Als "progressive Stimmungsmache" würde ich das jetzt nicht einfach abtun, Stuflesser bemüht sich ja durchaus um eine differenzierte Analyse. Leider bleibt sie unterm Strich diffus, weil er sich scheut, die Dogmen der etablierten Liturgiewissenschaft in Frage zu stellen.
So arbeitet er einerseits doch recht klar heraus, daß die volkssprachliche Liturgie - unabhängig vom Charakter der Übersetzung - aus sich heraus keine vertiefte participatio bewirkt, stellt also damit die Grundannahme von "Comme le prévoit" (und bis zu einem gewissen Grad auch "Sacrosanctum concilium") in Frage. Andererseits bringt er diese Texte dann aber doch wieder als Autorität gegen die aktuelle Übersetzerinstruktion in Stellung. Immerhin muß man ihm aber Problembewußtsein zubilligen.
Ärgerlich finde ich allerdings seine Argumentation im Zusammenhang mit dem Credo: "So entspricht die Änderung von ,We believe' zu ,I believe' gerade nicht der Tradition, denn das Nicaeno-Constantinopolitanum ist im Originaltext in der Wir-Form formuliert." Die Begründung ist sachlich natürlich richtig, tut in diesem Zusammenhang aber nichts zur Sache.
Die zur Liturgie versammelte Gemeinde ist eben kein ökumenisches Konzil, das mit der gemeinschaftlichen Autorität seiner Teilnehmer den Glauben ausformuliert hat. Vielmehr legt hier der je einzelne Gläubige sein Bekenntnis zum Glauben der Kirche ab; für seinen Banknachbarn kann er logischerweise nicht sprechen.
Von daher ist es völlig logisch, daß das Credo in der liturgischen Tradition in Ich-Form vorgetragen wird. Und der Wechsel zum „Wir“ in volkssprachlichen Übersetzungen war ein Fehlgriff, der nun zurecht korrigiert wird.