Verhütung - (immer) eine Todsünde?

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Andreas01
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Beitrag von Andreas01 »

Andreas01 hat geschrieben: und wo steht, dass Gebrauch eines Kondoms Todsünde sein soll, gemeinsam mit dem sakramental angetrauten Ehepartner, dem man seit Jahrzehnten treu gewesen ist und bleiben will, und mit dem man durchaus Kinderwunsch hat oder schon vier Kinder gezeugt hat. ???
und wer meint, Verhütung (nicht NER) sei immer eine Todsünde,
denke mal bitteschön ein Stück weiter:

auf Todsünde steht die ewige Hölle als Strafe, oder??

von der ewigen Hölle gibt es keine Abstufungen, oder???

Kondom-Sex mit der Ehefrau führt (ohne Beichte) in die Hölle, oder???

die Nachbarin vernaschen, oder ins Puff gehen, führt in die gleiche Hölle, oder ???

also wird behauptet, dies alles sei gleich schlimm, oder ???

kann Gott wirklich so ungerecht sein ???

ist das nicht Verachtung der christlichen Ehe???
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Joh 10,10

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overkott
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Beitrag von overkott »

Andreas01 hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:(Jetzt meint Walter, Verletzung der Sonntagspflicht sei eine Todsünde. Da hätte ich bitte auch gerne einen Link, falls jemand eine diesbezügliche Stelle kennt.)
Die Kirche ist schon dieser Meinung:

CIC 2181 Die sonntägliche Eucharistie legt den Grund zum ganzen christlichen Leben und bestätigt es. Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie nicht durch einen gewichtigen Grund (z. B. wegen Krankheit, Betreuung von Säuglingen) entschuldigt oder durch ihren Pfarrer dispensiert sind [Vgl. [link] CIC, can. 1245]. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt, begeht eine schwere Sünde.
Can. 916 - Wer sich einer schweren Sünde bewußt ist, darf ohne vorherige sakramentale Beichte die Messe nicht feiern und nicht den Leib des Herrn empfangen, außer es liegt ein schwerwiegender Grund vor und es besteht keine Gelegenheit zur Beichte; in diesem Fall muß er sich der Verpflichtung bewußt sein, einen Akt der vollkommenen Reue zu erwecken, der den Vorsatz miteinschließt, sobald wie möglich zu beichten.

Der Tipp kommt natürlich für die Messe morgen etwas spät. Aber wie sagte doch ein alter Pfarrer von mir: Das Sakrament der Eucharistie selbst ist das Ur-Sakrament der Versöhnung.
Zuletzt geändert von overkott am Samstag 31. März 2007, 23:45, insgesamt 2-mal geändert.

Andreas01
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Beitrag von Andreas01 »

overkott hat geschrieben:
Andreas01 hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:(Jetzt meint Walter, Verletzung der Sonntagspflicht sei eine Todsünde. Da hätte ich bitte auch gerne einen Link, falls jemand eine diesbezügliche Stelle kennt.)
Die Kirche ist schon dieser Meinung:

CIC 2181 Die sonntägliche Eucharistie legt den Grund zum ganzen christlichen Leben und bestätigt es. Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie nicht durch einen gewichtigen Grund (z. B. wegen Krankheit, Betreuung von Säuglingen) entschuldigt oder durch ihren Pfarrer dispensiert sind [Vgl. [link] CIC, can. 1245]. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt, begeht eine schwere Sünde.
Can. 916 - Wer sich einer schweren Sünde bewußt ist, darf ohne vorherige sakramentale Beichte die Messe nicht feiern und nicht den Leib des Herrn empfangen, außer es liegt ein schwerwiegender Grund vor und es besteht keine Gelegenheit zur Beichte; in diesem Fall muß er sich der Verpflichtung bewußt sein, einen Akt der vollkommenen Reue zu erwecken, der den Vorsatz miteinschließt, sobald wie möglich zu beichten.
Lieber Overkott,
selbtverständlich hast du Recht, aber was du sagst, ist doppelt off topic:

das Thema des Thread ist ein ganz anderes;

die (off topic) Zwischenfrage geht um die Pflicht zur Teilnahme an der sonntäglichen Messe, nicht um Zulassung zur Kommunion;


sag doch hier an dieser Stelle bitte deine Experten - Meinung zu meinen laienhaften Einwürfen zum aktuellen Thema Verhütung

liebe Grüße Andreas
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Joh 10,10

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overkott
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Beitrag von overkott »

Andreas01 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Andreas01 hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:(Jetzt meint Walter, Verletzung der Sonntagspflicht sei eine Todsünde. Da hätte ich bitte auch gerne einen Link, falls jemand eine diesbezügliche Stelle kennt.)
Die Kirche ist schon dieser Meinung:

CIC 2181 Die sonntägliche Eucharistie legt den Grund zum ganzen christlichen Leben und bestätigt es. Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie nicht durch einen gewichtigen Grund (z. B. wegen Krankheit, Betreuung von Säuglingen) entschuldigt oder durch ihren Pfarrer dispensiert sind [Vgl. [link] CIC, can. 1245]. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt, begeht eine schwere Sünde.
Can. 916 - Wer sich einer schweren Sünde bewußt ist, darf ohne vorherige sakramentale Beichte die Messe nicht feiern und nicht den Leib des Herrn empfangen, außer es liegt ein schwerwiegender Grund vor und es besteht keine Gelegenheit zur Beichte; in diesem Fall muß er sich der Verpflichtung bewußt sein, einen Akt der vollkommenen Reue zu erwecken, der den Vorsatz miteinschließt, sobald wie möglich zu beichten.
Lieber Overkott,
selbtverständlich hast du Recht, aber was du sagst, ist doppelt off topic:

das Thema des Thread ist ein ganz anderes;

die (off topic) Zwischenfrage geht um die Pflicht zur Teilnahme an der sonntäglichen Messe, nicht um Zulassung zur Kommunion;


sag doch hier an dieser Stelle bitte deine Experten - Meinung zu meinen laienhaften Einwürfen zum aktuellen Thema Verhütung

liebe Grüße Andreas
Besprich das doch einfach mal mit deinem Beichtvater.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Andreas01 hat geschrieben:und wo steht, dass Gebrauch eines Kondoms Todsünde sein soll, gemeinsam mit dem sakramental angetrauten Ehepartner, dem man seit Jahrzehnten treu sein und bleiben will, und mit dem man durchaus Kinderwunsch hat oder schon vier Kinder gezeugt hat. ???

und bitte keine wenig verbindliche Meinung einzelner Theologen, sondern Fakten, sprich Dogmen, dogmatische Konzilsbeschlüsse oder Zitate aus dem Wort Gottes, der Bibel
Humanae Vitae hat geschrieben:Ebenso ist jede Handlung verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluß an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel.

Man darf, um diese absichtlich unfruchtbar gemachten ehelichen Akte zu rechtfertigen, nicht als Argument geltend machen, man müsse das Übel wählen, das als das weniger schwere erscheine; auch nicht, daß solche Akte eine gewisse Einheit darstellen mit früheren oder nachfolgenden fruchtbaren Akten und deshalb an ihrer einen und gleichen Gutheit teilhaben. Wenn es auch zuweilen erlaubt ist, das kleinere sittliche Übel zu dulden, um ein größeres zu verhindern oder um etwas sittlich Höherwertiges zu fördern, so ist es dennoch niemals erlaubt - auch aus noch so ernsten Gründen nicht -, Böses zu tun um eines guten Zweckes willen: das heißt etwas zu wollen, was seiner Natur nach die sittliche Ordnung verletzt und deshalb als des Menschen unwürdig gelten muß; das gilt auch, wenn dies mit der Absicht geschieht, das Wohl des einzelnen, der Familie oder der menschlichen Gesellschaft zu schützen oder zu fördern. Völlig irrig ist deshalb die Meinung, ein absichtlich unfruchtbar gemachter und damit in sich unsittlicher ehelicher Akt könne durch die fruchtbaren ehelichen Akte des gesamtehelichen Lebens seine Rechtfertigung erhalten.

Quelle: http://www.stjosef.at/dokumente/humanae_vitae.htm
Das Wort Todsünde wirst du in diesem Zusammenhang nirgendwo finden, weil dazu, wie Fiore das richtig gesagt hat, noch das subjektive Element kommen muss.

Aber wie ich oben schon ausgeführt habe: hiermit ist klar, dass es sich um eine schwerwiegende Materie handelt, wodurch ein bewusster Verstoß dagegen, wenn man sich bewusst über die einem bekannten kirchlichen und damit göttlichen Normen hinwegsetzt, zur Todsünde wird.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Dass das jemand nicht weiß, erscheint mir sehr unwahrscheinlich. Er erkennt damit auch, gegen Gott zu handeln. Und wenn er es trotzdem tut, ist alles erfüllt.
Wissen ist nicht Wissen, es handelt sich hier nicht um das "Buchstabenwissen", der Katechismus spricht auch von Erkenntnis. Es geht um qualitatives Wissen bei der Todsünde nicht um Kadavergehorsam.
Er erkennt damit auch, gegen Gott zu handeln.
Nur weil er nicht gleich das macht was Rom ihm vorschreibt? Sind wir mal froh das so manche Bulle auch als Klopapier endete.
Und wenn er es trotzdem tut, ist alles erfüllt. Ob er es jetzt getan hat, weil er Gott und die Kirche "bestrafen" oder ignorieren wollte oder nur weil er irgendwelche Motive darüber hinaus verfolgt, ist doch völlig egal. Er kennt seinen Verstoß, findet sich aber zur Erreichung seines Zieles damit ab. Fertig ist die Zustimmung.
Dann wäre die Differenzierung leicht, schwer lässliche auch fürn Hugo. Er ignoriert im besten Fall nur mal Rom und hat keine Absicht gegen Gott zu handeln. Damit ist es keine Todsünde mehr. Da es keine bedachte Zustimmung zu einer Tat wider Gott mehr ist, da ihm schlicht und ergreifend die Erkentnis darüber fehlt. Natürlich sofern er an diesem "ungebildeten" Gewissen nicht selbst schuld ist.
Du kannst ja kaum verlangen, dass sich jemand die Zustimmung erst in monatelangem Meditieren erarbeitet.
Dann ist also Gewissensbildung unnütz? Hauptsache Gesetztestreue?

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
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Petra
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Beitrag von Petra »

Danke, taddeo
taddeo hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:falls jemand Humanae Vitae gut kennt, und schnell eine "Todsünden-Stelle" findet, bitte hier posten.
HV befaßt sich in Kap. 14 mit den "Unerlaubten Wegen der Geburtenregelung" und unterscheidet dabei auch in der Wortwahl sehr deutlich:
Absatz 1: Zum Thema Abtreibungen: "ist absolut zu verwerfen".
Absatz 2: Zum Thema Sterilisation: "muß verurteilt werden".
Absatz 3: Zum Thema Künstliche Verhütung: "ist verwerflich".
Es scheint also, daß in der Beurteilung der drei genannten Sachverhalte doch eine graduelle Differenzierung erfolgt, bei der die Verhütung noch etwas besser wegkommt. Den Begriff "Todsünde" habe ich in HV in diesem Zusammenhang nicht entdeckt, man wird nach den allgemeinen Regeln ableiten müssen, was darunterfällt.
Es wird nicht nach den "allgemeinen Regeln" abgeleitet, sondern es kommt auf die Begleitumstände an, ob evtl. noch andere Sünden hinzukommen wie z.B. langjähriges Belügen des Ehemannes.

(Zwischen Abtreibung und Verhütung gibt es m.E. eine ganz erhebliche "graduelle Differenzierung". )

Petra
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Beitrag von Petra »

Andreas01 hat geschrieben: und wer meint, Verhütung (nicht NER) sei immer eine Todsünde,
denke mal bitteschön ein Stück weiter:

auf Todsünde steht die ewige Hölle als Strafe, oder??
Auch Todsünden können durch die Beichte vergeben werden. (Reue und Vorsatz vorausgesetzt).

Und für den einzelnen Fall werden die Umstände mitbetrachtet. Daher, wie overkott schon schrieb, am besten mit dem Beichtvater besprechen.

Raphael

Beitrag von Raphael »

FioreGraz hat geschrieben:Das Gewissen steht prinzipiell über jeden anderen Gesetz und ihm ist zu folgen gegebenfalls auch gegen die heilige Kirche, alles andere wäre Gotteslästerung da es im Ursprung eben selbst von Gott kommt.
1790 Dem sicheren Urteil seines Gewissens muß der Mensch stets Folge leisten. Würde er bewußt dagegen handeln, so verurteilte er sich selbst. Es kann jedoch vorkommen, daß das Gewissen über Handlungen, die jemand plant oder bereits ausgeführt hat, aus Unwissenheit Fehlurteile fällt.
Was ist so schlimm daran, wenn der Mensch sich selber verurteilt? :hmm:

Diese Selbstverurteilung ist DIE wesentliche Vorausetzung für aufrichtige Reue und damit für die Absolution von seinen Sünden.
FioreGraz hat geschrieben:Und ob das Böse oder die Sünde jetzt der Person zur Last gelegt werden kann obliegt sehr wohl inwieweit man an einem irrenden Gewissen selbst schuld ist.
KKK hat geschrieben:1793 Wenn hingegen die Unkenntnis unüberwindlich oder der Betreffende für das Fehlurteil nicht verantwortlich ist, kann ihm seine böse Tat nicht zur Last gelegt werden. Trotzdem bleibt sie etwas Böses, ein Mangel, eine Unordnung. Aus diesem Grund müssen wir uns bemühen, Irrtümer des Gewissens zu beheben.
Diesen Abschnitt des KKK solltest Du Dir im Zusammenhang zu Gemüte führen, d.h. von §§ 1786 bis 1794 ..........
Zuletzt heißt es da:
„Je mehr also das rechte Gewissen sich durchsetzt, desto mehr lassen die Personen und Gruppen von der blinden Willkür ab und suchen sich nach den objektiven Normen der Sittlichkeit zu richten" (GS 16).
Daß das Gewissen also prinzipiell über den objektiven Normen der Sittlichkeit stehen soll, wie Du oben meintest, ist also mitnichten der [Punkt]
FioreGraz hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Verarschen tust Du Dich selber, wie man Deiner Signatur entnehmen kann!
Wen sich die moralisten daran stoßen ist ihr sinn erfüllt. Danke.

LG
Fiore
Man braucht kein Moralist zu sein, um bei Deiner Signatur ein Störgefühl zu entwickeln.

Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Wenn ich (als Nichtchrist) einen Thread wie diesen lese, dann fällt mir immer auf, dass nach der katholischen Lehre die menschliche Sexualität wie die der Tiere vor allem der Fortpflanzung dient (und dass deshalb die Ausschaltung oder Vermeidung der Fortpflanzungsfunktion etwas Sündiges ist). Menschliche Geschlechtlichkeit ist im katholischen Denken offensichtlich kein Wert an sich, sondern nur ein Mittel zum Zweck.

Daß dem nicht so ist, lässt sich durch einige einfache Überlegungen herausfinden:

1. Wenn die menschliche Sexualität vor allem der Fortpflanzung dienen würde, dann hätten die Menschen wie die meisten Tiere eine bestimmte Brunftzeit, in der sie sich der Fortpflanzung widmen, und den Rest des Jahres würde die sexuelle Funktion schlummern.

2, Wenn die menschliche Sexualität vor allem der Fortpflanzung dienen würde, dann würde mit Beginn der Menopause das sexuelle Verlangen und die sexuelle Reaktionsfähigkeit der Frauen erlöschen. Jetzt ist es aber im Gegenteil so, dass bei vielleicht den meisten Frauen gerade nach der Menopause die Sexualität neu aufblüht und die Frauen sexuell sehr aktiv und reaktionsfähig werden.

3. Für die Fortpflanzung sind die weibliche Klitoris und der weibliche Orgasmus überflüssig. Umfragen haben gezeigt, dass gerade Frauen aus religiös konservativen Milieus (viele) Kinder haben, ohne jemals einen Orgamus erlebt zu haben (weil sie nie erfahren haben, dass es so etwas überhaupt gibt oder weil sie den Orgasmus als "sündhafte Leidenschaftlichkeit" betrachten.) Wenn also diese für die Sexualität so wichtige Reaktion bzw. dieses für das sexuelle Erleben so wichtige Organ zur Fortplanzung nicht gebraucht werden, wofür hat der Schöpfer sie dann den Frauen mitgegeben?

Warum kann man sich von seiten der katholischen Kirche nicht endlich zu der Erkenntnis durchringen, daß die menschliche Fortpflanzung zwar in die menschliche Sexualität eingebettet ist, daß aber die menschliche Geschlechtlichkeit weit über die bloße Fortpflanzungsfunktion hinausgeht? Dass Sexualität ein eigener Wert an sich ist und nicht nur ein Mittel zu Zweck?

Zärtlichkeit, Wärme, Nähe, Hingabe, Öffnung zum Du, Sprengen der Grenzen des Ichs - das sind doch Dinge, die an sich wertvoll sind und nicht unbedingt nur im Dienste der Fortpflanzung erlebt werden dürfen.

Es zeigt sich halt, dass es ungut ist, wenn die kirchliche Lehre von der Sexualität vor allem von Zölibatären formuliert wird. Kein Mensch würde bei einem Nichtschwimmer Schwimmunterricht nehmen, kein Mensch ließe sich von einem Nichtfallschirmspringer das Fallschirmspringen beibringen. Aber Männer, die nie im Leben sich liebend mit einem Weib vereint haben, erzählen den anderen, was es mit der geschlechtlichen Liebe auf sich hat.

Als Nichtchrist kann ich da nur den Kopf schütteln...

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Linus
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Beitrag von Linus »

Inabikari hat geschrieben:Warum kann man sich von seiten der katholischen Kirche nicht endlich zu der Erkenntnis durchringen, daß die menschliche Fortpflanzung zwar in die menschliche Sexualität eingebettet ist, daß aber die menschliche Geschlechtlichkeit weit über die bloße Fortpflanzungsfunktion hinausgeht? Dass Sexualität ein eigener Wert an sich ist und nicht nur ein Mittel zu Zweck?
Nichts anderes sagt die Kirche. Die Ehe als Platz der gelebten Sexualität dient neben der Sicherung der Nachkommenschaft auch dem der Ehe eigenen Art Liebe zu zeigen. Leider verwechseln aber selbst engagierte (und sich ansonsten gut auskennende )Christen die bürgerliche Sexualmoral des 19 (oder früherer) Jahrhunderts mit der christlichen.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Inabikari hat geschrieben:Es zeigt sich halt, dass es ungut ist, wenn die kirchliche Lehre von der Sexualität vor allem von Zölibatären formuliert wird. Kein Mensch würde bei einem Nichtschwimmer Schwimmunterricht nehmen, kein Mensch ließe sich von einem Nichtfallschirmspringer das Fallschirmspringen beibringen. Aber Männer, die nie im Leben sich liebend mit einem Weib vereint haben, erzählen den anderen, was es mit der geschlechtlichen Liebe auf sich hat.

Als Nichtchrist kann ich da nur den Kopf schütteln...
Tröste Dich, auch als Katholik empfinde ich hier ein gedankliches Defizit in der Anthropologie, wie sie von der Kirche vertreten wird.
Das Problem sind aber sicher nicht (nur) die Zölibatären (wer weiß, wie viele von denen durchaus "im Leben sich liebend mit einem Weib vereint haben", wie Du es so schön poetisch formulierst).
Nur: Dein Grundgedanke, man könne nur über etwas reden, was man selbst erfahren hat, ist leider ebenso alt wie falsch. Auch wenn Du noch nie mit der Hand auf eine heiße Ofenplatte gelangt hast, weißt Du, daß Du Dir dabei die Pfote verbrennst. Und es gibt durchaus genügend zölibatäre Menschen, die kompetent über Sexualität reden können - eben weil diese eine anthropologische Grundbedingung ist, unabhängig von der gewählten Lebensform.
Das Problem scheint mir, daß die kirchliche Sexuallehre bislang zu sehr von der juridischen Sicht geprägt ist. Sex darf nur in der Ehe sein, die Ehe ist eine Rechtgemeinschaft zum Wohl der Gatten und zwingend zur Produktion von Nachkommenschaft, soweit nicht besondere Umstände dies verhindern. Wenn aber Sexualität ein integraler Bestandteil des Menschseins ist und man nur dann sein Menschsein richtig leben kann, wenn man auch seine Sexualität richtig in die Persönlichkeit integriert, dann bleiben nach wie vor viele Fragen offen.
In einem anderen Strang wurde schon mal diskutiert, daß auch die Ehe eine Berufung ist. Wer aber nicht zur Ehe berufen ist, muß der dann auch auf einen menschenwürdigen Umgang mit seiner Sexualität verzichten? Oder wird die Liebe als Grundbedingung für den Sex erst mit der Berufung zur Ehe verliehen, und nicht auch den noch nicht oder den gar nicht Verheirateten? Deine Fragen sind wohl die Fragen vieler Menschen, und sie sind wahrscheinlich auch ein Hauptgrund, warum soviele Gläubige heute der "amtlichen" Lehre in diesem Punkt nicht folgen können oder wollen. Wer es fassen kann, der fasse es.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Was ist so schlimm daran, wenn der Mensch sich selber verurteilt?

Diese Selbstverurteilung ist DIE wesentliche Vorausetzung für aufrichtige Reue und damit für die Absolution von seinen Sünden.
Daran ist nichts verwerfliches. Aber um das geht es ja gar nicht sondern, für die selbstverurteilung und besserung muß nun mal eine GEWISSE Grundlage da sein.
Daß das Gewissen also prinzipiell über den objektiven Normen der Sittlichkeit stehen soll, wie Du oben meintest, ist also mitnichten der [Punkt]
Das steht dort aber schon gar nicht, oberstes Prinzip bleibt und ist das Gewissen. Dort steht lediglich das ein rechtes Gewissen den objektiven Normen zustimmt. Allgemein vom gebildeten Gewissen ausgehend ein richtiger Satz aber er sagt nichts über das spezielle aus und schon gar nicht ob man nun seinem Gewissen gegenüber insubordination betreiben darf. Kanns auch gar nicht, wäre ja wider jeglicher Vernunft und Lehre.

LG
Fiore
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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Zur Gewissensbildung der Katholiken im deutschen Sprachraum in dieser
Frage ist zu sagen,daß die Enzyklika humanae vitae leider schon kurz nach
ihrem Erscheinen von der Deutschen Bischofskonferenz in deren
Königsteiner Erklärung 1968 konterkariert wurde(www.uni-regensburg.de/
Fakultaeten/Theologie/moral/koenigstein.htm).Nur die Kardinäle Bengsch
(Berlin,+) und Meissner(Köln) haben sich bisher dieser Erklärung widersetzt,die
die Enzyklika relativiert und die Verwendung künstlicher Verhütungsmittel
letztlich ganz dem Gewissensentscheid des jeweiligen Ehepaars anheim gibt.
Dies führt dazu,daß fast jeder irgendwelche finanziellen,sozialen,psychischen
oder gesundheitlichen Gründe findet,die es ihm erlauben in der überwiegenden
Mehrzahl der ehelichen Vereinigungen den "Kindersegen zu verhüten",ohne
ein Bewußtsein von schwerer Sünde zu entwickeln.
Fakt ist,daß sich seit dieser Erklärung die typisch gut katholischen kinderreichen Familien nur noch in einigen sehr bewußt Papsttreu-katholisch lebenden Gruppen(Hauskirchen-Bewegung,Schönstätter,opus-dei,Traditionalisten) finden;die große Masse hat gar kein Sündenbewußtsein deshalb mehr und läuft trotz Pille oder Kondom,wenn Sonntags die Messe überhaupt noch besucht wird, zur Kommunion ohne vorherige Beicht..
.Meine Mutter führte Anfang der 70ger Jahre als Gynäkologin
mit Katholiken mit Pillenwunsch noch manchmal Gespräche über das
Thema und bekam dann oft zu hören:":Was wollen Sie denn,die Kirche hat`s
doch jetzt auch erlaubt ".
Daß die Quasi-Freigabe der Pille und Kondome keineswegs zu einem
Rückgang von Teenager-Schwangerschaften,Abtreibungen und Geschlechts-
krankheiten geführt hat sondern zu einer Vervielfältigung derselben und
somit auch rein menschlichen Unglücks ganz abgesehen von den bevölkerungs
politischen Folgen für die Staatlichen Sozialsysteme bestätigt im Rückblick
auf die letzten 39 (!)Jahre nur die Richtigkeit der als ach so anachronistisch
verschrienen Enzyklika.Leider haben unsere deutschen Bischöfe trotz
mittlerweile institutionalisierter "Wochen für das Leben" ihr unseliges Papier
von damals bis heute nicht revidiert !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Raphael

Beitrag von Raphael »

FioreGraz hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Was ist so schlimm daran, wenn der Mensch sich selber verurteilt?

Diese Selbstverurteilung ist DIE wesentliche Vorausetzung für aufrichtige Reue und damit für die Absolution von seinen Sünden.
Daran ist nichts verwerfliches. Aber um das geht es ja gar nicht sondern, für die selbstverurteilung und besserung muß nun mal eine GEWISSE Grundlage da sein.
Nun, das liest man von Dir bisher aber anders ......
So wie Du den KKK zitiertest, war die Selbstverurteilung des Menschen als eindeutig negativ einzustufen, frei nach dem Motto: Eine Selbstverurteilung dürfe nicht geschehen, weil dadurch der Mensch gegen sein eigenes Gewissen handeln müsse.

Tatsächlich ist es jedoch so, daß sich erst in der Selbstverurteilung für die sündige Taten der Vergangenheit die Qualität des gut ausgebildeten Gewissens erweist.
FioreGraz hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Daß das Gewissen also prinzipiell über den objektiven Normen der Sittlichkeit stehen soll, wie Du oben meintest, ist also mitnichten der [Punkt]
Das steht dort aber schon gar nicht, oberstes Prinzip bleibt und ist das Gewissen. Dort steht lediglich das ein rechtes Gewissen den objektiven Normen zustimmt.
Das, was Du dort von mir zitierst, stützt sich zwar auf das KKK-Zitat, war jedoch als Replik auf Deine Aussage (30.3.2007, 14:47 Uhr) gemünzt, die da lautete:
FioreGraz hat geschrieben:Das Gewissen steht prinzipiell über jeden anderen Gesetz und ihm ist zu folgen gegebenfalls auch gegen die heilige Kirche, alles andere wäre Gotteslästerung da es im Ursprung eben selbst von Gott kommt.
Das Gewissen ist die innere Instanz im Menschen (Forum internum), mit Hilfe dessen zwischen intern erlernten und extern gebildeten Normen abgewogen wird. Dabei wird auch eine - notwendigerweise subjektive - Gewichtung der Normen selber vorgenommen. Eine ausschließliche Orientierung an den internen Normen entspricht jedoch nicht einer christlichen Gewissensbildung!

Somit kann das Gewissen auch nicht über den "Normen an sich" stehen, sondern ist die innere menschliche Beurteilungsinstanz für die genannten unterschiedlichen Normen.
FioreGraz hat geschrieben:Allgemein vom gebildeten Gewissen ausgehend ein richtiger Satz aber er sagt nichts über das spezielle aus und schon gar nicht ob man nun seinem Gewissen gegenüber insubordination betreiben darf. Kanns auch gar nicht, wäre ja wider jeglicher Vernunft und Lehre.

LG
Fiore
Auch hier versuchst Du wieder in die Subjektivität, Relativität oder auch Situationsethik zu flüchten. Dies ist der falsche Ausweg ...............
Zuletzt geändert von Raphael am Mittwoch 11. April 2007, 17:54, insgesamt 1-mal geändert.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Dem Gewissen muß man absolut folgen, es nicht zu tun würde gem. Paulus und Lehre der Kirche bedeuten sich selbst auf der Stelle zu verurteilen.
Das schliest bei einem irregleiteten Gewissen aber in der nachschau oder weiteren Gewissenbildung nicht aus das man im nachhinein seinen Fehl erkennt und entsprechend handelt. Auch nicht das man vor einem Handeln entsprechend hinterfragt nachdenkt etc.
Aber trotzdem steht das Gewissen auch prinzipiell über dem Gesetz oder der "objektiven" Norm, das Gesetz ist Lehrer, Erzieher aber nicht unser Herrscher. Wir sind nicht zu seiner Erfüllung da sondern es zu unserer.
Eine ausschließliche Orientierung an den internen Normen entspricht jedoch nicht einer christlichen Gewissensbildung!
Sage ich ja auch nicht es muß immer eine Reflektion bzw. Gewissenbildung da sein. Folgen muß ich aber dem Gewissen bzw. dem Ergebniss der Reflektion nicht den externen Normen.
Somit kann das Gewissen auch nicht über den "Normen an sich" stehen, sondern ist die innere menschliche Beurteilungsinstanz für die genannten unterschiedlichen Normen.
Damit steht es automatisch immer über den Normen, mein gewissen sagt die Norm ist "quatsch", "falsch", "gut", ......... Ist sie falsch entscheide ich mich logischerweise gegen die Norm.

Weiters gehe ich nicht davon aus das die subjektive Entscheidung jetzt richtig ist, wie du anscheindend animmst, sondern um Todsünde oder nicht Todsünde.
Und hier habe ich zum Zeitpunkt A, eine Gewissensbildung. Dieses Gewissen wäre nun angenommenerweise zu diesem Zeitpunkt fehlgeleitet. Daraufhin begehe ich eine Sünde weil mein Gewissen zu dem Zeitpunkt "schweigt". Dann kann das demnach keine Todsünde sein weil eben der Faktor des bewußten Handelns gegen Gott und die Erkentnis einfach fehlt. Diese Faktoren sind aber Grundvorausetzungen für den Tatbestand der Todsünde.
Die schwere der Schuld leitet sich dann davon ab wie sehr ich selbst schuld am irrenden Gewissen bin (z.B. fehlende aktive Gewissenbildung) und kann bei Schuldlosigkeit bis zur nicht anrechenbarkeit gehen.

Das sagt im Endefeckt überhaupt nichts darüber aus obs objektiv richtig oder falsch war. Nur darüber ob Todsünde oder nicht bzw. die schwere der persönlichen Schuld.

LG
Fiore
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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Alle Philosophische Darlegungen da gelassen, muss man ganz einfach der Lehre der Kirche folgen. Diese lehrt, dass künstliche Verhütung eine Todsünde ist wenn sie mit voller Kenntnis der kirchlichen Lehre dennoch betrieben wird.

Das Gewissen ist dann gutausgebildet, man weiss was Todsünde ist und was nicht. Wenn man es trotzdem macht, folgt man nicht dem Gewissen, sondern dem eigenen Willen. Und so kommt die Sünde zu Stande. Oft eine Todsünde.

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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Fiore,

Du folgst einer tödlichen Situationsethik. Auch in deinem eigenen Leben. Das rechtfertigt bei Dir aber noch nicht, andere mit dieser verurteilten Situationsmoral auch zu verseuchen.

Hier Veritatis Splendor zu Todsünde und lässliche Sünde und Hölle.

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JuliaVictoria
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Beitrag von JuliaVictoria »

Ich hab mal eine Frage an dieser Stelle:

Und zwar wurde mir erzählt, dass im Zweiten Vatikanischen Konzil festgelegt wurde, dass Verhütung, bzw. die Art der Verhütung, dem Gewissen der beiden Partner überlassen sei.

Stimmt das?
"Die Kirche würde die Liebe zu Gott und ihre Treue zum Evangelium verraten, wenn sie aufhörte, die Stimme derer zu sein, die keine Stimme haben."
(Erzbischof Óscar Romero)

Raphael

Beitrag von Raphael »

JuliaVictoria hat geschrieben:Ich hab mal eine Frage an dieser Stelle:

Und zwar wurde mir erzählt, dass im Zweiten Vatikanischen Konzil festgelegt wurde, dass Verhütung, bzw. die Art der Verhütung, dem Gewissen der beiden Partner überlassen sei.

Stimmt das?
Nein, etwas Derartiges ist in keinem Text des II. Vaticanums festgelegt worden!

Vermutlich handelt es sich um ein Gerücht, das seinen eigentlichen Ursprung in der "Königsteiner Erklärung" der deutschen Bischöfe hat ...........
Diese "Erklärung" war eine Reaktion auf die Enzyklika "Humanae vitae" von Papst Paul VI.; mithin kein Konzilsdokument.

Petra
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Beitrag von Petra »

Raphael hat geschrieben:
Vermutlich handelt es sich um ein Gerücht, das seinen eigentlichen Ursprung in der "Königsteiner Erklärung" der deutschen Bischöfe hat ...........
Diese "Erklärung" war eine Reaktion auf die Enzyklika "Humanae vitae" von Papst Paul VI.; mithin kein Konzilsdokument.
Das Pendant der österreichischen Bischöfe heißt: Mariatroster Erklärung. (Beide von 1968)

Mariatroster Erklärung (Link)

Daraus:
Die österreichische Bischofskonferenz hat geschrieben:Nicht zuletzt wollen wir darauf hinweisen, daß der Hl. Vater in seinem Rundschreiben nicht von schwerer Sünde spricht. Wenn sich also jemand gegen die Lehre der Enzyklika verfehlt, muß er sich nicht in jedem Fall von der Liebe Gottes getrennt fühlen und darf dann auch ohne Beichte zur hl. Kommunion hinzutreten. Der Heilige Vater sagt in diesem Zusammenhang: Die Eheleute mögen in beständigem Gebet die Hilfe Gottes erflehen, vor allem aber mögen die ehelute "in der Eucharistie aus der Quelle der Gnade und Liebe schöpfen" (Eheenzyklika Nr. 25)

Wenn aber jemand grundsätzlich aus egoistischer Einstellung die Nachkommenschaft in der Ehe ausschließt, kann er sich nicht von schwerer Schuld frei wissen. Ebenso versteht es sich von selbst, daß jede Art direkter Schwangerschaftsunterbrechung ausnahmslos unter schwerer Sünde verboten ist.
(Hervorhebung von mir)

Petra
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Beitrag von Petra »

Falls jemand die Königsteiner Erklärung im Wortlaut verlinken kann, bitte ich darum.



Antrag: Könnte man nicht den Titel dieses Themas ändern? Wenigstens das „(immer)“ rausnehmen?

Falls nicht, könnte demnächst jemand in der Klausnerei einen Thread eröffnen „Schlagen Brüdergemeindler (immer noch) ihre Frauen?“

Oder bei Orthodoxens „Verschweigt die orthodoxe Kirche vor der Öffentlichkeit (ihre vielen) Marienerscheinungen?“

Für Anglikanens käme vielleicht so ein Burschi auf die Idee zu eröffnen: „Warum hört kein Bischof der CoE auf die geheimen Weisungen von Queen Elizabeth?“

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Petra hat geschrieben:Falls jemand die Königsteiner Erklärung im Wortlaut verlinken kann, bitte ich darum.
Nur im Cache, aber lesbar über *diesen* Link. Ich such gleich aber noch einen Link außerhalb des Chaches... ;)
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Ach was, hier ist der Text (Quelle = Cache-Link von eben):
Wort der deutschen Bischöfe zur seelsorglichen Lage nach dem Erscheinen der Enzyklika "Humanae vitae" (die sog. "Königsteiner Erklärung")

I. D a s R u n d s c h r e i b e n

1. Am 25. Juli dieses Jahres hat unser Heiliger Vater das Rundschreiben „Humanae vitae – über die rechte Ordnung der Weitergabe des menschlichen Lebens" herausgegeben. Neue Probleme verschiedener Art, so heißt es in der Einleitung, verlangen vom kirchlichen Lehramt, das sich besonders unter Pius XI. und Pius XII. eingehend zu diesem Thema geäußert hatte, neue, vertiefte Überlegungen. Nach umfassender Vorbereitung, nach Befragung von Fachleuten der verschiedenen einschlägigen Sachbereiche und einer großen Zahl von Bischöfen und Laien gibt der Papst seine Antwort. Sein Wort ist getragen vom Bewußtsein hoher Verantwortung für die kirchliche Lehre als Dienst am christlichen Leben, von Ehrfurcht vor der Würde des Menschen und vor der Heiligkeit des Lebens. Es greift die im II. Vatikanischen Konzil erneuerte Sicht ehelicher Liebe und verantwortlicher Elternschaft auf. Aus der Enzyklika spricht die Sorge vor dem selbstsüchtigen Mißbrauch menschlicher Geschlechtlichkeit, den heute beängstigenden Gefahren technischer Manipulation des Menschen und vor Grenzüberschreitungen der staatlichen Gewalt im Intimbereich ehelichen Lebens. Der Papst weist auf die Schwierigkeiten verantwortlicher Elternschaft heute und auf die Probleme hin, die die Bevölkerungsentwicklung in der heutigen Welt aufwirft. Er weiß aber auch um die Versuchung, unter dem Druck all dieser Gegebenheiten unverzichtbare Werte des Menschen und der überlieferten Lehre der Kirche preiszugeben.

2. Der Enzyklika geht es um den ganzen Menschen und um die gesamte Aufgabe, zu der er berufen ist, „nicht nur um seine natürliche und irdische Existenz, sondern auch seine übernatürliche und ewige" (HV 7). Sie betont die Heiligkeit des menschlichen Lebens und seiner Quellen, die innige Einheit der Sinngehalte ehelicher Hingabe: Diese ist ebenso Ausdruck des Strebens nach liebender Einheit wie der Bereitschaft zum Dienst am Leben.
Die Enzyklika bejaht verantwortliche Elternschaft und verantwortliche Geburtenregelung. Sie verlangt aber, daß jeder eheliche Akt auf die Weitergabe des Lebens hingeordnet bleibt. Als Mittel der Geburtenregelung verurteilt sie vor allem den Abbruch der Schwangerschaft und jeden ähnlichen Eingriff in das keimende Leben, sowie bleibende oder zeitweise Unfruchtbarmachung. Sie lehrt außerdem, daß es dem Gesetz Gottes nicht entspricht, durch künstliches Eingreifen die Möglichkeit der Weckung neuen Lebens bewußt auszuschalten. (vgl. HV 13).
Zur Begründung weist die Enzyklika vor allem auf die Bedeutung hin, die in dieser Frage der beständigen kirchlichen Lehre zukommt. Auch spricht sie von den gefährlichen Folgen der entgegengesetzten Auffassung. Versuche, diese zu begründen, weist sie zurück.

3. Enzykliken sind amtliche Lehräußerungen der Kirche. Ihnen schulden wir religiösen Gehorsam. „Dieser religiöse Gehorsam des Willens und Verstandes ist", wie das II. Vatikanischen Konzil sagt, „dem authentischen Lehramt des Bischofs von Rom, auch wenn er nicht kraft höchster Lehrautorität spricht, zu leisten; nämlich so, daß sein oberstes Lehramt ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen aufrichtige Anhänglichkeit gezollt wird, entsprechend der von ihm kundgetanen Auffassung und Absicht" (LG 25).
In unserem Lehrschreiben an alle, die von der Kirche mit der Glaubensverkündigung beauftragt sind, haben wir letztes Jahr zur Begründung dieser Autorität gesagt, daß zur Wahrung der eigentlichen und letzten Glaubenssubstanz, selbst auf die Gefahr des Irrtums im einzelnen hin, das kirchliche Lehramt solche Lehrweisungen aussprechen kann. Anders kann die Kirche ihren Glauben als bestimmende Wirklichkeit des Lebens gar nicht verkündigen, auslegen und auf die je neue Situation des Menschen anwenden. „Ernsthafte Bemühung, auch eine nicht unfehlbare Lehräußerung der Kirche positiv zu würdigen und sich anzueignen, gehört zur richtigen Glaubenshaltung eines Katholiken" (Lehrschreiben 20). – Wer glaubt, in seiner privaten Theorie und Praxis von einer nicht unfehlbaren Lehre des kirchlichen Amtes abweichen zu dürfen – ein solcher Fall ist grundsätzlich denkbar –, muß sich nüchtern und selbstkritisch in seinem Gewissen fragen, ob er dies vor Gott verantworten kann.

II. D i e S i t u a t i o n i n D e u t s c h l a n d

4. Das neue päpstliche Rundschreiben hat in der Kirche und in der Welt sehr viel Zustimmung gefunden – ein Zeichen für die Übereinstimmung vieler Gläubigen, ja auch nichtkatholischer Christen mit den Zielen des Papstes und mit grundsätzlichen Gedanken und Forderungen seiner Enzyklika. Die Enzyklika ist aber auch auf Widerspruch gestoßen. Bei Katholiken beruht dieser nicht auf einer grundsätzlichen Ablehnung der päpstlichen Ablehnung der päpstlichen Autorität.
In den letzten Jahren sind die Themen, die jetzt in der Enzyklika behandelt wurden, sehr eingehend diskutiert worden. Neue Fragestellungen und neue Gesichtspunkte theologischer und profaner Wissenschaften, die auch in Rom bei der Vorbereitung der Enzyklika erörtert wurden, sind weiten Kreisen bekannt. Sie fanden im Schrifttum ihren Niederschlag, haben die katholische Ehe- und Familienarbeit mitbestimmt und sind in den verschiedenen Formen der Erwachsenenbildung und des Apostolates der Laien wirksam geworden. Sie hatten auch ihre Auswirkung auf die seelsorgliche Praxis. Die Methoden der Verwirklichung verantwortlicher Elternschaft wurden vielfach dem verantwortungsbewußten Gewissensurteil der Eheleute überlassen, ohne daß dabei dem Ungehorsam gegen die Kirche, dem Subjektivismus oder der Willkür das Wort geredet wurde. So ist es verständlich, daß viele Priester und Laien vom Heiligen Vater eine andere Entscheidung erwartet hatten. Das erklärt auch das zwiespältige Echo auf das Erscheinen der Enzyklika.

5. Viele Priester und Laien nehmen die Enzyklika ohne Einschränkung an, sie danken dem Papst für den Mut und die Klarheit seines Wortes. Sie verteidigen, privat und öffentlich, die von ihm ausgesprochene Lehre.
Andererseits hat keine Enzyklika der letzten Jahrzehnte so viel Widerspruch gefunden wie diese. Die Diskussion um die strittigen Fragen ist nicht beendet, sondern aufs stärkste entfacht. Bei vielen Priestern und Laien, die ebenso in Liebe zur Kirche stehen wollen, herrscht große Ratlosigkeit. Sie leiden nicht nur unter den Schwierigkeiten, diese Lehre zu leben oder in die seelsorgliche Praxis umzusetzen; sie haben vielfach auch ernste Gewissensbedenken, die in der Enzyklika ausgesprochenen Verpflichtungen zu bejahen und zu vertreten.

6. Für viele Kritiker der Kirche ist allerdings das Rundschreiben auch zu einem Anlaß billiger und manchmal sogar böswilliger Abreaktion antikatholischer, antikirchlicher oder antiklerikaler Vorurteile und Affekte geworden. Emotionen und unkritische Stellungnahmen werden jedoch dem Ernst der Frage nicht gerecht.
Das Echo auf die Enzyklika ist auch zu sehen im Zusammenhang mit der Glaubenssituation vieler Christen, mit der großen Sensibilität des heutigen Menschen in Fragen der Autorität, mit dem vielfach bestehenden Verdacht auf eine im Vergleich zum Konzil rückläufige Bewegung in der Kirche. Die Massenmedien tragen dazu bei, daß die vielschichtige Diskussion täglich Millionen erreicht und nicht selten verwirrt.

7. Dieses ganze Geschehen hat aber nicht nur negative Aspekte. Wir dürfen in ihm auch einen heilsamen Läuterungsprozeß sehen. Die Einstellung zum Geschlechtlichen wird sachgerechter. Es bahnen sich neue Formen der Verwirklichung von Autorität und Freiheit in der Kirche an. Das Ganze kann ein wirksamer Beitrag zur Erneuerung der Kirche im Sinne des II. Vatikanischen Konzils sein.

III. F r a g e n a n u n s B i s c h ö f e

8. Uns Bischöfe erreicht in diesen Tagen eine Fülle von Schreiben aus Priester- und Laienkreisen. Man erwartet von uns Hilfe in der Bewältigung der durch die Enzyklika geschaffenen oder offenkundig gewordenen Situation. Viele bitten uns dringend, die Schwierigkeiten nicht zu verharmlosen und die Lösung nicht in unglaubwürdigen Interpretationen des päpstlichen Schreibens zu suchen.
Die einen fürchten, daß der Inhalt der Enzyklika und damit auch die Autorität des Papstes nicht ernst genug genommen werden. Andere fürchten, wir könnten – um kirchliche Autorität um jeden Preis zu rechtfertigen – Wege gehen, die der Gewissensnot derer nicht gerecht werden, die glauben, die Aussagen der Enzyklika über die Methoden der Geburtenregelung nicht bejahen zu können. Wir sollten, so heißt es, im Geiste des Konzils das Glaubensbewußtsein vieler Laien und die sachlichen Hinweise theologischer und profaner Wissenschaften zu den hier anstehenden Fragen in ihrer Bedeutung für die kirchliche Lehrentwicklung sehr ernst nehmen. Viele wünschen, daß wir in kollegialer Verantwortung für die Lehrverkündigung der Kirche dem Papst und den Bischöfen anderer Länder diese Anliegen darlegen. Die meisten drängen auf eine weitere Diskussion, die den vielen offen bleibenden und auch den durch die Enzyklika neu aufgeworfenen Fragen gerecht wird.

9. Die einzelnen Bischöfe haben bereits erste Orientierungen an Seelsorger und Gemeinden veröffentlicht. Sie fordern ein gründliches Studium der Enzyklika und aller in ihr behandelten Fragen und mahnen zur Besonnenheit und Geduld. Sie erinnern an die Grundsätze, die wir Bischöfe im letzten Jahr über die Bedeutung des ordentlichen Lehramtes der Kirche veröffentlicht haben. Sie weisen auch Verdächtigungen der Motive des Heiligen Vaters, Verzerrungen der Lehre der Enzyklika und Kritiken zurück, die mit der katholischen Auffassung vom Lehramt nicht vereinbar sind. Mit dem Papst machen sie darauf aufmerksam, daß das Schreiben nicht die ganze katholische Lehre über die Ehe und ihre Gestaltung enthält und darum der Ergänzung bedarf.

10. In der Kritik sind wichtige Lehren der Enzyklika oft übersehen worden oder zu kurz gekommen, z. B. die im Anschluß an das II. Vatikanische Konzil gemachten Aussagen über die eheliche Liebe und die verantwortliche Elternschaft sowie die Warnung der Enzyklika vor der drohenden und schon einsetzenden Manipulation des Menschen, vor den Gefahren der Sexualisierung des öffentlichen Lebens und vor falschen Lösungen des Bevölkerungsproblems.

IV. F o l g e r u n g e n u n d H i n w e i s e

11. Wir wiederholen aus der Erklärung des II. Vatikanischen Konzils über die Religionsfreiheit: „Bei ihrer Gewissensbildung müssen jedoch die Christgläubigen die heilige und sichere Lehre der Kirche sorgfältig vor Augen haben. Denn nach dem Willen Christi ist die katholische Kirche die Lehrerin der Wahrheit; ihre Aufgabe ist es, die Wahrheit, die Christus ist, zu verkündigen und authentisch zu lehren; zugleich auch die Prinzipien der sittlichen Ordnung, die aus dem Wesen des Menschen selbst hervorgehen, autoritativ zu erklären und zu bestätigen" (DH 14). Da der Papst nach langer Prüfung der entstandenen Fragen gesprochen hat, steht jeder Katholik, selbst wenn er sich bisher eine andere Auffassung gebildet hatte, vor der Forderung, diese Lehre anzunehmen. Auch die Tatsache, daß viele Christen in aller Welt, Bischöfe, Priester und vor allem Eheleute, in gläubiger und kirchlicher Gesinnung dieser Forderung entsprechen, ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

12. Auf der anderen Seite wissen wir, daß viele der Meinung sind, sie könnten die Aussage der Enzyklika über die Methoden der Geburtenregelung nicht annehmen. Sie sind überzeugt, daß hier jener Ausnahmefall vorliegt, von dem wir in unserem vorjährigen Lehrschreiben gesprochen haben. Soweit wir sehen, werden vor allem folgende Bedenken geltend gemacht: Es wird gefragt, ob die Lehrtradition in dieser Frage für die in der Enzyklika getroffene Entscheidung zwingend ist, ob gewisse neuerdings besonders betonte Aspekte der Ehe und ihres Vollzuges, die von der Enzyklika auch erwähnt werden, nicht ihre Entscheidung zu den Methoden der Geburtenregelung problematisch erscheinen lassen.
Wer glaubt, so denken zu müssen, muß sich gewissenhaft prüfen, ob er – frei von subjektiver Überheblichkeit und voreiliger Besserwisserei – vor Gottes Gericht seinen Standpunkt verantworten kann. Im Vertreten dieses Standpunktes wird er Rücksicht nehmen müssen auf die Gesetze des innerkirchlichen Dialogs und jedes Ärgernis zu vermeiden trachten. Nur wer so handelt, widerspricht nicht der rechtverstandenen Autorität und Gehorsamspflicht. Nur so dient auch er ihrem christlichen Verständnis und Vollzug.

13. Dabei darf keineswegs die Zuständigkeit des kirchlichen Lehramtes für die sittliche Ordnung des Ehelebens bestritten werden. Die kirchliche Ehelehre umfaßt Wahrheiten, die für alle Gläubigen außer Zweifel stehen, vor allem die Wahrheit, daß die Ehe als Ganzes unter dem Gesetz Christi steht. Mit dem II. Vatikanischen Konzil (vgl. GS 51) ist daran festzuhalten, daß die Frage, ob und unter welchen Umständen eine Geburtenregelung zulässig ist, nicht der Willkür der Ehepartner überlassen werden kann. Die Antwort darauf muß von ihnen in gewissenhafter Prüfung nach objektiven Normen und Kriterien gesucht und gefunden werden. Der konkrete Weg einer verantwortlichen Elternschaft darf weder die Würde der menschlichen Person verletzen noch die Ehe als Gemeinschaft fruchtbarer Liebe gefährden.

14. Die durch die Veröffentlichung der Enzyklika angefachte Diskussion sollte dazu führen, daß manches im Hinblick auf die Ehe weiter geklärt wird. Dazu gehören etwa die Fragen: Was folgt aus der biblischen Grundlegung der Ehe und ihrer Sakramentalität für ihre sittliche Gestaltung? Was ist der Sinn menschlich-personaler Geschlechtlichkeit und worin besteht die innere Zuordnung ihrer verschiedenen Momente? Wo liegt die Grenze zwischen der dem Menschen aufgegebenen personalen Steuerung seiner Lebensvorgänge und den seiner Würde widersprechenden Formen der Manipulation des Lebens und der Liebe? Wie haben wir, im Lichte der Offenbarung, die Heiligkeit menschlichen Lebens zu verstehen? Worin liegen der Wert und die Grenze des Beitrages, den hier profanwissenschaftliche Erkenntnisse zu leisten vermögen? Welchen Normen untersteht die Zeitwahl in der Ehe? Erforderlich ist auch eine Klärung dessen, was in der Enzyklika über therapeutische Eingriffe gesagt wird.

15. Wir Bischöfe wollen mit dafür sorgen, daß das Gespräch über diese und ähnliche Fragen fortgesetzt wird. Mit dem Heiligen Vater hoffen wir, daß die weltweite Diskussion um die Enzyklika „zu einer besseren Erkenntnis und zu vorbehaltloser Verwirklichung des Willens Gottes" führen möge (Paul VI., Ansprache zur Eröffnung der II. Lateinamerikanischen Bischofskonferenz am 24. August 1968 in Bogota). Dieses Gespräch verlangt ein eingehendes Studium der Enzyklika und ihrer Themen. Wir hoffen, daß sich an diesem Gespräch viele beteiligen. Dazu laden wir neben den Eheleuten selbst vor allem jene ein, die durch ihre Tätigkeit dieser Aufgabe besonders verbunden sind, zumal die Theologen, die Männer und Frauen, die in der Arbeit an Ehe und Familie und in der Erwachsenenbildung stehen, die Priester- und Seelsorgeräte, die Gremien der Laienarbeit und die katholischen Publizisten. Sie alle sollen als verantwortliche Glieder des Volkes Gottes unter der Leitung des Lehramtes zur Klärung dieser schwierigen Fragen beitragen. Bei diesem Gespräch bedarf die Kirche der Hilfe der wissenschaftlichen Forschung, besonders der Anthropologie, der Medizin und der Sozialwissenschaften.

16. Wir würden es bedauern, wenn wegen der Schwierigkeiten, von denen wir sprachen, die im Sinne des II. Vatikanischen Konzils vielerorts wachsende Bereitschaft zur kirchlichen Mitverantwortung und die Bildung eines selbständigen Gewissens Schaden litten. Deshalb werden auch die Seelsorger in ihrem Dienst, insbesondere in der Verwaltung der heiligen Sakramente, die verantwortungsbewußte Gewissensentscheidung der Gläubigen achten. Wir werden uns in gemeinsamer Arbeit mit Priestern und Laien um gangbare Wege der Ehepastoral bemühen.
Im Sinne der Kollegialität werden wir Bischöfe das Gespräch mit dem Heiligen Vater und mit dem Episkopat anderer Länder pflegen. Mit allen Gläubigen empfinden wir die Größe der Aufgabe, die vor uns liegt.

17. Für alle Verheirateten, gleich ob für sie die Geburtenregelung ein Problem darstellt oder nicht, besteht die Aufgabe, die Ehe als christlichen Heilsstand zu leben, ihre Sakramentalität, d. h. die Christusförmigkeit in ihr, vorbehaltlos zu verwirklichen. „Ihr Männer, liebet eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben hat" (Eph. 5,25). Hier handelt es sich nicht allein um die rechte Ordnung einzelner Akte, sondern um die Aufgabe, mehr und mehr von sich selbst abzusehen, um sich mehr und mehr dem anderen hingeben zu können. So wird das Gesetz Christi und damit das innerste Gesetz des christlichen Lebens erfüllt. Diese völlige Selbsthingabe schließt das Kreuz Christi ein. Das steht für jeden Christen außer Zweifel. Die Ehe darf deshalb nicht isoliert betrachtet werden. Sie ist nur von Christus her und auf Christus hin im Vertrauen auf Seine Gnade zu verwirklichen. Darum gehört sie in unser aller tägliches Gebet.

18. Der Geist unseres Herrn Jesus Christus bewahre uns in diesen Tagen vor aller Bitterkeit und Voreingenommenheit, vor unkirchlicher Gesinnung, aber auch vor aller Angst und Resignation. Er bewahre uns in der Geduld, im Aufeinanderhören, in der Unterscheidung der Geister und in der Bereitschaft, Verantwortung zu tragen für alle Menschen, für die Lebenden und die Kommenden.

Königstein/Taunus, 30. August 1968
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Petra hat geschrieben: Antrag: Könnte man nicht den Titel dieses Themas ändern? Wenigstens das „(immer)“ rausnehmen?
Nebenbei: Ich unterstütze diesen Antrag! :ja:
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stephanus
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ist Verhütung immer eine Todsünde

Beitrag von stephanus »

Es handelt sich bei Fragen rund um die Sexualität des Menschen sicher um eines der schwierigsten Themen überhaupt, gibt es doch sicher auf diesem Gebiet genausoviele Sondersituationen wie es Menschen gibt!
Und all diesem soll unter dem bewahrenden Mantel der Gebote und der Kirchlichen Lehre Gerechtigkeit wiederfahren.
Ich denke, wir haben es hier mit einer Medallie zu tun die wie alle anderen auch, zwei Seiten hat: ,
Hier auf der einen Seite die "strenge" Kirchliche Auslegung und auf der anderen Seite, eben die mehr oder weniger menschenwürdig gelebte Sexualität, die natürlich um Längen mehr ist, als der Fortpflanzungstrieb bei Tieren.
Ich kenne viele Seelsorger, die gerade in der Sexualität eine Chance sehen, daß Mann und Frau sich trotz aller Meinungsverschiedenheiten, die der Alltag so über ein Ehepaar wirft, immer wieder zueinanderfinden.
Gelebte Sexualität findet in einem Rahmen statt, der sicher mit der intimste ist, bei dem sich der ansich schutzlose Mensch, sich all seiner möglichen Schutzmöglichkeiten entledigt und sich und seine Schutzlosigkeit einem anderen Menschen preis gibt. Alleine aus dieser Sicht, sind alle Formen von "Sex" die sich ausserhalb dieses so intimen schutzbedürftigen Rahmens abspielen, sicher nicht von gleicher Qualität und können letztendlich darum auch nicht die gleiche Befriedigung vermitteln, zur gleichen Zufriedenheit führen und zwar zur Zufriedenheit von Mann und Frau.
Das wiederrum bringt es aber mit sich, daß schneller "Sex" letztendlich überhaupt keine längeranhaltende Befriedigung hervorrufen kann und für die hier favorisierte Art und Weise im Umgang der Liebenden miteinander schon auch eine gehörige Portion Zeit und Geborgenheit, ja eine gewisse Abgeschiedenheit Vorraussetzung ist.
Das heißt aber für Eheleute die schon mehrere Kinder, vor allem kleine haben, daß es für dieses so tiefgehende Lieben tödlich sein kann, wenn dauernd irgendwer stört und vor allem kleine Kinder stören ständig, da wackelt ein Zahn, da rumort ein Bauchweh, die Nachthexe hat jemand aus dem Schlaf geschreckt, es gewittert und was es sonst noch alles für Gründe gibt, um mal schnell bei Mama oder Papa vorbeizuschauen.
Hier wird von dem liebenden Ehepaar höchste Kreativität verlangt, soll hier nicht der höllenschwarze Satan einen Ansatzpunkt finden um Unzufriedenheit zu schüren. Wie viele Ehestreitigkeiten gipfeln nicht zuletzt in Vorwürfen über diese unbefriedigenden Zustände, selbst wenn sie schon lange Jahre vorbei sind.
Und in der ehelichen Zweisamkeit ist auch ein kreatives Geben und Nehmen gefragt, vor allem ist es hier wohl für den Mann schwerer auch seine Ehefrau zu befriedigen, als umgekehrt. Das schlimmste was es geben kann, ist Sex als "Einschlafhilfe". Meist bleibt da die Frau unbefriedigt und so gefrustet zurück. Es kann natürlich auch mal andersherum sein. Ein Sprichwort sagt: im Ehebett gibt es keine Sünde, aber eine nicht zu unterschätzende Unterlassungssünde ist Oberflächlichkeit, Lustlosigkeit und Geringschätzung des Anderen.
Das kann auch für eine wirklich fromme Ehe tödlich enden.
+
Und wenn nun die Eheleute alles richtig machen und ein glückliches Eheleben führen und auch schon das eine oder andere Kind im Haus zu hören und zu sehen ist, dann kann es auch in heutigen Zeiten irgendwann einmal zu der Frage kommen: Für ein weiteres Kind ist aber kein Platz im Haus, kein Geld für einen Ausbau und überhaupt!
Und weil die menschliche Sexualität so viel mehr ist, als der reine Fortpflanzungstrieb der Tiere und die Menschen heute um mehrere Jahrzehnte länger leben als noch vor nicht allzu fernen Zeiten, da gibt auch die strenge Lehre der Kirche den Liebenden so manches mit auf den Weg, was eben zu einem Mitmenschlichen Zusammenleben dazugehört.
Oft wenn ich, auch hier auf diesem Strang, Zuschriften lesen muß, dann denke ich: Ob hier wirklich auch "Praktiker"schreiben, oder sind es vielleicht nur Theoretiker, Provokateure usw? die eigendlich von nichts eine Ahnung haben?
Ich weiß es nicht, was ich aber weiß, daß ist die Tatsache, daß die empfängnisfähige Zeitspanne hinsichtlich der insgesamt zur Verfügung stehenden Zeit (24Std pro Tag x 31Tage im Monat und das alles mal 12 für ein ganzes Jahr, daß diese Zeit eine verschwindend geringe ist.
Was soll es da für ein Problem sein, für wirklich Liebe schenken Wollende, wenn sie sich darum einwenig kümmern und so an einigen zweifelhaften Tagen eben auf körperliche Liebe verzichten.
Man kann dann seine Kinder erziehen, mit ihnen einen Ausflug machen und selbst mal einen langen Spaziergang unternehmen, gut essen gehen, ins Kino oder bei einem guten Glas Wein ein gutes Buch oder eine CD lesen und hören, sich einfach in den Arm nehmen und nachts den Sternen zusehen. Und wenn das alles nicht ausreicht, dann kann man auch zusammen auf Bäume klettern, sich benehmen wie närrisch und ganz ganz albern sein, so wie eben frischverliebte "Frischlinge" das manchmal tun.
Warum eigendlich nicht? Verstehen sie mich bitte nicht falsch, keiner soll hier den Affen machen, so nach dem Motto: Die gute Frau Schmitt hat wieder ihre kritische Zeit, sie albert zusammen mit Ihrem Mann im Garten herum, machen die dann immer, manchmal laufen sie dann auch laut lachend durch den supermarkt oder winken den Nachbarn ins Wohnzimmerfenster rein.
Nein , daß braucht keiner tun, nur um sich abzulenken. Es war halt nur so eine Idee, weil Liebe hat zwar auch etwas mit "SEx" zu tun, aber doch nicht zwangsweise.
Ein gesundes ausgewogenes Miteinander, in Liebe halt, so will doch keiner dem Liebenden etwas Schlechtes, ihn demütigen, ihn erpressen, eine Dienstleistung von ihm abarbeiten lassen. So kommt es mir aber vor, wenn ich die Diskussionen um die Verhütung verfolge:
Was für ein Streß um gefahrlosen Sex. Was für ein Krampf, was für ein kalte Geschäftigkeit, die ja alles mögliche bedeuten kann, nur nicht das, daß sich hier zwei Liebende gegenüberstehen, die nur das eine wollen: Das der Andere glücklich ist.
+
Nun kann es aber trotzdem sein, daß man umtriebig ist und so beschäftigt und vor allem fantasielos, daß man mit der schnellen Nummer zwischendurch zufrieden ist usw. und man will da nicht noch lange darüber nachdenken was ist gerade heute für ein Tag.
mmmmmhhhhhh
Leider kommt das immer häufiger vor, heutzutage und als "Allheilmittel" gegen ev. "böse Überraschungen, gibt es die verschiedensten Verhütungsmittel, aber allen haftet eines besonders negatives an: Sie trennen diese ansich gottgewollte Liebe auf und so kommt es dann irgendwann zu der Ansicht: Ich will Spaß, habe Lust auf Befriedigung meines Sexualtriebes und die wahre Liebe bleibt auf der Strecke: Und was daraus dann folgt, daß erleben wir tagtäglich: Kaum noch 25 % der Menschen ist wirklich liebesfähig und kann dies ein Lebenlang zusammen mit einem Menschen "durchstehen".
Hier setzt bei mir schon die Frage nach dem wie und wie schwer versündige ich mich, ein.
Hier kommt es schon zu soviel Schuld, daß die Frage nach der Todsündigkeit wohl überflüssig ist. Der Mensch hat sich selbstverantwortlich vom Willen Gottes getrennt, auch wenn er nicht katholisch, oder christlich ist. Jeder Mensch ist hier betroffen!
+
Und was die Frage nach der Sündhaftigkeit der Verhütung angeht, so ergeben sich aus deren Anwendung ja ein ganzer weitverästelter Pfad an dessen Ende immer nur eines steht: Schuld!
Die meisten Methoden zu verhüten, sind so gewählt, daß sie der Anwenderin möglichst "gut" bekommen. Das bringt es aber mit sich, daß die chemischen Bestandteile die den Hormonhaushalt der Frau belasten, also zu spürbaren Nebenwirkungen führen und die eigendlich den Eisprung verhindern sollen, zugunsten von Bestandteilen eingeschränkt werden, die das nicht können, die dafür aber die Einnistung des Eies verhindern, oder aber auch: wenn es aus irgendeinem Anlaß doch zu einem Eisprung kommt, daß dann auch die Einnistung verhindert wird. Sogesehen verhindern diese Mittel das Einnisten eines befruchteten Eies, also eines individuell einzigartigen Menschen und daß ist das Töten eines Menschen!
Hier werden Menschen am Weiterleben gehindert. Und das ist allemal schwerste Sünde.
Aber nicht nur das: Auch der Beweggrund warum hier ein Mensch sterben muß, ist ja schon unverständlich: Weil ich nicht auf Spaß verzichten kann, weil ich gerade mal Bock hab, weil ich , ich , ich, immer im Vordergrund stehen muß, ganz nach dem Motto: ich will alles und am besten sofort, darum muß ein anderer sterben?
[Punkt]
Und dann sind da noch die [Punkt]
Der Mensch soll so leben, daß er sich seine Gesundheit erhält!
Daher wurde Unmäßigkeit in allen Lebenslagen schon immer auch als mehr oder weniger grosse Sünde angesehen: saufen, rauchen, fressen, Drogen, usw usw. aber auch Lebensweisen, mit der man sich und andere in Gefahr bringt: denken wir an gewisse "Sportarten", das fast unbeherrschbare Rassen mit Fahrzeugen usw. usw.
Maß und Ziel ist hier als Weg vorgenannt, aber in punkto Verhütung, da stopft sich die Frau jahre -und jahrzehntelang mit höchst schädlichen Chemikalien voll und wenn wir die Beipackzettel der "Pillenpackungen" einmal durchsehen, die sind oft länger als ein halber Meter und äüßerst klein beschrieben, dann werden dort aberdutzende von Gefahren aufgezählt.
Also wird ab hier der Satz von oben revidiert, der behauptete, daß die Mittel so hergerichtet sind, daß sie der Frau "gut" bekommen.
Nein sie bekommen nicht nur den vielleicht gezeugten Kindern nicht gut, auf lange Sicht schaden sie auch den Frauen bis hin zu einem frühzeitigen Tod.
Und dieser Raubbau an der Gesundheit, ist ebenfalls Sünde!
+
Die Frage nach der Schwere, es wurde ja gefragt, ist es Todsünde, die stellt sich eigendlich nicht so im Vordergrund, weil zuvor geklärt werden muß was Sünde überhaupt ist und wer sündigen kann usw.
Das wurde aber schon wiederholt geklärt: Ich kann nur sündigen, wenn ich mir dessen bewußt bin!
Das heißt aber nicht, daß ich dazu katholisch oder christlich erzogen werden muß.
Jeder Mensch kann sündigen und muß dafür die Verantwortung übernehmen.
Und wenn ich mir die Folgen einer Tat so überlege, dann wird sogar die milde Auslegungsweise der Katholischen Kirche auch von vielen Seelsorgern recht zweifelhaft ausgelegt, denn die Wirkung einer Tat geschieht ja auf jeden Fall, hier die Tötung eines Menschen durch ein in gewissen Prozenten abtreibend wirkendes Verhütungsmittel.Und dafür muß der Verantwortliche die Verantwortung übernehmen.Das müssen die Seelsorger den Menschen sagen!
Die aktuelle Schieflage des deutschen Sozialsystems ist doch die direkte Folge von:Ich will Spaß, aber keine Verantwortung übernehmen.
Man hat über Jahrzehnte, daß was Liebe wirklich ist, zerflückt und verlernt und war anschließend der Meinung:Sex ist Liebe und dient mir als Spaßfaktor und aus die Maus.
Jetzt wollen die Spaßvögler aber alle ins Seniorenvogelhaus und dort gut verpflegt werden und können es gar nicht verstehen, daß die strebsamen Jungen, die ja gut bei den Alten gelernt haben, auch nur ihren Spaß haben wollen, ohne weitere Verpflichtung.Und dieser Tatbestand bringt es mit sich, daß man auch nicht mehr allzugern bereit ist, arbeitsmäßig für die alten Spaßvögel was abzuzweigen.
Und so kommt es wie es kommen muß: Die "goldene"Spritze für altes unproduktives Leben: Euthanasie: Und das ist kein Spaß, daß ist wiederum schwere Sünde!
+
Und noch etwas: es gibt da diese berühmte Waage: wenn die nun einseitig beladen wird: mit der Schuld der Abtreibung, mit der Schuld der Verhütung, mit der Schuld der Euthanasie, dann neigt sich diese Waage immer schneller nach unten und wenn sie unten angekommen ist, dann ist Schluß mit lustig, dann haben wir uns gerade selbst das Urteil gesprochen,dann sehen wir wie schwer unsere Schuld wirklich ist, ob sie nun in der kahtolischen Kirche als leichte, schwere oder gar Todsünde vergeben wurde, denn selbst wenn sie uns vergeben wurde, dann heißt das ja nur, daß wir für die Ewigkeit nicht verloren gehen, es heißt aber nicht, daß damit die Sünde ihre Wirkung (Auswirkung) verliert: Der Mensch, den ich leiblich töte (durch Abtreibung, durch Euthanasie, durch entsprechende "Verhütungsmethoden") der bleibt tot, der fehlt dieser Gesellschaft an allen Ecken und Enden, vielleicht als guter Familienvater, als Bäcker, als Lehrer, als begnadeter Seelsorger, wer weiß: Wer das Buch, die verhütete Zukunft gelesen hat, der wird wohl nicht mehr so leichtsinnig seine eigene Befriedigung über das Wohl der Gemeinschaft stellen und verhüten, koste es was es wolle.
Und die Menschen die ich "töte" indem ich ihre Seele immer wieder und immer wieder aufs neue "tötlich" verwunde, die bleiben verletzt, verstümmelt, Gebrochene, selbst vielleicht nie mehr dazu fähig, wirklich lieben zu können: Die Anstalten sind voll mit seelisch Zerstörten, Frauen wie Männern und auch diese fehlen uns und das vielleicht nur, weil ich als Mann meine Frau zur widernatürlichen Verhütung gezwungen habe, damit die Befriedigung meiner Lust ohne Folgen bleibt!
Ohne Folgen???
Der Fluch der bösen Tat wird sich nie zu einem Segen wandeln, nie!
Somit dürfte jedem Leser klar vor Augen stehen: Es macht keinen Sinn nach einer Möglichkeit zu suchen, bei der ich bei möglichst kleiner Sündenschuld höchstmöglichen "Gewinn" einfahren kann:
Der "Gewinn" entpuppt sich immer als Schuldenmacherei und das nicht nur zu Lasten meinen Seelenheiles bezogen auf das ewige Leben, nein auch bezüglich des irdischen Lebens bleiben die gemachten Schulden stehen, auch wenn mir die Sünde bei ehrlicher Reue vom Beichtvater und damit von Gott selber, vergeben wurde.
Darum setzt die kath. Glaubenslehre neben einer wirklichen (am besten Liebesreue) Reue auch den Willen zur Wiedergutmachung der Schuld vorraus, erst dann erfolgt die Lossprechung von den Sünden.
Bei diesem Thema denke ich, wird der Wille zur Wiedergutmachung dadurch sichtbar, wenn ich meine Lebensgestaltung von Grund auf ändere: Ich bereit bin lieben zu lernen und dann zu lieben und wenn ich das anstrebe und umsetze, dann sind für mich Fragen wie die in diesem Strang gestellten, gegenstandslos,dann weiß ich, daß Liebe mehr ist als nur Sex und dann begreife ich,daß es Dinge gibt, die mich daran hindern wirklich zu lieben und das sind Dinge wie widernatürliche Verhütung u.v.a.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Herzlich willkommen hier im Kreuzgang, lieber Stefanus, aber diesen deinen langen Beitrag lese ich dann morgen, wenn ich nicht mehr ganz so müde bin wie jetzt eben kurz vor Mitternacht...

;)
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Petra hat geschrieben:Antrag: Könnte man nicht den Titel dieses Themas ändern? Wenigstens das „(immer)“ rausnehmen?

Falls nicht, könnte demnächst jemand in der Klausnerei einen Thread eröffnen „Schlagen Brüdergemeindler (immer noch) ihre Frauen?“

Oder bei Orthodoxens „Verschweigt die orthodoxe Kirche vor der Öffentlichkeit (ihre vielen) Marienerscheinungen?“

Für Anglikanens käme vielleicht so ein Burschi auf die Idee zu eröffnen: „Warum hört kein Bischof der CoE auf die geheimen Weisungen von Queen Elizabeth?“
Ich sehe das von dir beschriebene Problem nicht. Und ich finde auch den Titel nicht unpassend. Es ist ja nun mal Fakt, dass unter gewissen weiteren Voraussetzungen Verhütung eine Todsünde sein kann. Also wird hier ja auch nichts angedeutet, was nicht stimmt. Wenn überhaupt würde ich eher die Klammern wegnehmen und das "immer" stehenlassen. Aber da das eigentlich konträr zu deinem Antrag läuft, lass ich es, wie es ist.
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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Lieber Stephanus!
Vielen Dank für Deinen sehr aus der Praxis kommenden Beitrag,der
zeigt,warum die Vorschriften der Kirche dem Menschen am angemessensten
sind.Leider ist es aber seit den 70ger Jahren für Frauen,die sich weigern,
sich mit Hormonpraeparaten verseuchen zu lassen und ggf einen Mord
durch Nidationshemmung zu riskieren äusserst schwierig überhaupt einen
Partner zu finden.Ein bißchen Nachdenklichkeit kam mit dem AIDS-Schock,
ist aber schon wieder weitgehend verflogen.Als Lichtblick sind nur die
kath.treff Vermittlung zu werten und einige neue Jugendbewegungen,die
wieder eine gut katholische Auffassung von Ehe und Familie vermitteln.
Im Religionsunterreicht,Ethikstunden und leider auch in den meisten
Familien ist bezüglich dieser Fragen ist meist Fehlanzeige !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Raphael hat geschrieben:
JuliaVictoria hat geschrieben:Ich hab mal eine Frage an dieser Stelle:

Und zwar wurde mir erzählt, dass im Zweiten Vatikanischen Konzil festgelegt wurde, dass Verhütung, bzw. die Art der Verhütung, dem Gewissen der beiden Partner überlassen sei.

Stimmt das?
Nein, etwas Derartiges ist in keinem Text des II. Vaticanums festgelegt worden!

Vermutlich handelt es sich um ein Gerücht, das seinen eigentlichen Ursprung in der "Königsteiner Erklärung" der deutschen Bischöfe hat ...........
Diese "Erklärung" war eine Reaktion auf die Enzyklika "Humanae vitae" von Papst Paul VI.; mithin kein Konzilsdokument.
Doch eigentlich schon in "Gaudium et spes" 50 "Fruchtbarkeit der Ehe" überlässt sie die Verhütung dem Gewissen der der Eheleute.
Es lässt sich nur darüber streiten wollte Paul VI. hier einfach nur das Konzil "präzissieren" oder widersprach er ihm?
Und hier muß man die deutschen Bischöfe und auch die österreichischen sehr wohl in Schutz nehmen, denn die waren ja dabei da muß man schon vermuten daß sie wußten was die Konzilsväter aussagen wollten. Gestützt wird das ganze noch durch die eigentliche Kommission die ja 60:4 für die Verhütung war, auch alles Leute die das Konzil miterlebten und mitgestalteten und keine deutschen Freigeister waren. In Nr. 52 fordert das Konzil sogar die Wissenschaft auf hier Mithilfe zu leisten, daß hier eine sittliche Möglichkeit gegeben ist. Im Endefeckt ruft die Kirche zu einem Austausch und lernen von der Wissenschaft in "Gaudium et spes" auf. Sie ekrlärt eindeutig das das eine Art von Hilfe ist die sie von der Welt erhält. Und gerade im Bereich Sexulität verweist das konzil hier eindeutig auf die Mithilfe der Wissenschaft.
Hiermit ist meiner Meinung nach "Humanae Vitae" keine Präzisierung sonder ein widerspruch zum Konzil. Der Papst hat hier sein Amt im montanen Sinn verstanden und nicht im kollegialen, daher waren die deutschen und össtereichischen Bischöfe im Recht wenn sie ihn kollegial korrigierten. Im Endefeckt widerstanden sie Kephas ins Angesicht weil er Tadel verdiente. Aus dem Schlafzimmer hat sich auch Kephas gefälligst rauszuhalten.

LG
Fiore
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Unsinn. Die entsprechenden Absätze von Gaudium et spes sind klar auf „NER“ bzw. „NFP“ zu deuten. Humanæ vitæ stellt die vom Vaticanum II angedeutete Präzisierung dar.

(Abgesehen davon kann ich nicht umhin, bei dieser Gelegenheit festzustellen, daß die süßlich-salbungsvolle Redeweise dieses Konzilsdokuments, die der kirchlichen Tradition eigentlich fremd ist und heterogene Einflüsse verrät, eine in freudiger Achtung vorm Lehramt geübte Lektüre des Textes außerordentlich sauer macht.)

Was deine Anmerkung zur „Königsteiner Erklärung“ betrifft: Dieses Elaborat ist schon rein formal – unabhängig vom behandelten Gegenstand – eine schlimme moraltheologische Entgleisung, welche die Entscheidungsgrundlagen sittlichen Handeln völlig verwischt.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Unsinn. Die entsprechenden Absätze von Gaudium et spes sind klar auf „NER“ bzw. „NFP“ zu deuten. Humanæ vitæ stellt die vom Vaticanum II angedeutete Präzisierung dar.
Wie etwa deshalb benennt das Konzil die Wissenschaften als Hilfe? :mrgreen:
Das ist doch wohl nicht dein ernst in 50 stellt das Konzil klar Ehe ist nicht nur Kinder kriegen und Kinderkriegen ist Verantwortung. Dagegen geht HV schon mal soweit das es unter bestimmten Umständen geboten scheint Verhütung zu betreiben. Während als gaudium die Elternschaft und Co. psotiv darstellt, mcht Paul VI. das zu einer anrüchigen Gschichte.
In 52 ruft das Konzil eindeutig die Wissenschaften auf Mittel und Wege aufzuzeigen, vorher begrenzt es aber in 51 die Methoden Geburtenregelung eindeutig.
Das Konzil lässt es bist auf die logischerweise Einschränkungen aus 51 komplett in der Verantworung der Eltern.
Paul VI. hingegen grenzt die Methodik gegen die Kollegialität nochmal willkürlich ein, auf die Wissenschaft pfeift er dabei sowieso. Er ist meines erachtens damit zu weit gegangen.
Abgesehen davon kann ich nicht umhin, bei dieser Gelegenheit festzustellen, daß die süßlich-salbungsvolle Redeweise dieses Konzilsdokuments, die der kirchlichen Tradition eigentlich fremd ist und heterogene Einflüsse verrät, eine in freudiger Achtung vorm Lehramt geübte Lektüre des Textes außerordentlich schwer macht.
Allerdings stellt das Konzil hier klar das Gaudium nur eine Lehre gemäs die jetzige Erkentnnis ist, also eine momentane "Durchführungsverordnung", während man die daraus folgende HV schon fast dogmatisch sieht.
Was deine Anmerkung zur „Königsteiner Erklärung“ betrifft: Dieses Elaborat ist schon rein formal – unabhängig vom behandelten Gegenstand – eine schlimme moraltheologische Entgleisung, welche die Entscheidungsgrundlagen sittlichen Handeln völlig verwischt.
Sie ist vielleicht nicht perfekt in ihrem Grundtenor aber richtig.

LG
Fiore
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