
Was nach dem Konzil weithin geschehen ist, bedeutet etwas ganz anderes: An die Stelle der gewordenen Liturgie hat man die gemachte Liturgie gesetzt.

Man wollte nicht mehr das organische Werden und Reifen des durch die Jahrhunderte hin Lebendigen fortführen, sondern setzte an dessen Stelle – nach dem Muster technischer Produktion – das Machen, das platte Produkt des Augenblicks.


Der Gesamtzusammenhang wird aber auch dadurch nicht viel klarer. Eine
Frage, die man sich stellen kann, ob er hier überhaupt von der Entstehung
des NOM spricht, oder ob er sich auf postkonziliare Mißbräuche bezieht.

Wenn ich etwa folgenden Text lese, entsteht zumindest nicht der Eindruck,
daß der NOM so abgelehnt wird, wie durch das Kurzzitat der Anschein er-
weckt werden soll.
http://www.kath-info.de/ra_1998.html

J. Ratzinger spricht zweifellos vom NOM Pauls VI.:
introibo.net hat geschrieben:"Dieses geheimnisvolle Gewebe von Text und Handlungen war in Jahrhunderten aus dem Glauben der Kirche gewachsen. Es trug die Fracht der ganzen Geschichte in sich und war doch zugleich viel mehr als Produkt menschlicher Geschichte. Jedes Jahrhundert hatte seine Spuren eingetragen."
Joseph Kardinal Ratzinger in "Aus meinem Leben", DVA 1997 über die Missa Tridentina


"An die Stelle der gewordenen Liturgie hat man die gemachte Liturgie gesetzt. Man wollte nicht mehr das organische Werden und Reifen des durch die Jahrhunderte hin Lebendigen fortführen, sondern setzte an dessen Stelle - nach dem Muster technischer Produktion - das Machen, das platte Produkt des Augenblicks."
Joseph Kardinal Ratzinger in "Aus meinem Leben", DVA 1997 über den neuen Messritus


"Ich war bestürzt über das Verbot des alten Missale, denn etwas Derartiges hat es in der ganzen Liturgiegeschichte nie gegeben .... Das nunmehr erlassene Verbot des Missale, das alle Jahrhunderte hindurch seit den Sakramentaren der alten Kirche kontinuierlich gewachsen war, hat einen Bruch in die Liturgiegeschichte getragen, dessen Folgen nur tragisch sein konnten .... Man brach das alte Gebäude ab und baute ein anderes."
Joseph Kardinal Ratzinger in "Aus meinem Leben", DVA 1997, Seite 173


"Die Reform der Liturgie aus dem Geist der liturgischen Bewegung bildete für die Mehrheit der Konzilsväter keine Priorität, für sehr viele überhaupt kein Thema. So hat zum Beispiel Kardinal Montini, der als Papst Paul VI. zum eigentlichen Konzilspapst wurde, bei seinem Themenaufriß nach Beginn des Konzils ganz klar gesagt, daß er hier keine wesentliche Aufgabe für das Konzil finden könne.

Keinem der Väter wäre eingefallen, in diesem Text eine Revolution zu erblicken, die das «Ende des Mittelalters» bedeuten würde, wie ihn inzwischen Theologen glauben interpretieren zu sollen. Man sah dies als eine Fortführung der von Pius X. eingeleiteten und Pius XII. behutsam, aber zielstrebig vorangetriebenen Reformen an.

Es ist in diesem Zusammenhang nicht überraschend, daß die neugestaltete Mustermesse, die an die Stelle des bisherigen Ordo missae treten sollte und trat (Anm.: der heutige Messritus von 1969), von der Mehrheit der dafür zu einer Sondersynode zusammengerufenen Väter 1967 abgelehnt worden ist."

Joseph Kardinal Ratzinger in "Aus meinem Leben", DVA 1997, Seite 13f.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Gamaliel
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Re: Ratzingerzitat - In welchem Zusammenhang steht es?

Beitrag von Gamaliel »

Sempre hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Sucht man nach dem Zitat, so findet man es fast 200x im Internet zitiert, aber der Zusammehang fehlt.

J. Ratzinger spricht zweifellos vom NOM Pauls VI.:
Mehr Kontext bietet eine online verfügbare englische (bzw. französische) Übersetzung des entsprechenden Textes. (Wer nicht alles lesen will, kann ja nach "Jungmann" suchen.)

Ratzinger's Preface to Gamber's "Reform of the Roman Liturgy: Its Problems and Background"

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Bernado
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Re: Ratzingerzitat - In welchem Zusammenhang steht es?

Beitrag von Bernado »

Die Zielrichtung des damaligen Kardinals auf den NO Pauls VI. ist völlig eindeutig. Eine Reihe von ausführlichen Zitaten mit genauer Quellenangabe findet sich auf Summorum Pontificum. Dort wird u A. auch eine Parallelstelle zu dem "gemachte Liturgie" des bewußten franz. Gamber-Vorworts geboten:
Salz der Erde, S. 186 - 188 hat geschrieben:Natürlich gehört zur Liturgie auch Verständlichkeit, und deswegen muß das Wort Gottes gut verlesen und dann gut interpretiert und ausgelegt werden. Aber zur Verständlichkeit des Wortes kommen andere Weisen des Verstehens. Vor allem ist sie nicht etwas, was sich immer wieder neue Kommissionen ausdenken. Auf diese Weise wird sie zu einer selbstgemachten Sache, ob die Kommissionen dann in Rom, in Trier oder in Paris sitzen. Sie muß statt dessen wirklich ihre große Kontinuität haben, ihre letzte Unbeliebigkeit, in der ich wirklich den Jahrtausenden und durch sie hindurch dem Ewigen begegne und in eine Feiergemeinschaft hineingehoben werde, die etwas anderes ist, als was Komitees oder Festkomitees sich ausdenken.

Ich glaube, hier ist eine Art von Klerikalismus entstanden, von der her ich dann auch die Forderung nach der Frauenordination besser verstehen kann. Dem Priester wird in Person eine Wichtigkeit zugemessen, er muß es geschickt machen können und muß das alles gut darstellen können. Er ist das eigentliche Zentrum der Feier
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

new
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Re: Ratzingerzitat - In welchem Zusammenhang steht es?

Beitrag von new »

Weshalb man sich halt fragt, ob es für den Hl Vater eine tägliche Bussübung ist das "platte Produkt des Augenblicks" zu zelebrieren und warum er zumindest öffentlich ausschliesslich im NOM zelebriert.

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