Margarete hat geschrieben:»Und "genau das", wie Du meinst, hat er eben nicht SO gesagt, sondern er hat - um mich noch einmal zu wiederholen - die jüdische Herkunft einiger Täter zum Anlaß für eine höchst überflüssige Aufrechnerei genommen.«
Ich verstehe die hauptsächlich inkriminierte Redepassage nach wie vor so, daß Hohmann gezeigt hat, zu welchem Ergebnis es führen kann, wenn man die Methode, die von gewissen Interessengruppen tatsächlich immer wieder pauschal gegen die Deutschen angewandt wird, analog auf die vielen Juden in der bolschewistischen Führung überträgt. Denn von da aus gelangte Hohmann zu der Feststellung, daß die Methode in dem einen wie dem andern Falle unangemessen ist.
Also keine Aufrechnerei in dem Sinne, das Untaten der einen Seite durch die der andern aufgewogen werden sollten, sondern Widerlegung der Pauschalverdammungsmethode und Hinweis auf die wirklichen Wurzeln jener Untaten.
Übrigens ist in der Weimarer Zeit dieselbe Methode ja auch tatsächlich gegen die Juden verwendet worden. Ja, ohne die tatsächliche Präsenz jener Juden unter den bolschewistischen Führern hätten die antisemitischen Propagandisten in Deutschland, wo der Schock des aus dem Osten berichteten Grauens tiefe Wirkung hinterließ, nicht mit solchem Erfolg das Zerrbild des ewig-bolschewistischen Juden zeichnen können.
Darm kann ich gut verstehen, wenn jemand heftig reagiert, sollte nun dieselbe Propaganda widerbelebt werden. Es ist aber ebenso verständlich und nachvollziehbar, wenn jemand sich dagegen wendet, daß ähnliche Methoden gegen andere (und zumal gegen das eigene Volk) angewendet werden. Statt also laut aufzuschreien – noch dazu in vielen Fällen aus reiner Heuchelei oder im eigenen Karriereinteresse –, sollte man noch einmal hinschauen und merken: »Aha! der Mann hat ja gar nicht die Juden bezichtigt, sondern bloß klargestellt, weshalb man ebensowenig „die“ Juden pauschal bezichtigen darf wie „die“ Deutschen.«
Margarete hat geschrieben:»Außerdem, das Zitat stammt nicht von mir sondern aus einem Pressekommentar!«
Dachte, das sei auch so klar. Habe es oben verdeutlicht.
Margarete hat geschrieben:»Herr Hohmann hätte es sich und uns allen einfacher machen können: "Die Täter der russischen Geheimpolizei waren Bolschewiken."«
Der Pauschalvorwurf gegen die Deutschen wird aber heute nicht von Bolschewiken erhoben. Hohmann mußte schon auf die zielen, deren Methode er sich zu kritisieren vorgenommen hatte. Diese Absicht kann man natürlich für illegitim halten; dem würde ich jedoch widersprechen. Jüdische Abstammung kann ja nicht zur Exemption von jeder Kritik führen.
Man kann natürlich auch einfach sagen, die Gelegenheit sei unpassend gewesen:
Margarete hat geschrieben:»Hohmann hätte am 3. Oktober auch einfach was zum Tag der Deutschen Einheit sagen können... «
Mir persönlich würde zu diesem dämlichen Feiertag auch nicht viel „Passendes“ einfallen. Nun ja, ich hätte vielleicht über die neoliberal vermurksten Chancen geredet und ein paar Möglichkeiten zum Aufschwung aufgezeigt, wirtschafts- und finanzpolitische Desiderate genannt, Investitionen in Infrastruktur und Forschung gefordert, den
Transrapid gepriesen, das leuchtende Bild eines zusammenhängenden Wirtschaftsraums vom Atlantik bis an den Amur, vom Nordmeer bis zum Hohen Atlas gemalt.
Dabei hätte ich vermutlich auf einige Kriegstreiber und internationale Finanzhaie geschimpft und Rußlands Maßnahmen gegen Beresowskij, Gussinskyj und nun Chodorkowskij gelobt: und wäre dessenthalben prompt mit Schimpf und Schande als Antisemit durch die Arena getrieben worden.