Es muss zwischen Reformierten und Lutheranern unterschieden werden. Reformierte verstehen sich als „Wortkirche“. Folglich spielen Sakramente eine untergeordnete Rolle. Für (echte) Lutheraner sind Wort und Sakrament hingegen gleichwertig. Beides kennzeichnet auch die sichtbare Kirche. Ursprünglich sollte an allen Feiertagen sowie immer dann, wenn die Kommunion von Gemeindemitgliedern begehrt wird, Abendmahl gefeiert werden. Das hätte also theoretisch auch täglich sein können. Auswertungen von Kommunikantenbücher haben auch ergeben, dass die Teilnahme an der Kommunion bis ins Zeitalter der Aufklärung hinein sukzessiv zunahm, bevor sie in der Folgezeit stark rückläufig wurde. Die Häufigkeit der Abendmahlsfeiern nahm folglich ebenfalls stark ab.monsieur moi hat geschrieben:Strange, die Sitte.Linus hat geschrieben:Nein keine Kanzel- sondern der Balkon für Hohe Herrschaften, damit die das Geschehen am Altar direkt mitverfolgen konnten. . gibts hier in den Wiener Innenstadtkirchen dauernd.monsieur moi hat geschrieben:Sieht schön aus. Darf ich dich fragen, ob du weißt, was das für eine Art "Balkon" ist, auf der linken Seite vom Altar? Eine Kanzel? Aber so in der Wand?
Aber Danke.
Der Kanzelaltar ist eine evangelische Sitte und geht, soweit ich weiß, daraus hervor, dass das Wort und die Auslegung des Wortes in den Kirchen der Reformation von weit größerer Bedeutung sind und auch diese Position in der Kirche einnehmen sollen, daher wurden Altar und Kanzel angenähert und zu einem vereinigt.Jacinta hat geschrieben:Bisher habe ich aber noch keine kath. Kirche gesehen, wo die Kanzel direkt über dem Altar, quasi ein Teil desselben ist. Konkrekt kenne ich aber zwei ev.-luth. Dorfkirchen, wo das so ist.
Das gibt es deshalb nicht in der katholischen Kirche.
Soweit ich weiß, ist es auch eine evangelische Sache, dass Taufbecken, Altar und Orgel in unmittelbarer Nähe stehen können und dabei das Leben des Christen symbolisieren sollten. Die Taufe für die neue Geburt in Christus, der Altar für die Integration in die christliche Gemeinschaft und die Orgel für die Gebete und das Lob Gottes.
Lutherische Kirchen unterscheiden sich auch von reformierten Kirchen dadurch, dass neben der Kanzel auch Altar und Taufbecken fest im Raum verankert sind, womit bereits bildlich zum Ausdruck gebracht wird, dass das Sakrament der Taufe sowie das Altarsakrament einen festen Platz in der Kirche haben (sollen) bzw. genauso wie die Verkündigung des Evangeliums Christi unverzichtbar sind. Reformierte verwenden hingegen ein mobiles Taufbecken sowie einen Abendmahlstisch, der ebenfalls nicht fest verankert ist. Wird er nicht gebraucht, kann er weggetragen werden.
Unter „sola gratia“ subsumieren Lutheraner neben dem Evangelium auch die Taufe, das Abendmahl sowie die Beichte/Lossprechung als Gnadenmittel.
Die vier Gnadenmittel
Jeder echte lutherische Gottesdienst beginnt auch mit der allgemeinen Beichte bzw. mit einem Rüstgebet. Früher wurde auch noch streng nach dem Grundsatz verfahren: Wer nicht gebeichtet hat, nimmt auch nicht an der Kommunion teil! Heute klingt das natürlich für die meisten Landeskirchler sehr antiquiert. Wenigstens wird aber wieder häufiger als früher Abendmahl gefeiert.
Der Kanzelaltar ist typisch protestantisch bzw. lutherisch. Er bringt die enge Verzahnung zwischen Wort und Sakrament schön zum Ausdruck. Denn alle Sakramente beruhen auf die Einsetzung Christi durch dessen Wort. Für Lutheraner gilt daher: Kommt das Wort (Einsetzungsworte bei der Abendmahlsfeier/Taufformel bei der Taufe) zum Element, so wird’s zum Sakrament.
Richtig ist, wie bereits erwähnt wurde, dass Lutheraner ursprünglich während der Konsekration und bei der Kommunion knieten. Auch bei der Beichte kniete man. Heute ist das in der Landeskirche leider nicht mehr die Regel. Lediglich in der SELK wird das im Großen und Ganzen noch gepflegt. Im Regelfall wird dort auch die knieende Mundkommunion praktiziert. Folglich gibt es auch noch Knie- sowie Kommunionsbänke oder Schaumkissen auf der höchsten Altarstufe.
Marienstatuen oder Statuen von anderen Heiligen kann man auch in lutherischen Kirchen antreffen. Kruzifixe dürfte es sogar in (nahezu) jeder lutherischen Kirche geben (kenne keine ohne). Auch das unterscheidet lutherische von reformierten Kirchen. Reformierte lehnen nämlich solche Darstellungen wegen des Bilderverbotes ab.
Luther empfahl das Bekreuzigen beim Morgen- und Abendsegen. Ich kenne selbst Lutheraner, die sich zusätzlich beim Eingangsvotum, nach der Kommunion sowie beim Schlusssegen oder auch beim Kanzelsegen oder nach der Absolution bekreuzigen.
Früher ging es bei Lutheranern im Regelfall auch bunter und liturgischer als heute zu:
Historische Bilder von der lutherischen Messe
Historische Bilder von der lutherischen Messe Teil 2